Personen mit Mundschutz auf einer Rolltreppe im Einkaufszentrum ©yurolaitsalbert / Adobe Stock

Reaktionen auf die Corona-Pandemie

Auch die Bundesbank ist von der weltweiten rasanten Ausbreitung des Corona-Virus betroffen. Auf diese Situation musste unter Berücksichtigung der verschiedenen staatlichen Maßnahmen rasch und umfassend reagiert werden. Oberste Priorität hatte die Aufrechterhaltung eines möglichst reibungslosen Geschäftsbetriebes, was in einer solchen Ausnahmesituation für die Finanzmärkte von entscheidender Bedeutung ist. So hat die Bundesbank eine ganze Reihe von Maßnahmen ergriffen, um ihren Geschäftspartnern weiterhin die gewohnten Services und Dienstleistungen anbieten zu können. Dies gilt sowohl für den Zahlungsverkehr und die Wertpapierabwicklung einschließlich des Sicherheitenmanagements als auch für andere Geschäftstätigkeiten der Bank (wie zum Beispiel Bargeldversorgung, geldpolitische Operationen). Auch Projektaktivitäten gilt es unter den veränderten Umständen fortzuführen. Zudem spielt der Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine entscheidende Rolle. Das Arbeiten in sogenannten Split-Teams wurde in der Bundesbank eingeführt, wenn eine Präsenz im Büro vor Ort zwingend notwendig ist. Dadurch soll der Totalausfall einzelner Arbeitseinheiten möglichst vermieden werden. Zudem wurde für viele andere das Arbeiten im Home Office – wo immer möglich – zum „new normal“. Koordiniert wurden alle Maßnahmen in einem für die gesamte Bundesbank zuständigen Krisenstab.

Als Zwischenresümee lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt sagen, dass das Leistungsangebot der Bundesbank nahezu uneingeschränkt beibehalten werden konnte. Abläufe und die Art der Zusammenarbeit mussten an die veränderten Gegebenheiten angepasst werden, was erstaunlich gut gelang und sich zwischenzeitlich eingespielt hat. Jetzt geht es bereits um die Frage, wie der Weg hin zur Normalität aussehen und wann dieser gestartet werden soll. Dies wird sicherlich schrittweise erfolgen, auch um den stabilen Betrieb nicht zu gefährden. Vermutlich dürfte die eine oder andere Veränderung während der Corona-Krise auch in Zukunft Bestand haben und die gesammelten Erfahrungen das zukünftige Arbeitsleben in und außerhalb der Bundesbank verändern.  

Auswirkungen auf Finanzmarktinfrastrukturen 

Die nicht durch die Bundesbank betriebenen Finanzmarktinfrastrukturen in Europa haben ebenfalls ihre Notfallpläne aktiviert. Ihr Betrieb läuft weitestgehend stabil. Auswirkungen der Corona-Krise zeigen sich im geänderten Nutzerverhalten. 

So ist die Zahl der abgewickelten Wertpapiergeschäfte aufgrund erhöhter Marktvolatilität und Handelsaktivität zu Beginn der Krise stark angestiegen. Zudem müssen die Teilnehmer an europäischen Zentralen Gegenparteien deutlich höhere Sicherheitenleistungen (Margins und Beiträge zum Ausfallfonds) erbringen. 

Im Individualzahlungsverkehr sind die abgewickelten Zahlungen seit Krisenbeginn betragsmäßig angestiegen, während die Anzahl der Zahlungen in TARGET2 eher rückläufig war. Im Kartenzahlungsverkehr zeichnet sich ebenfalls ein differenzierteres Bild: Während in Deutschland die Zahl der abgewickelten Zahlungen deutlich erhöht ist, lässt sich im übrigen Europa ein starker Rückgang beobachten. 

