Vermögensbilanzen

Vermögensbilanzen der institutionellen Sektoren

Die Bestände an Geldvermögen und Verbindlichkeiten, die sich aus der Finanzierungsrechnung der Bundesbank ergeben, lassen sich in Form von finanziellen Vermögensbilanzen der institutionellen Sektoren darstellen. Eine Variante dieser Bilanzen, die den Anforderungen des "Special Data Dissemination Standard Plus" des Internationalen Währungsfonds entspricht, ist im Bereich "Tabellen" abrufbar.

Darüber hinaus werden die Angaben zur Erstellung von sogenannten integrierten Vermögensbilanzen auf Jahresbasis genutzt. Neben den finanziellen Forderungen und Verbindlichkeiten enthalten diese zusätzlich Angaben zum Sachvermögen, die im Rahmen der realwirtschaftlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung vom Statistischen Bundesamt ermittelt werden.

Darunter sind im Wesentlichen alle produzierten und nichtproduzierten Vermögensgüter zu verstehen, also etwa Immobilien, Ausrüstungen und Baulandvermögen. Die Bilanz der privaten Haushalte wird schließlich noch um das sogenannte Gebrauchsvermögen (insbesondere langlebige Konsumgüter, z. B. PKW) ergänzt, sodass man insgesamt ein umfassendes Bild der sektoralen und gesamtwirtschaftlichen Vermögenssituation erhält.

Verteilungsbasierte Vermögensbilanz (DWA) der privaten Haushalte in Deutschland

Mit der verteilungsbasierten Vermögensbilanz der privaten Haushalte in Deutschland (Distributional Wealth Accounts: DWA) existiert ein neuer, experimenteller Datensatz, der zwei verschiedene Welten vereint: Er kombiniert die Daten aus der Vermögensbefragung der Bundesbank (PHF-Studie) mit den vierteljährlichen Angaben der gesamtwirtschaftlichen Vermögensbilanzen. Mit der verteilungsbasierten Vermögensbilanz können nun Analysen auf Ebene einzelner Haushalte im vierteljährlichen Rhythmus durchgeführt werden. Veränderungen in den Vermögensunterschieden zwischen privaten Haushalten werden nun schneller sichtbar.

Konkret beruht der neue Datensatz darauf, die Angaben der Haushaltsbefragung innerhalb eines konsistenten Analyserahmens sinnvoll mit den gesamtwirtschaftlichen Vermögensbilanzen des Haushaltssektors zu kombinieren und dabei Datenlücken zu schließen. Mit diesem Vorhaben beschäftigen sich Expertinnen und Experten des Europäischen Systems der Zentralbanken seit dem Jahr 2015 in verschiedenen Arbeitsgruppen. Der resultierende Datensatz bietet wertvolle Informationen aus der Kombination beider Statistiken: Er berücksichtigt die Verteilungsinformationen aus der Vermögensbefragung auf Ebene der einzelnen Haushalte sowie die vierteljährliche Dynamik und die Niveauangaben der gesamtwirtschaftlichen Vermögensbilanzen für den Zeitraum seit 2011. Dabei ordnet die verteilungsbasierte Vermögensbilanz Haushalte nach der Höhe ihres Nettovermögens und schlüsselt für diese jeweils die Bestandsangaben folgender Anlageformen und Verbindlichkeiten auf: Einlagen, Schuldverschreibungen, börsennotierte Aktien, Anteile an Investmentfonds, Versicherungsansprüche, finanzielles und nichtfinanzielles Betriebsvermögen, Immobilien sowie Verbindlichkeiten in Form von Wohnungsbaukrediten und übrigen Krediten. Zudem wird schließlich das Nettovermögen eines Haushalts als Differenz zwischen der Summe aller Anlageformen und den Verbindlichkeiten abgebildet.

Die Angaben zeigen zum Beispiel eindrucksvoll, wie unterschiedlich sich die Vermögen der privaten Haushalte zusammensetzen: Die Vermögen der vermögensärmeren Hälfte der Verteilung bestehen in einem hohen Maße aus risikoarmen Anlageformen wie Einlagen und Versicherungsansprüchen. Die Vermögensstruktur der vermögenderen Haushalte umfasst dagegen in einem deutlich größeren Umfang Kapitalmarktinstrumente und vor allem Immobilien- und Betriebsvermögen. Zudem verdeutlichen die Angaben eine recht hohe Vermögensungleichheit in Deutschland, die jedoch in den vergangenen Jahren leicht sank. Grund für den leichten Rückgang ist, dass die Nettovermögen der Haushalte in der vermögensärmeren Hälfte der Vermögensverteilung, ausgehend von einem niedrigen Niveau, besonders kräftig gewachsen sind. Die Verteilung und die Struktur des Vermögens können Wirkung und Wirksamkeit der Geldpolitik beeinflussen. Daher dürfte es bei der Analyse geldpolitischer Maßnahmen grundsätzlich hilfreich sein, die finanziellen Unterschiede zwischen den privaten Haushalten stärker im Blick zu haben. Vor diesem Hintergrund ist es für eine Notenbank von besonderem Interesse, künftig die verteilungsbasierte Vermögensbilanz zu erstellen und zu nutzen.