Neue Bundesbank-Prognose: Deutsche Wirtschaft bleibt auf solidem Wachstumskurs

Die deutsche Wirtschaft dürfte vorerst in der Hochkonjunktur bleiben. Daran wird auch der jüngste Dämpfer im dritten Quartal 2018, der zu einem erheblichen Teil mit den vorübergehenden Schwierigkeiten in der Automobilindustrie zusammenhing, nichts ändern. Die Fachleute der Bundesbank gehen im Rahmen ihrer neuen Prognose davon aus, dass die damit verbundene Wachstumsdelle zügig überwunden wird. Der bereits hohe gesamtwirtschaftliche Auslastungsgrad nimmt in den kommenden Jahren allerdings nur noch leicht zu: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird voraussichtlich nur geringfügig stärker wachsen als das Produktionspotenzial, dessen Zuwachsrate zudem nachlässt. Bundesbankpräsident Jens Weidmann verwies dazu auf die demografische Entwicklung: „Auf der Angebotsseite begrenzt sie den weiteren Anstieg der Erwerbstätigkeit und trägt so zu zunehmenden Engpässen am Arbeitsmarkt bei, auf der Nachfrageseite dämpft sie den Bedarf an Wohnraum und die Investitionsneigung der Unternehmen“, erklärte er. Dass die Binnennachfrage dennoch lebhaft ausfällt, ist den Bundesbank-Ökonomen zufolge dem privaten Konsum zu verdanken. Dieser wird nicht nur von kräftig steigenden Löhnen gestützt, sondern insbesondere 2019 auch von der expansiven Finanzpolitik. Zudem sind in der neuen Prognose stabile außenwirtschaftliche Rahmenbedingungen unterstellt.

Gesamtwirtschaftliche Produktion

Vor diesem Hintergrund erwarten die Volkswirte der Bundesbank ein kalenderbereinigtes Wachstum des BIP von 1,6% in den beiden kommenden Jahren, nach einer Zunahme um 1,5% in diesem Jahr. Auch 2021 – im letzten Jahr des Prognosezeitraums – wird das Wachstum mit 1,5% in dieser engen Spanne verharren. Die recht stabilen jahresdurchschnittlichen Wachstumsraten verdecken dabei allerdings, dass die vierteljährlichen Zuwächse im Laufe des Jahres 2019 im Mittel erheblich höher ausfallen als in diesem Jahr und sich danach wieder leicht abschwächen.

Preisentwicklung

Die Inflationsrate wird gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) zunächst von 1,9% im laufenden Jahr auf 1,4% im Jahr 2019 sinken, bevor sie 2020 und 2021 wieder 1,8% erreicht, so die Bundesbank-Prognose. Ausschlaggebend für den Umschwung von 2018 auf 2019 sind die Preise für Energie und Nahrungsmittel. „Während sie im laufenden Jahr kräftig steigen, legen sie 2019 nur wenig zu. Dadurch wird verdeckt, dass sich andere Waren und Dienstleistungen vor dem Hintergrund des hohen gesamtwirtschaftlichen Auslastungsgrades und erheblich steigender Lohnstückkosten zunehmend stärker verteuern“, erläuterte Bundesbankpräsident Weidmann. Ohne Energie und Nahrungsmittel gerechnet dürfte die Preissteigerungsrate den Bundesbank-Experten zufolge von 1,2% im laufenden Jahr auf 1,8% im Jahr 2020 anziehen. 2021 könnte sie 2,0% erreichen.

Risikobeurteilung

„Im Vergleich zur Projektion vom Juni 2018 wird nun für das kommende Jahr erwartet, dass die deutsche Wirtschaft nur geringfügig stärker wächst als das Produktionspotenzial“, kommentierte Weidmann die neuen Schätzungen. Vor allem aufgrund geänderter Aussichten für die Energiepreise wurde die Inflationsprognose für 2019 dabei spürbar gesenkt. „Für das Wirtschaftswachstum – und in geringerem Umfang auch für die Inflationsrate – überwiegen aus heutiger Sicht die Abwärtsrisiken“, so der Bundesbankpräsident.