
Insignien der Macht Ein Histamenon der Kaiserin Theodora

Das Byzantinische Kaiserreich war einer der bedeutendsten und mächtigsten Staaten des Mittelalters. Es entstand aus dem Ostteil des Römischen Kaiserreiches, das 395 n. Chr. zweigeteilt wurde. Von der alten griechischen Stadt Byzantion leitet sich der moderne Name "Byzantinisches Reich" ab. Die Byzantiner selbst betrachteten sich aber als Römer. Constantinopel, das heutige Istanbul, war die Hauptstadt ihres Reiches. Der römische Kaiser Constantin der Große (306-337) ließ die nach ihm benannte Stadt an der Stelle des alten Byzantion anlegen.
Das Byzantinische Reich war während des frühen und hohen Mittelalters ein gut organisiertes und blühendes Reich mit einem entwickelten Geldwesen mit Gold-, Silber- und Kupfermünzen.
Die Hauptgoldmünze war über Jahrhunderte hinweg der Solidus. Diese bereits im Jahre 309 n. Chr. geschaffene Goldmünze war im Mittelalter eine bedeutende internationale Handelsmünze. Um den Solidus besser von dem Tetarteron, einer im 10. Jahrhundert neu eingeführten leichteren Goldmünze, zu unterscheiden, änderten die Byzantiner das Design des Solidus. Er wurde dünner und breiter. Außerdem füllte das Münzbild nicht mehr die ganze Fläche, so dass außen ein unregelmäßig breiter, nicht beprägter Rand blieb. Diese in der Größe, aber nicht im Wert veränderte Münze wurde Histamenon genannt.

Unser Glanzstück ist ein Histamenon der Kaiserin Theodora (1055-1056). Auf der Vorderseite ist Christus dargestellt. Christus erhebt seine rechte Hand zum Segen und hält in der linken ein Buch, das Evangelium. Ein Kreuznimbus umgibt sein Haupt. Dieser Heiligenschein mit eingezeichnetem griechischem Kreuz ist den drei göttlichen Personen vorbehalten und hebt sie von den gewöhnlichen Heiligen ab. "Jesus Christus König der Könige" steht übersetzt in der Umschrift zu lesen.

Auf der Rückseite sind Kaiserin Theodora und rechts neben ihr die Muttergottes Maria abgebildet. Die Legende lautet "Theodora Augusta", übersetzt "Kaiserin Theodora". Theodora trägt die Krone der byzantinischen Kaiser, von der die Pendilien beiderseits herabhängen, und hält die rechte Hand vor die Brust. Sie ist mit einem weitärmeligen Untergewand, dem Divitision, und darüber mit einem Loros bekleidet. Der Loros ist eine reich mit Edelsteinen, Perlen und Stickerei versehenen Schärpe, die über die Schulter gelegt und um die Hüften geschlungen wurde.

Die dargestellte Person weist keine individuellen Portraitzüge auf, aber die Herrschaftszeichen charakterisieren Theodora als byzantinische Kaiserin. Eine vergleichbare Darstellung einer byzantinischen Kaiserin findet sich in der Kirche San Vitale in Ravenna. Obwohl ein halbes Jahrtausend älter, sind die Ähnlichkeiten erstaunlich.

Ein Heiligenschein umgibt das Haupt von Maria. Sie ist mit der Tunika bekleidet, hat den Kopf mit einem langen Schleier, dem Maphorion, bedeckt und hebt die linke Hand hoch. Die beiden griechischen Buchstaben "M" und "Θ", die der Stempelschneider neben ihrem Kopf auf Schulterhöhe platziert hat, bezeichnen sie als "Μήτηρ Θεοῦ", übersetzt "Muttergottes".
Das von Maria und Theodora gehaltene Labarum ist die alte römische Heeresfahne, die Kaiser Constantin mit dem Christusmonogramm und der Aufschrift »In diesem Zeichen wirst du siegen« vor der Schlacht an der Milvischen Brücke bei Rom im Jahre 312 im Traum erschienen sein soll.
Byzantinisches Kaiserreich
Kaiserin Theodora (1055-1056)
Histamenon, 1055-1056
Münzstätte: Constantinopolis
Material: Gold
Gewicht: 4,40 g
Durchmesser: 25,7 mm