Claudia Buch während ihres Vortrags in Halle ©Nils Thies

Evaluierung von Finanzmarktreformen – Lehren aus anderen Politikbereichen und Disziplinen

Im Zuge der Finanzkrise wurden neue Regulierungen für die internationalen Finanzmärkte beschlossen und eingeleitet. Mit der Koordinierung der Umsetzung wurde der Finanzstabilitätsrat (FSB) beauftragt. Nun gilt es, die Wirkung dieser Reformen zu überprüfen. Dies hat sich der Finanzstabilitätsrat  auf die Fahnen geschrieben (siehe Kasten „Evaluierung von Finanzmarktreformen“ im Finanzstabilitätsbericht 2017).
Was kann die Evaluierung von Finanzmarktreformen aus den Erfahrungen anderer Politikbereiche lernen? Diese Frage wurde in einem gemeinsam von der Bundesbank und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina veranstalteten interdisziplinären Workshop in Halle erörtert. Die Ergebnisse des Workshops haben die Bundesbank und die Leopoldina nun in Form eines gemeinsamen Tagungsbandes veröffentlicht. 
Auf vier hochkarätig besetzten Panels zu den Politikfeldern Arbeitsmarkt, Familie, Gesundheitssystem und Finanzmärkte haben Vertreter aus Wissenschaft und Verwaltung miteinander diskutiert. Sie identifizierten  Faktoren, die dazu beitragen, dass  Politik und Wissenschaft erfolgreich bei der Evaluierung von Politikmaßnahmen zusammenwirken. Im Vordergrund stand dabei die Frage, wie gute Evaluierungen gelingen können, welche Voraussetzungen für eine „gelebte“ Evaluierungskultur im politischen Prozess und der Wissenschaft nötig sind – und wie ein besserer Dialog zwischen beiden Seiten gestaltet werden kann.

Verbesserte Informationsbasis im Interesse aller

In einem Punkt waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig: von einer verbesserten Informationsbasis profitieren alle, weil mehr Evidenz in politischen Entscheidungsprozessen im Interesse der Gesellschaft sei. Die Diskussionen zeigten aber, dass mehrere Faktoren für erfolgreiche Evaluierungen relevant seien: Erstens müssten alle davon überzeugt sein, dass evidenzbasierte Entscheidungen vorteilhaft und sinnvoll sind. Zudem sei eine gesetzlich verankerte Pflicht zur Evaluierung hilfreich, um Interessenskonflikten vorzubeugen und notwendige Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Zweitens müsse der Zugang zu relevanten Informationen, beispielsweise über digitale Plattformen, sichergestellt werden. Nur so könnten alle am Dialog teilnehmen. Drittens sollten die notwendigen Daten, auch für externe Forscher, zur Verfügung stehen. Und nicht zuletzt sollten im wissenschaftlichen Bereich die Anreize verbessert werden, politische Entscheidungsprozesse durch gute Evidenz zu unterstützen.