Bundesbank trauert um Julia Dingwort-Nusseck
Die Deutsche Bundesbank trauert um Julia Dingwort-Nusseck. Die frühere Präsidentin der Landeszentralbank Niedersachsen und erste Frau im Zentralbankrat der Deutschen Bundesbank ist am 7. Juni 2025 im Alter von 103 Jahren verstorben. Bis zur Ablösung dieses Gremiums durch den Vorstand im Jahr 2002 blieb sie auch die Einzige.
Vom Journalismus ins Zentralbankwesen
Die promovierte Ökonomin begann ihre berufliche Laufbahn Ende der 1940er Jahre als Journalistin. Ihre Beiträge zeichneten sich dadurch aus, dass sie hierin wirtschaftliche und wirtschaftspolitische Zusammenhänge auf unterhaltsame Art präsentierte und sie für ein breites Publikum verständlich machte. Nach verschiedenen Stationen in leitender Position beim Norddeutschen Rundfunk übernahm sie schließlich die Fernseh-Chefredaktion beim Westdeutschen Rundfunk.
1976 wurde sie als langjährige Notenbankexpertin des WDR von Ernst Albrecht, dem damaligen Ministerpräsidenten von Niedersachsen, für den Posten der Präsidentin der Landeszentralbank in Niedersachsen vorgeschlagen.
Einsatz für die europäische Währung
Im Zentralbankrat der Deutschen Bundesbank entschied Dingwort-Nusseck mit über die deutsche Geldpolitik. Dort war sie die einzige Frau unter ihren männlichen Amtskollegen. Für die Herren war es eine gewöhnungsbedürftige Situation
, sagte sie Jahre später, sie hatten noch keine Frau in ihrer Mitte gehabt.
Für sie selbst war es das keineswegs: Denn ich war in allen meinen Ämtern immer die erste Frau gewesen.
Acht Jahre später wurde sie für eine zweite Amtszeit als Landeszentralbankpräsidentin bestellt.
Julia Dingwort-Nusseck war eine Pionierin in der deutschen Geldpolitik und herausragende Persönlichkeit. Mit ihrem Engagement und ihrer Expertise hat sie in bedeutender Weise zur deutschen und europäischen Geldpolitik beigetragen. In ihre Amtszeit fiel 1979 der Beginn des Europäischen Währungssystems, ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu unserer gemeinsamen europäischen Währung von heute
, sagte Bundesbankpräsident Joachim Nagel. Dingwort-Nusseck sprach sich mit Blick auf die Währungsunion für die sogenannte Krönungstheorie aus. Nach dieser Theorie sollte eine gemeinsame Währung erst am Ende eines politischen Einigungsprozesses in Europa stehen, sozusagen als dessen Krönung. Demgegenüber stand die Vorstellung, eine Gemeinschaftswährung möglichst frühzeitig einzuführen, die dann als Katalysator für eine weitergehende Integration wirken sollte.
Verständlich für ein breites Publikum
Ein besonderes Anliegen war es Dingwort-Nusseck stets, wirtschaftliche Zusammenhänge einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Ihre Fähigkeit, komplexe Notenbankthemen verständlich zu machen, wird unvergessen bleiben
, so Nagel. Unsere Anteilnahme und unser Mitgefühl gelten jetzt ihren Angehörigen.