Chiara Kramer ©Mario Stolzenbach

Eher zufällig Angewandte Informatik studiert und nun Dozent an der Hochschule Duale Studiengänge – Angewandte Informatik | IT-Arbeitgeber

Mein Name ist Nicolas-Marvin und seit meinem dualen Studium der angewandten Informatik bin ich verantwortlich für die Infrastruktur rund um den Mainframe. Im Team sorgen wir dafür, dass die wichtigsten Zahlungsverkehrs- und Statistik-Anwendungen der Bundesbank laufen. 

Die Plattform „Mainframe“ (auch Großrechner genannt) ist ein System, auf dem nicht nur eine einzelne Anwendung oder ein Benutzer bzw. Kunde tätig ist. Typischerweise - und so auch bei uns - sind viele verschiedene Anwendungen, Stages und Benutzer auf demselben Großrechner vertreten. Deshalb kümmere ich mich in der Infrastrukturadministration um das Zusammenspiel der Anwendungen auf dem Mainframe sowie der angeschlossenen Systeme. Außerdem organisiere ich die Datenablage der nutzenden Bereiche im System. Mir gefällt die Vielfalt meiner Tätigkeiten. Es gibt wenig Wiederholung und ich lerne immer wieder etwas Neues. Schön ist auch, dass ich mit meiner Arbeit international eingebunden bin. Im Zahlungsverkehr arbeiten wir als Infrastrukturteam mit drei anderen Zentralbanken des Eurosystems, primär mit der italienischen Zentralbank Banca d’Italia, eng zusammen. Das erweitert den eigenen Horizont sehr.

Mit der Mainframe-Technologie sind wir in der Bank eine Insel. Gleichzeitig liefern wir aber mit unserer Arbeit das Fundament für die Aufgabenerfüllung, insbesondere wenn es um Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit der Anwendungen geht. Als ich in diesem Bereich angefangen habe, war ich überrascht, was sich hinter den Schlagworten der Ausschreibung alles verbarg. Auch wenn Mainframe immer so „old-fashioned“ klingt, haben wir mitunter die modernste Hardware im ganzen Rechenzentrum. Ich hätte nie gedacht, dass zu meinen Tätigkeiten auch die Marktschau gehört. So war ich bei einem Hersteller in Irland und konnte die neuesten Entwicklungen sehen.

Besonders hervorheben möchte ich die Teamarbeit, wie sie in vielen Gruppen gelebt wird. So hatte ich seit Ende des Studiums gerade in unserem 5er-Team bis zum heutigen Tag immer das Gefühl, dass ich nicht mit Problemen alleine gelassen werde. Wenn ich etwas nicht alleine geschafft habe oder etwas nicht wusste, hatte ich immer jemanden zur Hand, der mich unterstützt hat – oder dem ich über die Schulter schauen konnte. Und mit der Zeit gleicht sich das natürlich aus, sodass man selbst mehr Verantwortungen für alte, aber auch neue Themen übernimmt und dadurch auch selbst die (teils neu hinzugekommenen) Teammitglieder unterstützen kann. Ich kann mich auf das Team verlassen und alle verlassen sich auf mich.

Zum dualen Studium bin ich eigentlich eher zufällig gekommen. Ich wollte eine Ausbildung machen, da ich mich gerade nach der Schulzeit nicht wieder ausschließlich mit Theorie befassen wollte. Auf einer Karrieremesse kam ich aber mit der Bundesbank ins Gespräch und fand das duale Studium eben durch den praktischen Anteil sehr interessant. Bewerbung, Auswahlverfahren, Zusage – das ging schnell und ich wusste frühzeitig, wie es nach dem Abi für mich weitergeht. In einem freiwilligen Praktikum vor Studienbeginn konnte ich Einblicke gewinnen, was mich erwartet. Die Betreuungspersonen haben sich sehr viel Mühe gegeben. So konnte ich mein Studium mit dem positiven Gefühl beginnen, dass ich in guten Händen sei. Klar, die Finanzspritze durch die Vergütung kam mir nach dem Abi auch sehr gelegen. 

Inhaltlich bot das Studium einen breiten Überblick: Von Mathe über Elektro- und Digitaltechnik (Schalter, Logikgatter) bis hin zum Programmieren war alles dabei. Mit dieser Basis kann man überall in der IT anfangen. In den in der Regel drei Monate langen Praxisphasen merkte ich aber schnell, dass für den jeweiligen Bereich Spezialwissen erforderlich ist. Umso wichtiger ist daher das methodische Wissen, mit dem man die Basis dann schnell ausbauen kann. Im Laufe und vor allem zum Ende des Studiums kam dann auch die eine oder andere Erkenntnis, die ich gern schon frühzeitig gehabt hätte. Beispielsweise war technisch-wissenschaftliches Arbeiten eher ein ödes Thema. Aber für die Projektarbeiten ist es ungemein wichtig zu wissen, wie man richtig recherchiert und sich korrekt ausdrückt, um etwas zu erreichen. Auf der anderen Seite merkte ich aber auch, dass die gelernten, überwiegend theoretischen Modelle von der Realität abweichen können. Dennoch ist die theoretische Basis z. B. im Anforderungsmanagement wichtig, denn es ist eine Voraussetzung für die Mitarbeit in Projekten.

Diese Erkenntnisse kann ich neuen Studierenden nun auch direkt mit auf dem Weg geben, denn ich bin nun auch als Lehrbeauftragter an meiner ehemaligen Hochschule tätig. Als Praxispartner fordert die Bundesbank das Thema Mainframe im Studium und sollte daher auch die Lehrtätigkeit übernehmen. Ich wurde von meinem Vorgänger gefragt, ob ich die Tätigkeit übernehmen möchte und habe nach einem Probelauf, an dem ich einen Vorlesungstag übernommen habe, gerne zugesagt. Es macht mir sehr viel Spaß, Wissen zu vermitteln, an dem ich selbst interessiert bin und das mich täglich während und durch meine Arbeit begleitet. Im Nachhinein ist es manchmal komisch, wie Berufswege so laufen. Ich wollte eigentlich nicht studieren und bin nun selbst Dozent an einer Hochschule.