Newsletter „Zahlungsverkehr und Wertpapierabwicklung“ 32. Ausgabe – Dezember 2017

Weiterentwicklung der Marktinfrastruktur des Eurosystems nimmt Gestalt an

22.12.2017

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Das Eurosystem entwickelt sein Angebot im Bereich Zahlungsverkehr und Wertpapierabwicklung stets weiter, um einerseits ein effizientes und reibungsloses Funktionieren der Finanzmärkte zu unterstützen und anderseits aktuellen Entwicklungen und Standards sowie den Bedürfnissen der Marktteilnehmer gerecht zu werden.

Deshalb wurden 2016 – und somit nach dem erfolgreichen Go-live des Großprojekts TARGET2-Securities – drei neue Projektinitiativen im Marktinfrastrukturbereich gestartet, mit denen das Eurosystem seine TARGET-Services verbessern und weiter integrieren sowie harmonisieren möchte:

  1. TARGET Instant Payment Settlement Service (TIPS)
  2. TARGET2/TARGET2-Securities-Konsolidierung (T2/T2S-Konsolidierung)
  3. Eurosystem Collateral Management System (ECMS)

Bereits im Juni 2017 beschloss der EZB-Rat die Realisierung des TARGET Instant Payment Settlement (TIPS)-Projekts, mit dem das Eurosystem ab 30. November 2018 die Abwicklung von Instant-Zahlungen in Zentralbankgeld anbieten wird.
Am 6. Dezember dieses Jahres folgte nun auch der Startschuss für die T2/T2S-Konsolidierung sowie für die Schaffung eines Eurosystem Collateral Management Systems (ECMS).

Ziel des T2/T2S-Konsolidierungsprojekts ist es, das Leistungsangebot des Eurosystems im Bereich Individualzahlungsverkehr und Wertpapierabwicklung ab November 2021 durch die noch stärkere Nutzung gemeinsamer Komponenten und die weitere Automatisierung von Prozessen zu verbessern und Synergien zu heben. Wesentliche Eckpunkte sind die Einführung eines zentralen Liquiditätsmanagements (Central Liquidity Management, CLM) sowie dem einheitlichen technischen Zugangspunkt ESMIG (Eurosystem Single Market Infrastructure Gateway). Das zentrale Liquiditätsmanagement bietet den Teilnehmern künftig einen umfassenden Überblick über ihre Zentralbankliquidität und eine komfortable sowie flexible Nutzung bzw. Steuerung der Liquidität über alle Services hinweg. Darüber hinaus werden die heute vorhandenen Funktionalitäten für das Liquiditätsmanagement weiter optimiert, ein netzwerkagnostischer Zugang ermöglicht und ISO 20022-konforme Nachrichten auch für das serviceübergreifende Liquiditätsmanagement sowie für den Individualzahlungsverkehr eingeführt.

Mit dem ECMS wird ab November 2022 das Management von Sicherheiten im Zusammenhang mit den Kreditoperationen des Eurosystems für alle bis dahin harmonisierten Funktionalitäten auf eine zentrale technische Plattform gehoben. Die geldpolitischen Geschäftspartner bekommen einen über alle Notenbanken hinweg einheitlichen Zugang zum Sicherheitenmanagementsystem und profitieren von einer deutlich einfacheren und effizienteren grenzüberschreitenden Mobilisierung von Sicherheiten. Auf diese Weise wird die Fragmentierung im Bereich des Sicherheitenmanagements aufgehoben, die dezentrale Umsetzung der Geldpolitik abgesichert und gleichzeitig ein wertvoller Beitrag zur Kapitalmarktunion geleistet.

Ziel der beiden letztgenannten Projekte ist es, die heutige Infrastruktur zu modernisieren, bestehende Optimierungspotenziale auszuschöpfen, aber auch neue Funktionalitäten – wie beispielsweise die Multiwährungsfähigkeit der künftigen RTGS-Services – zu entwickeln.

Mit der Entwicklung aller drei Projekte und dem späteren Betrieb wurden die 4ZB (d. h. Banca d’Italia, Banco de España, Banque de France und Deutsche Bundesbank) betraut. Diese vier Notenbanken sind bereits heute verlässliche Serviceprovider für das Eurosystem.