Aktuelle Ergebnisse zur Vermögensbildung und Finanzierung in Deutschland Sektorale Ergebnisse der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung für das zweite Quartal 2011
In einem Umfeld von niedrigen Zinsen und recht hohen Unsicherheiten an den Kapitalmärkten setzten sich bei Vermögensbildung und Verschuldung der privaten Haushalte sowie der nicht finanziellen Kapitalgesellschaften die Grundtendenzen der letzten Quartale fort. Das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland ist im 2. Quartal 2011 auf 4 757 Mrd € gestiegen. Die Geldvermögensbildung betrug dabei knapp 35 Mrd €. Gleichzeitig hat ihre Verschuldung um knapp 5 Mrd € wieder leicht zugenommen. Auch bei den nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften wurde eine Geldvermögensbildung in Höhe von rund 42 Mrd € dokumentiert, während die Außenfinanzierung um 24 Mrd € zunahm.
Private Haushalte: Geldvermögen und Verschuldung nehmen zu
Die Geldvermögensbildung der privaten Haushalte betrug im 2. Quartal 2011 knapp 35 Mrd €. Sie fällt damit – wie auch in den Vorjahren – geringer aus als im 1. Quartal (48 Mrd €). Zuwächse konnten im Wesentlichen bei den Bankeinlagen, den Wertpapieren und den Ansprüchen gegenüber Versicherungen verzeichnet werden. Vor allem die Bankeinlagen (einschließlich Bargeldhaltung) nahmen im Berichtszeitraum mit netto knapp 20 Mrd € spürbar zu. Dieser Zuwachs ist auf einen im Vergleich zum Vorquartal starken Zufluss bei den täglich fälligen Sichteinlagen (einschließlich Bargeld) in Höhe von 14,7 Mrd € zurückzuführen, die in einem weiterhin niedrigen Zinsumfeld mit relativ geringen Opportunitätskosten verbunden sind. Auch die Termingelder stiegen per saldo um 5,7 Mrd €. Dieser Zufluss kam vor allem den kurzfristigen Termineinlagen (mit einer Laufzeit bis zu zwei Jahren) zugute, langfristige Termineinlagen nahmen – wohl aufgrund einer erhöhten Unsicherheit – nur geringfügig zu. Demgegenüber haben sich die privaten Haushalte bei den Spareinlagen (einschließlich Sparbriefen) zurückgehalten, so dass diese einen Nettoabfluss von knapp 0,5 Mrd € zu verzeichnen hatten.
Die Nettozuflüsse bei den Wertpapieren der privaten Haushalte insgesamt sind im Vergleich zum Vorquartal im Niveau gleich geblieben. Im Einzelnen summierten sich die Zuflüsse bei den festverzinslichen Wertpapieren (einschließlich Geldmarktpapieren) im Berichtsquartal netto auf gut 1,8 Mrd €. Gekauft wurden dabei insbesondere langfristige Papiere, darunter Bundesanleihen, die wie zuvor von der erhöhten Unsicherheit über die Kreditwürdigkeit einiger Euro-Länder profitierten. Eine deutlich zurückhaltende Entwicklung war bei Aktien festzustellen, die insgesamt netto nur im Wert von 0,5 Mrd € gekauft wurden (1. Quartal 2011: 3,25 Mrd €). Ein Grund hierfür dürfte insbesondere in den eingetrübten Konjunkturerwartungen gelegen haben, welche die Anlage in Beteiligungstitel aus Sicht der privaten Haushalte unattraktiver machte. Noch verhaltener war die Entwicklung bei den Investmentzertifikaten, denen insgesamt per saldo keine neuen Mittel zuflossen. Während sich Immobilienfonds erneut einiger Beliebtheit erfreuten, verzeichneten Rentenfonds einen signifikanten Mittelabfluss. Auch dies könnte u.a. auf die gestiegene Unsicherheit an den Anleihemärkten zurückzuführen sein. Die sehr regelmäßig ansteigenden Ansprüche gegenüber Versicherungen haben schließlich erneut um knapp 13,5 Mrd € zugenommen.
Neben dem transaktionsbedingten Anstieg erhöhte sich das Geldvermögen auch durch Kursgewinne bei den bereits gehaltenen Wertpapieren – insbesondere Bundesanleihen – im Umfang von knapp 3,5 Mrd €. Im Ergebnis führte dies zum Ende des zweiten Quartals 2011 zu einem Geldvermögensbestand von 4 757 Mrd €.
Die Verschuldung der privaten Haushalte nahm im zweiten Quartal 2011 wieder zu; per saldo wurden Kredite (einschließlich sonstige Verbindlichkeiten) in Höhe von 5 Mrd € aufgenommen. Somit beliefen sich die gesamten Verbindlichkeiten gegenüber Banken und Versicherungen am Quartalsende auf gut 1 540 Mrd € und das Nettogeldvermögen stieg auf 3 217 Mrd €.
Nichtfinanzielle Unternehmen: Geldvermögensbildung abermals gestiegen bei schwacher Außenfinanzierung
Die Geldvermögensbildung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften summierte sich im Berichtszeitraum unter Berücksichtigung intra-sektoraler Ströme auf knapp 42 Mrd €. Sie fiel damit deutlich geringer aus als im Vorquartal (68 Mrd €). Zu dieser Abschwächung dürfte eine gedämpfte Ertrags- und Gewinnsituation (primär aufgrund von Einmaleffekten bei den Arbeitnehmerentgelten in Form von Sonderzahlungen) bei etwa gleich bleibenden Bruttoinvestitionen beigetragen haben. Hinter der abgeschwächten Geldvermögensbildung standen Abflüsse bei den Einlagen von knapp 16 Mrd €. Dem standen Zuflüsse bei Investmentfondsanteilen (gut 22 Mrd €) sowie bei den – vor allem an inländische Unternehmen gewährten – Krediten von insgesamt mehr als 25 Mrd € gegenüber. Auch bei den Handelskrediten kam es erneut zu starken Zuwächsen mit 8,5 Mrd €.
Der Anstieg der Außenfinanzierung fiel mit knapp 24 Mrd € deutlich schwächer aus als im Vorquartal. Dabei sanken die Kredite von Finanzinstituten netto um 5,5 Mrd €, während die Kreditaufnahme bei Nichtbanken mit 32 Mrd € weiterhin zunahm. Letztere hat im Zuge der Finanzkrise seit Ende 2008 stark an Bedeutung gewonnen. Die marktbasierte Finanzierung spielte bei der Unternehmensfinanzierung wie schon in den vergangenen Quartalen hingegen nur eine untergeordnete Rolle. So wurden bei den festverzinslichen Wertpapieren Mittel in Höhe von netto 0,3 Mrd € sogar zurückgeführt. Aktien wurden netto in Höhe von 5,5 Mrd € emittiert, was einen leichten Zuwachs im Vergleich zum Vorquartal bedeutet.
Aufgrund von Datenrevisionen sind die in dieser Pressenotiz veröffentlichten Ergebnisse nicht mit den Angaben in früheren Pressenotizen vergleichbar.