Diskussion um digitalen Euro kommt bei Verbraucherinnen und Verbrauchern nur langsam an

Über die mögliche Einführung eines digitalen Euro wird in der Fachwelt seit einiger Zeit intensiv diskutiert. Bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern kommt diese Diskussion allerdings erst langsam an. Das zeigen die Ergebnisse von repräsentativen Umfragen, die die Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht vorstellt. Demnach hatten 77 Prozent der Bürgerinnen und Bürger, die im April 2021 befragt wurden, noch nie vom digitalen Euro gehört. In einer Wiederholungsbefragung Ende Juli war die Bekanntheit des digitalen Euro mit 44 Prozent unter den Befragten schon deutlich höher. Die Bundesbank-Fachleute sehen darin ein Indiz, dass sich Einstellungen und Wahrnehmungen zum digitalen Euro im Zeitverlauf und mit steigendem Informationsgrad der Bevölkerung noch wandeln könnten.

Ein digitaler Euro wäre eine digitale Form von Zentralbankgeld, konkret des Euro. Heutzutage umfasst das Zentralbankgeld das umlaufende Bargeld sowie die Einlagen auf Zentralbankkonten. Ein digitaler Euro könnte von der breiten Bevölkerung in ähnlicher Weise genutzt werden wie Bargeld – nur eben in virtueller Form. Neben Bargeld würde das Eurosystem den privaten Haushalten somit eine zusätzliche Form von Zentralbankgeld zur Verfügung stellen, welches schnell, einfach und sicher verwendet werden könnte. Im Juli 2021 hatte der EZB-Rat beschlossen, die Untersuchungsphase eines Projekts zum digitalen Euro zu starten. Erst nach ihrem Abschluss wird entschieden, ob der digitale Euro tatsächlich eingeführt wird.

Großes Potenzial des digitalen Euro beim Datenschutz

„Die geringe Bekanntheit des digitalen Euro könnte ein Grund dafür sein, dass die große Mehrheit aller Befragten der Einführung eines digitalen Euro noch skeptisch gegenüberstand“, heißt es in dem Bericht. Demnach befürworteten lediglich 13 Prozent der Befragten die Einführung eines digitalen Euro. Von denjenigen, die bereits Vorkenntnisse zum Thema hatten, seien es 22 Prozent gewesen.

Ein digitaler Euro wäre eine technologische Innovation, deren genaue Ausgestaltung – sofern es zu einer Einführung käme – noch offen ist. Um dennoch weitergehende Erkenntnisse zu erlangen, hat die Bundesbank im März und April 2021 zusätzlich 40 qualitative Leitfaden-Interviews mit Personen in Deutschland durchgeführt, bei denen sich die Befragten in ihren eigenen Worten zum digitalen Euro äußern konnten. Dafür wurde eine heterogene Gruppe von Personen ausgewählt, die sich sowohl in Bezug auf ihr Zahlungsverhalten und ihre Einstellung zur Digitalisierung als auch in Bezug auf Alter und Geschlecht voneinander unterschieden. In der knapp einstündigen Befragung wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zunächst schrittweise an das Thema herangeführt.

Bei der Auswertung der Befragung habe sich gezeigt, dass die meisten Befragten der qualitativen Studie ähnliche Anforderungen an einen digitalen Euro stellten, wie sie es bereits im Falle der klassischen unbaren Zahlungsinstrumente tun. „Eine entgeltfreie und einfache Nutzung, Wahrung der Privatsphäre, Sicherheit in Bezug auf den Datenschutz und eine universelle Einsetzbarkeit gehören aus Sicht der Befragten zu den wichtigsten Eigenschaften eines digitalen Euro“, fassen die Ökonominnen und Ökonomen die Ergebnisse zusammen. Insbesondere in Bezug auf den Datenschutz werde ein großes Potenzial eines digitalen Euro erkannt. Aber auch die Möglichkeit, privaten Zahlungsanbietern auszuweichen, stelle aus Sicht der Befragten eine wichtige Eigenschaft des digitalen Euro dar.

Digitaler Euro als Ergänzung, nicht als Ersatz für Bargeld

Die Präferenzen bezüglich eines digitalen Euro hingen zudem stark vom bisherigen Zahlungsverhalten und Verhaltensroutinen ab. Insbesondere überzeugte Barzahlerinnen und Barzahler stünden dem digitalen Euro eher skeptisch gegenüber. Die Analyse zeige, dass ein digitaler Euro von den befragten Privatpersonen nicht pauschal als Ersatz, sondern eher als Ergänzung zum Bargeld angesehen werde. Dies bestärke das Vorhaben des Eurosystems, den digitalen Euro zusätzlich zu Bargeld und nicht an dessen Stelle anzubieten, sollte eine Entscheidung für seine Einführung fallen. „Die durchgeführten Unter­suchungen unterstreichen, wie wichtig es ist, die Verbraucherperspektive in der weiteren Dis­kussion um die möglichen Eigenschaften eines digitalen Euro zu berücksichtigen“, heißt es in dem Bericht weiter. „Für eine erfolgreiche Einführung sollte der Mehrwert eines digitalen Euro im Vergleich zu den bereits vorhandenen Zahlungsmitteln also deutlich kommuniziert werden.“