Zahlungsverkehrssymposium 2017
Zahlreiche Gäste aus der Finanz- und Kreditwirtschaft konnte Bundesbankpräsident Jens Weidmann auch dieses Jahr auf dem Zahlungsverkehrssymposium der Deutschen Bundesbank in Frankfurt begrüßen. Ein zentrales Thema des Tages war die mittlerweile weitestgehend abgeschlossene Einführung von TARGET2-Securities (T2S). Mit der Anbindung des deutschen Zentralverwahrers Clearstream Banking AG ist seit Februar 2017 auch der deutsche Markt an die Plattform angebunden.
"Mittlerweile ist nicht mehr die Frage, ob eine Infrastruktur oder eine Institution Ziel eines Angriffs sein wird, sondern nur noch wann und wie oft"
, warnte er. Allein im zurückliegenden Jahr seien mehrere hunderttausend nicht legitimierte Zugriffsversuche auf die Bundesbankinfrastruktur unterbunden und abgewehrt worden. Die neuerlichen weltweiten Ransomware-Angriffe Mitte Mai hätten gezeigt, wie dringlich die Entwicklung einer Cyber Resilience-Strategie in Europa sei. Weidmann erinnerte daran, dass deswegen Bundesregierung und Bundesbank die Cybersicherheit zu einem Schwerpunkt der deutschen G20-Präsidentschaft gemacht hätten.
Blockchain in der Wertpapierabwicklung
Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele warnte in seiner Rede vor zu hohen Erwartungen an die Blockchain Technologie. Die Deutsche Bundesbank setze sich seit geraumer Zeit mit dieser Basistechnologie auseinander, wolle aber den Hype um diese Technik nicht befördern. Daher sei auch der gemeinsam mit der Deutschen Börse entwickelte Prototyp, mit dem Wertpapiertransaktionen und Zahlungen blockchainbasiert abgewickelt werden können, nicht als eine Vorstufe zu einer Markteinführung anzusehen. "Unser Kerninteresse ist derzeit ein Erkenntnisinteresse"
, fasste Thiele die Position der Bundesbank zusammen.
Erfolgreiche Migration von T2S
In einer von Jochen Metzger, Leiter des Zentralbereichs Zahlungsverkehr und Abwicklungssysteme der Bundesbank, moderierten Diskussion berichteten Vertreter der Kreditwirtschaft von den ersten Erfahrungen mit T2S. Trotz anfänglicher Startschwierigkeiten zeigten sich alle Beteiligten sehr zufrieden mit dem neuen System. Dank für die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Bundesbank erging an dieser Stelle speziell an Jochen Metzger. Durch die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten sei die Einführung von T2S in Deutschland deutlich reibungsloser verlaufen als in vielen anderen Ländern der Eurozone, so Stephen Lomas von der Deutschen Bank AG.
Echtzeitzahlungen in ganz Europa
Großes Interesse rief auch der Vortrag von Yves Mersch, Mitglied des EZB-Direktoriums, über die Pläne des Eurosystems zur Weiterentwicklung der Finanzmarktinfrastruktur hervor. Im Vordergrund stand vor allem eine mögliche Einführung von TARGET Instant Payments Settlement (TIPS), einem europaweiten Echtzeitzahlungssystem. Mersch verwies dabei auf Marktkonsultationen, denen zufolge in Finanzindustrie und Realwirtschaft ein großes Interesse an Echtzeitzahlungen besteht. Hinsichtlich der Frage, ob die Infrastruktur für solche Zahlungen von privaten Anbietern oder zentral vom Eurosystem bereitgestellt werden sollte, sprach er sich für letzteres aus. "
TIPS kann die Basisinfrastruktur für Echtzeitzahlungen in ganz Europa bilden"
, gab sich Mersch optimistisch. Mit einer Einführung könne eventuell bereits Ende 2018 gerechnet werden.*
* Das Zahlungsverkehrssymposium fand am 18. Mai statt. Inzwischen hat der EZB-Rat die Einführung der TIPS-Plattform beschlossen. Details dazu finden Sie im dazugehörigen Artikel.