Die European Banking Authority (EBA) hat zudem im März den Zahlungsdienstleistern empfohlen, den gesetzlichen Spielraum für kontaktloses Bezahlen mit der Zahlungskarte ohne PIN-Eingabe voll auszunutzen und die Betragsgrenze für solche Transaktionen auf die vorgegebene Höchstgrenze von 50 Euro hochzusetzen. Damit soll den Nutzern ein vermehrtes Bezahlen an der Ladentheke ohne physischen Kontakt ermöglicht werden. In Deutschland wird dies derzeit schrittweise umgesetzt.

Auswirkungen im Sicherheitenmanagement

Geschäftspartner der Bundesbank, die an Kreditgeschäften teilnehmen wollen, müssen für diese Geschäfte Sicherheiten stellen. Mit Beginn der Corona-Pandemie wurden diese Sicherheitenbestände der Geschäftspartner bei der Bundesbank, und damit das Potential bei geldpolitischen Operationen des Eurosystems Liquidität zu erhalten, erhöht.

So kletterten die bei der Bundesbank hinterlegten gesamten marktfähigen Bestände mit Beginn der Pandemie von 327 Milliarden Euro Mitte März 2020 auf 458 Milliarden Euro Mitte Mai dieses Jahres. 
Parallel zum Anstieg der Sicherheiten steht eine starke Zunahme bei den aufgenommenen Krediten von 74 Milliarden Euro auf nunmehr 169 Milliarden Euro im gleichen Zeitraum gegenüber, welche auf die starke Nachfrage bei den zusätzlich angebotenen langfristigen Offenmarktkrediten und den US Dollar-Tendern zurückzuführen ist.

Bemerkenswert ist, dass neben den großen Banken, die regelmäßig an den geldpolitischen Operationen des Eurosystems teilnehmen, auch kleinere Institute des Sparkassen- und Genossenschaftssektors, die seit Jahren nicht mehr als aktive Partner der Bundesbank aufgetreten waren, sich jetzt wieder beteiligen.

Auswirkungen auf Zahlungsverhalten an der Ladenkasse

Im Zuge der Corona-Pandemie zeigt sich ein verändertes Zahlungsverhalten: Verbraucherinnen und Verbraucher scheinen verstärkt auf unbare Zahlungsmittel und insbesondere das kontaktlose Bezahlen mit der Karte auszuweichen. 

So gaben im Rahmen einer Online-Befragung im Auftrag der Bundesbank im Zeitraum vom 14. bis zum 21. April 2020 knapp 43% der Befragten an, ihr Zahlungsverhalten bei Einkäufen in Ladengeschäften verändert zu haben. Von diesen 43% nutzten 87% seltener Bargeld als zuvor und 68% bezahlten häufiger kontaktlos mit der Karte. 

Das kontaktlose Bezahlen erfreute sich bereits vor Beginn der Corona-Pandemie wachsender Beliebtheit und hat den Ergebnissen zufolge nun einen kräftigen Schub bekommen. Hierzu könnte unter anderem die im Laufe des April bekanntgegebene Anhebung der Betragsgrenze beigetragen haben. 

Auch das Bezahlen mit dem Smartphone gewann an Bedeutung. Elf Prozent derjenigen, die ihr Zahlungsverhalten im Zuge der Corona-Pandemie geändert haben, gaben an, nun häufiger mit dem Smartphone an der Ladenkasse zu bezahlen.

Die Veränderungen im Zahlungsverhalten könnten sich im Verlaufe der Corona-Pandemie verstärkt haben. So gaben in einer Anfang April durchgeführten telefonischen Umfrage lediglich 25% der Befragten an, ihr Zahlungsverhalten bei Einkäufen in Ladengeschäften verändert zu haben. 

Überwachung des Zahlungsverkehrs und der Finanzmarktinfrastrukturen 

Die Bundesbank hat ihre Aktivitäten zur Überwachung des Zahlungsverkehrs und der Finanzmarktinfrastrukturen intensiviert und steht sowohl im engen Austausch mit den von ihr überwachten Unternehmen als auch mit ihren Partnern im Eurosystem und im Europäischen System der Zentralbanken.