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T2 Was ist T2

T2 – Die Marktinfrastruktur für Großbetrags- und Individualzahlungen in Zentralbankgeld

T2 hat im März 2023 die bis dahin von den Zentralbanken des Eurosystems bereitgestellte Plattform für die schnelle Abwicklung von Großbetragszahlungen in Echtzeit, TARGET2, abgelöst. Mit der Betriebsaufnahme des neuen T2-Services werden den Teilnehmern Komponenten für das zentrale Liquiditätsmanagement (Central Liquidity Management, CLM) aller TARGET-Services und für den klassischen Individualzahlungsverkehr zur Verfügung gestellt (Real-Time-Gross-Settlement, RTGS).

Zusammen stellen beide Komponenten das Rückgrat des Euro-Zahlungsverkehrs in Zentralbankgeld dar. So werden allein über die RTGS-Komponente von T2 alle fünf Tage Transaktionssummen abgewickelt, die annährend der Höhe des Bruttoinlandprodukts des Euroraums entsprechen.

T2 – ein zentrales Liquiditätsmanagement und ein RTGS-Abwicklungsservice

T2 besteht aus zwei Komponenten:

  • Zum einen das zentrale Liquiditätsmanagement, das Central Liquidity Management, kurz CLM, in dem sogenannte zentrale Geldkonten (Main Cash Accounts, MCA-Konten) geführt werden. Die MCA-Konten dienen beispielsweise der Abwicklung von geldpolitischen Operationen. Ebenso kann ein MCA-Konto auch mit einer Kreditlinie ausgestattet werden. Die MCA-Konten spielen zusätzlich für die Haltung der Mindestreserve eine zentrale Rolle, wobei auch die Guthaben auf anderen dedizierten Geldkonten (Dedicated Cash Accounts, DCAs) der TARGET-Services in die Berechnung der Mindestreserve-Erfüllung einfließen.
  • Der Individualzahlungsverkehr und die Nebensystemverrechnung erfolgen über dedizierte Geldkonten des RTGS-Abwicklungsservice. RTGS steht für Real-Time Gross Settlement und bezeichnet die schnelle Abwicklung von Zahlungen in Echtzeit. Dabei werden die Zahlungen brutto verrechnet, das heißt 
    • Deckungsprinzip,
    • Verrechnung in Zentralbankgeld und
    • Sofortige Buchung,
      wobei die hierfür notwendige Liquidität vom MCA-Konto stammt. 

Durch diesen Aufbau werden die zwei Aspekte klar voneinander getrennt und im zentralen Liquiditätsmanagement und dem RTGS-Abwicklungsservice abgebildet. Zusätzlich übernimmt CLM die zentrale Liquiditätsmanagementfunktion für die weiteren TARGET-Services, also für TARGET2-Securities (T2S) und TARGET Instant Payment Settlement (TIPS). In diesen TARGET-Services wird das Guthaben ebenfalls auf DCAs geführt und diese analog zu T2 über das MCA-Konto mit der notwendigen Liquidität versorgt.

T2 bietet neben der besseren Übersicht über die vorhandene Liquidität auch weitere Funktionen zur Liquiditätssteuerung und liquiditätssparende Elemente. Teilnehmer haben die Möglichkeit, Zahlungen unterschiedliche Prioritätsstufen zuzuweisen oder diese zu vorher definierten Zeitpunkten abwickeln zu lassen. Darüber hinaus bietet der T2-Service die Möglichkeit, Senderlimite festzulegen – d. h. der Kontoinhaber definiert, bis zu welcher Höhe er bereit ist, Zahlungen zu senden, ohne vorher Zahlungen zu empfangen. Hierdurch können einseitige Liquiditätsabflüsse vermieden werden. Ergänzend dazu gibt es Möglichkeiten Liquidität für bestimmte Zwecke zu reservieren. Außerdem können im RTGS-Abwicklungsservice Mindest- und Höchstbeträge gesetzt werden, die bei Unter- oder Überschreitung zu einer Liquiditätsverstärkung vom oder –abführung auf das MCA-Konto führen können. 

Das derzeit noch in der Realisierungsphase befindliche Eurosystem Collateral Management System (ECMS) wird die TARGET-Services komplettieren und das einheitliche Sicherheitenmanagement-System für die Besicherung der geldpolitischen Geschäfte des Eurosystems sein. Auch dieses wird künftig mit CLM kommunizieren.

T2 – die moderne Marktinfrastruktur des Eurosystems

Zur Kommunikation mit und innerhalb der TARGET-Services werden ISO 20022-konforme Nachrichten verwendet. Dieser Kommunikationsstandard wird bereits in vielen Märkten weltweit genutzt und ist seit März 2023 auch der Standard von Swift für die Abwicklung von grenzüberschreitenden Zahlungen. TARGET2-Securities und TIPS nutzen den Standard bereits seit 2015 bzw. 2018. Mit der Einführung des neuen T2-Services kommunizieren nun alle produktiven TARGET-Services im gleichen Nachrichtenstandard. Dabei orientieren sich die von T2 genutzten Nachrichten an einheitlichen Standards, die von Marktinfrastrukturen weltweit erarbeitet wurden: den High-Value Payments Systems+ (HVPS+).

Neben diesen Aspekten bietet der neue T2-Service noch weitere Verbesserungen, die dem Ziel des Eurosystems dienen, eine moderne, sichere und leistungsfähige Marktinfrastruktur anzubieten. So ist T2 mehrwährungsfähig und hat im Vergleich zu TARGET2 ausgeweitete Abwicklungsfenster für Kunden- und Interbankenzahlungen. So steht die RTGS-Komponente bereits ab 2:30 Uhr bis 17 Uhr für Kundenzahlungen und bis 18 Uhr für Interbankenzahlungen zur Verfügung. 

Von diesen Verbesserungen profitieren rund 1.200 Teilnehmer in Deutschland und insgesamt rund 2.300 Teilnehmer im Eurosystem. Darunter Kreditinstitute, Nebensysteme, Wertpapierdienstleister und Zentralbanken. Unter Berücksichtigung von Zweigstellen und Tochtergesellschaften sind rund 43.000 Teilnehmer auf der ganzen Welt über T2 erreichbar. 

T2 – eine sichere Marktinfrastruktur

Zur Gewährleistung eines jederzeit reibungslos funktionierenden Systembetriebs gibt es einen umfassenden Business Continuity Plan, der unter anderem eine doppelte Redundanz bei dem Betrieb der notwendigen Datenzentren einschließt, das sogenannte “two regions/four sites” Konzept. Sollte es trotz dieser Maßnahmen zu einer zeitweisen Nichtverfügbarkeit von T2 kommen, so können (sehr) kritische Zahlungen über die Enhanced Contingency Solution II (kurz ECONSII) in Auftrag gegeben werden.