Startschuss für Digitalen Finanzbericht

Die Bundesbank hat in Berlin gemeinsam mit Vertretern der deutschen Finanzwirtschaft den Startschuss für den "Digitalen Finanzbericht" (DiFin) gegeben. Ab April 2018 können Unternehmen ihre Jahresabschlüsse und andere Finanzberichte in einem bundesweit einheitlichen Standard elektronisch an ihre Banken und Sparkassen übermitteln.

"Der Digitale Finanzbericht ist ein Musterbeispiel für die Umsetzung einer digitalen Agenda, die gerade in aller Munde ist", sagte Bundesbank-Vorstandsmitglied Joachim Wuermeling bei der Auftaktveranstaltung in der Bundesbank-Hauptverwaltung in Berlin. Aus seiner Sicht bringt DiFin eine spürbare administrative Entlastung bei der Erstellung und Verteilung des Jahresabschlusses, eine schnellere und verlässlichere Bonitätsprüfung durch die Banken und Sparkassen und damit einen verbesserten Kreditzugang für den Mittelstand.

Digitale Berichte verhindern Medienbrüche

Beim Digitalen Finanzbericht geht es um die Digitalisierung des sogenannten Offenlegungsprozesses: Gewährt eine Bank oder Sparkasse einem Unternehmen einen Kredit, muss sie sich nach gesetzlichen Vorgaben über die wirtschaftliche Situation des Kreditnehmers auf dem Laufenden halten. Dafür benötigt sie die Jahresabschlüsse des Unternehmens, die sie bislang jedoch lediglich in Druckform erhält. Damit das Kreditinstitut die Finanzdaten verarbeiten kann, müssen sie zunächst von Hand in die bankeigenen IT-Systeme eingegeben werden. So kommt es sowohl bei der Verteilung als auch der Auswertung des Finanzberichts zu einem fehleranfälligen und kostenintensiven Medienbruch.

Mit dem Digitalen Finanzbericht können Jahresabschlüsse und andere Finanzberichte nun direkt in die IT-Analysesysteme des Empfängers übertragen und dort unmittelbar weiterverarbeitet werden. So werden Medienbrüche vermieden, Kosten und Zeitaufwand gesenkt und die Datenqualität verbessert. Technisch umgesetzt wird die Datenübertragung mittels der maschinenlesbaren Sprache "Extensible Business Reporting Language" (XBRL). Sie kommt bereits bei vergleichbaren Anwendungen zum Einsatz, etwa bei der gesetzlich vorgeschriebenen elektronischen Übermittlung von Bilanzen an Finanzämter (eBilanz).

Substanziell höhere Vergleichbarkeit

Bundesbank-Vorstandsmitglied Wuermeling zufolge wurde für den Digitalen Finanzbericht der Inhalt von 7.000 möglichen Datenfeldern von Bilanzen standardisiert. Banken und Sparkassen könnten diese Bilanzdatenpunkte nun einheitlich verwenden, verarbeiten und interpretieren, sagte er. "Im Ergebnis führt dies zu einer substanziell höheren Vergleichbarkeit und zu einer besseren Datenqualität für die Verarbeitung von Bilanzdaten", so Wuermeling. Dies sorge für eine solidere und aktuellere Datenbasis für die Kreditvergabe an die Realwirtschaft.

Wuermeling betonte, dass mit der Übertragungssprache XBRL keine neuen Rechnungslegungsvorschriften geschaffen würden. Die Sprache bilde im deutschen Fall die bestehenden Vorschriften nach dem Handelsgesetzbuch verarbeitungsgerecht ab. Sie gebe eine Struktur für Bilanzdaten vor und sorge auf technischer Ebene für eine Standardisierung. "Informationen müssen einheitlich eingegeben und empfangen werden, vergleichbar mit der Handhabung von Containern in der Logistikbranche", erläuterte Wuermeling.

Spahn: Automatisierte Analyse

Der parlamentarische Finanzstaatssekretär Jens Spahn regte in seinem Grußwort an, nach der reibungslosen Übertragung von Finanzdaten, die mit dem Digitalen Finanzbericht ermöglicht wird, in einem nächsten Schritt den Blick auch auf die automatisierte Analyse der erhobenen Daten zu richten, etwa mit Systemen künstlicher Intelligenz.

Am Projekt beteiligte Expertinnen und Experten der Bundesbank sehen eine sinnvolle Weiterentwicklung des Digitalen Finanzberichts insbesondere in einem Rückkanal von den Kreditinstituten zu den Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern, die von den Unternehmen mit der Erstellung der Jahresabschlüsse beauftragt worden sind. Als Beispiel nannten sie die Bereitstellung von Zins- und Tilgungsplänen an die Kanzleien.