Ein Goldmedaillon des Constans
Constans war der jüngste Sohn von Constantin I. dem Großen. Bereits im Knabenalter ernannte ihn sein Vater zum Caesar (Unterkaiser). Als Constantin I. im Jahre 337 starb, nahmen seine drei Söhne, Constantin II., Constantius II. und Constans, den Augustustitel an und teilten das Reich unter sich auf. Constans bekam Italien, Nordafrika und die Balkanhalbinsel zugesprochen. Das Verhältnis der drei Söhne war nicht konfliktfrei. Constantin II. beanspruchte die Diözesen Africa und Italien für sich und fiel 340 in Oberitalien ein. Constans konnte den Angriff abwehren. Er besiegte seinen Bruder bei Aquileia, der dort den Tod fand. Für Constans ein glücklicher Umstand, denn er herrschte nun über den ganzen Westen des Römischen Reiches. Zehn Jahre später fiel Constans dem Usurpator Magnentius zum Opfer, der 350 in Gallien zum Kaiser ausgerufen wurde.
Constantin I. übergibt das Reich an seine Söhne, Bildteppich nach einer Skizze von Peter Paul Rubens, 1622
Während seiner Regentschaft verzeichnete Constans Erfolge in der Grenzsicherung gegen die Germanen. Im Jahre 341 fielen die Franken, wohl durch die Zwistigkeiten der Augusti ermuntert, in das Römische Reich ein. Constans stellte sich ihnen entgegen. Er errang 342 einen entscheidenden Sieg und zwang die Franken zu einem Bündnis. Der römische Historiker Ammianus Marcellinus bemerkt, Constans habe später keinen größeren Krieg mehr führen müssen, weil die Barbaren seine Macht und Tapferkeit fürchteten.
Der wichtige Sieg von Constans über die Franken im Jahre 342 stellt den historischen Hintergrund für unser neunfaches Soldidusmultiplum dar. Modern werden Vielfache (Multipla) der einfachen römischen Goldmünzen auch als Medaillone bezeichnet. Unser Medaillon ist neunmal so schwer wie ein Solidus, die damalige Standardgoldmünze, und somit Teil des Münzsystems. Das gemeinsame Vorkommen von Goldmedaillonen und einfachen Goldmünzen in Münzfunden zeigt, dass die Multipla auch als Zahlungsmittel dienten. Aufgrund ihrer Größe, ihres Wertes und ihrer aufwendige Gestaltung sind sie aber vor allem als Repräsentationsobjekte anzusehen, die vom Kaiser an Honoratioren des Reiches oder fremde Fürsten verschenkt wurden. Häufig sind derartige Münzen gefasst oder gehenkelt. Unser Stück wurde mit einem Henkel versehen und als Schmuckstück getragen, wie die Abnutzungsspuren auf der Rückseite belegen.
Auf der Vorderseite unseres Medaillons ist Constans dargestellt. Die Legende "FL(avius) IVL(ius) CONSTANS PIVS FELIX AVG(ustus)" nennt uns den Namen des Kaisers. Betrachtet man seine Gesichtszüge, fällt auf, dass in der spätantiken Münzprägung das Porträt des Kaisers an Individualität verlor. Seine Attribute gewannen an Bedeutung, denn sie kennzeichneten ihn als den Herrscher. Der Kaiser trägt als Kopfschmuck ein prächtiges Diadem mit einem sehr prominenten Stirnjuwel und dann abwechselnd zwei Lorbeerblätter und eine Rosette. Er ist mit einem Brustpanzer und dem Feldherrenmantel, Paludamentum genannt, bekleidet.
Pteryges, Lederstreifen, die den Oberarm schützen
Deutlich sind von dem Panzer die Pteryges zu sehen, Lederstreifen, die den Oberarm schützen. Das Paludamentum wird von einer prächtigen Schmuckfibel über der rechten Schulter geschlossen.
Globus mit der geflügelten Siegesgöttin Victoria
Die rechte Hand erhebt der Kaiser zum Gruß, die Linke hält einen Globus mit der geflügelten Siegesgöttin Victoria. Victoria ist mit ihren typischen Attributen Kranz und Palmzweig auf einem Globus stehend dargestellt. Es handelt sich vermutlich um das Abbild der Statue, die Augustus 29 v. Chr. in Rom in der Curia Iulia, dem Sitzungssaal des Senats, aufstellen ließ. Diese Victoriastatue war bereits 209 v. Chr. nach der Eroberung von Tarent nach Rom gebracht worden. Ausgrabungen brachten ihre Säulenbasis zutage.
Kaiser Constans in voller Rüstung und mit Lanze und Schild bewaffnet
Das zentrale Motiv des Rückseitenbildes ist der Kaiser. Constans schreitet in voller Rüstung und mit Lanze und Schild bewaffnet nach rechts und schleift einen gefesselten Gefangenen hinter sich her. Der reichverzierte Rundschild weist ein interessantes Detail auf: Der an der Seite vorspringende Löwenkopf visualisiert das auf der Außenseite befindliche Schildzeichen. Der Bart und die Kleidung des Gefangenen charakterisieren ihn als Nichtrömer. Er trägt einen kurzen Rock, einen noch kürzeren Mantel und Hosen. Die Hände sind ihm auf den Rücken gebunden. Vor dem Kaiser kniet eine Frau, die zu ihm emporschaut und flehend ihre Arme erhebt. Die geflügelte Siegesgöttin Victoria schwebt über der Szene und bekränzt den Kaiser, denn er war siegreich. Die Wirkung und Aussage des Münzbildes verstärkte der antike Künstler durch die übergroße Darstellung des Kaisers. Die Legende "VICTORIA AVGVSTI NOSTRI" (Sieg unseres Augustus) erklärt das Geschehen.
Angaben der Münzstätte
Im Bereich unterhalb der Standlinie, Abschnitt genannt, finden sich verwaltungstechnische Angaben der Münzstätte. Auf spätantiken römischen Münzen geben in der Regel kryptische Kürzel an, wo das jeweilige Stück geprägt wurde und welcher Emission es angehört. Bei unserem Medaillon verweisen die Buchstaben "AQ" auf die Münzstätte Aquileia. Zwischen den Buchstaben sind ein Köcher, ein Helm, ein Panzer und eine Lanze dargestellt.
Rom – Kaiserzeit, Constans (337–350) Goldmedaillon im neunfachen Solidusgewicht, 342 n. Chr.
Münzstätte:Aquileia Material: Gold Gewicht: 41,83 g Durchmesser: 50,61 mm