Rückenwind für einen Klassiker Gastbeitrag im Handelsjournal

Bargeld ist unseren Studien zufolge noch immer das meistgenutzte Zahlungsmittel an den Ladenkassen in Deutschland. Als Wertaufbewahrungsmittel erfreut es sich zudem vor allem in Krisenzeiten großer Beliebtheit. Doch es ist kein Geheimnis, dass sich spätestens während der Corona-Pandemie viele Einkäufe ins Internet verlagert und die Menschen auch an der Ladenkasse häufiger zur Karte oder zum Handy gegriffen haben. Diese Tendenz hat sich nach der Pandemie wieder deutlich verlangsamt, doch sie dauert an, in Deutschland und mehr noch in anderen Euro-Ländern.

Den Zahlungsverhaltensstudien der Bundesbank zufolge möchte eine große Mehrheit in Deutschland auch künftig die Möglichkeit haben, mit Bargeld zu bezahlen. Bürgerinnen und Bürger schätzen die besonderen Eigenschaften von Bargeld als analoges, anonymes, von Stromquellen unabhängiges und leicht handhabbares Zahlungsmittel. Bargeld spielt auch für die gesellschaftliche Teilhabe eine wichtige Rolle: Insbesondere ältere Leute, Kinder oder Menschen, die kein Konto haben, sind auf Barzahlungen angewiesen.

Um die Rolle des Bargelds als effizientes und allgemein verbreitetes Zahlungsmittel für die Zukunft zu sichern, gibt es jetzt Unterstützung von der Europäischen Kommission und von den Zentralbanken. So ist die Bundesbank dabei, ein Nationales Bargeldforum zu gründen – Anfang 2024 soll es losgehen. Vertreter aus Handel, Kreditwirtschaft, von Geld- und Wertdienstleistern sowie Verbraucherschützer und weitere gesellschaftliche Gruppen werden dazu eingeladen. Ziel ist es, im Austausch über Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit, Verfügbarkeit und Akzeptanz von Bargeld gemeinsame Lösungen zu finden.

Akzeptanzpflicht im Handel

Rückenwind bekommt das Bargeld auch aus Europa. Die Europäische Kommission hat im Juni dieses Jahres nicht nur einen Verordnungsvorschlag für eine mögliche rechtliche Grundlage für den digitalen Euro vorgelegt, sondern will mit einem weiteren, gleichzeitig veröffentlichten Vorschlag auch die Rolle des Bargeldes stärken.

Diesem Verordnungsvorschlag zufolge sollen Banknoten und Münzen an der Ladenkasse grundsätzlich akzeptiert werden. Der Vorschlag sieht somit den Handel klar in der Verantwortung, Bargeld weiter anzunehmen. Die Mitgliedstaaten sollen die Annahme von Bargeld überwachen und zudem dafür sorgen, dass Bargeld über Geldautomaten und andere Bezugsquellen verfügbar ist. Das soll gewährleisten, dass Bargeld weiter einen festen Platz im europäischen Wirtschaftsleben einnimmt.

Der gleichzeitig veröffentlichte Verordnungsvorschlag zum digitalen Euro sieht vor, dass dieser ebenso wie das Euro-Bargeld den Status als gesetzliches Zahlungsmittel erhält. Der digitale Euro soll in Europa ebenso allerorten akzeptiert sein wie das Euro-Bargeld heute. Außerdem könnte man mit ihm online zahlen. Ein Euro ist dabei immer ein Euro, das Euro-Bargeld und der digitale Euro würden sich gegenseitig ergänzen.

Noch ist unklar, ob und in welcher Form die Verordnungsvorschläge in Kraft treten. Beide Vorschläge machen aber die große politische Bedeutung sowohl des digitalen Euro als auch des Bargelds in und für Europa deutlich. Bargeld wird dabei weiterhin zur Welt des Bezahlens gehören. Und die Bundesbank wird auch in Zukunft eine verlässliche Infrastruktur für die Bereitstellung von Bargeld betreiben.