Die Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main ©Robert Metsch / ECB

Monatsbericht: Anpassungen im geldpolitischen Handlungsrahmen des Eurosystems

Im März 2024 hat der EZB-Rat Änderungen des geldpolitischen Handlungsrahmens beschlossen. Im aktuellen Monatsbericht der Bundesbank geben die Fachleute einen Überblick über die Anpassungen und einen Ausblick für die Überprüfung der technischen Ausgestaltung im Jahr 2026. 

Der geldpolitische Handlungsrahmen des Eurosystems umfasst Instrumente und Verfahren, mit denen die nationalen Zentralbanken die Beschlüsse des EZB-Rats umsetzen. Hauptinstrumente sind Offenmarktgeschäfte, ständige Fazilitäten und das Mindestreservesystem. Seit 2014 wurden Sondermaßnahmen wie Wertpapierankaufprogramme (APP, PEPP) und gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte eingeführt, um die niedrige Inflation an der Zinsuntergrenze zu bekämpfen. Diese Maßnahmen führten zu einer erheblichen Überschussliquidität und einer stark ausgeweiteten Bilanz des Eurosystems.

Anpassung des geldpolitischen Handlungsrahmens

Mit der Rückführung dieser Sondermaßnahmen ist die Überschussliquidität und damit die Bilanz des Eurosystems inzwischen erheblich geschrumpft. Im Mai 2025 betrug die Überschussliquidität 2.754 Milliarden Euro. Damit hat sie seit ihrem Hoch von Ende 2022 um rund ein Drittel abgenommen. Den Fachleuten der Bundesbank zufolge liegt sie aber weiterhin auf stark erhöhtem Niveau. 

Was steckt hinter der Überschussliquidität?

Als Überschussliquidität werden in der Fachsprache des Eurosystems die Einlagen von Geschäftsbanken bei den Zentralbanken des Eurosystems bezeichnet, die über die verpflichtende Mindestreserve hinausgehen. Die hohe Überschussliquidität entstand insbesondere im Zuge umfangreicher geldpolitischer Wertpapierkäufe seit 2015. Sie nimmt mit dem fällig werden von Wertpapieren der Anleihekaufprogramme APP und PEPP über die kommenden Jahre weiter ab.

Vor dem Hintergrund der Bilanzreduktion hat der EZB-Rat im März 2024 Änderungen des geldpolitischen Handlungsrahmens beschlossen: Der geldpolitische Kurs soll wie zuletzt über den Zinssatz der Einlagefazilität gesteuert werden. Das ist der Zinssatz den Banken erhalten, wenn sie überschüssige Liquidität bei ihrer nationalen Notenbank anlegen. 

Der Abstand zwischen dem Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HGR) und der Einlagefazilität wurde Mitte September 2024 von 50 Basispunkten auf 15 Basispunkte verringert. Die geringere Zinsdifferenz soll Banken stärkeren Anreiz bieten, Gebote für die Refinanzierungsgeschäfte abzugeben, wodurch sich die kurzfristigen Geldmarktsätze in der Nähe des Einlagesatzes bewegen dürften. In der mittleren bis langen Frist wird sich deshalb der Umfang der Überschussliquidität aus der Nachfrage der Banken ergeben, heißt es im Bericht.

Folglich dürfte der Zinssatz für die Refinanzierungsgeschäfte auf längere Sicht gegenüber dem Einlagezinssatz an Bedeutung gewinnen.

Größere Bedeutung struktureller Operationen

Laut des Berichts sollen künftig strukturelle Operationen wie längerfristige Refinanzierungsoperationen und ein strukturelles Portfolio den Liquiditätsbedarf des Bankensystems decken. Die genaue Ausgestaltung und der Startzeitpunkt dieser Maßnahmen seien noch offen. Aus Sicht der Bundesbank lässt sich mit geeignet ausgestalteten strukturellen Operationen künftig der Großteil des strukturellen Liquiditätsbedarfs des Bankensystems decken. „Solche Operationen dürften allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt eingeführt werden, da das Bankensystem voraussichtlich noch für einige Jahre einen strukturellen Liquiditätsüberschuss gegenüber dem Eurosystem haben wird“, schreiben die Autorinnen und Autoren. 

Überprüfung des Handlungsrahmens 2026

Basierend auf gesammelten Erfahrungen wird der EZB-Rat 2026 die wesentlichen Parameter des Handlungsrahmens überprüfen, schreiben die Fachleute. Die Bundesbank werde aktiv die Ausgestaltung des Handlungsrahmens begleiten und bringe sich in die Gremien des Eurosystems ein. Zudem analysiere die Bundesbank, wie sich das Finanzsystem im Zuge der nachlassenden Überschussliquidität entwickelt und tausche sich mit Marktteilnehmern über die Wirkungen des geldpolitischen Instrumenteneinsatzes aus. Ziel sei es, die Geldpolitik weiterhin effektiv und im Einklang mit den Grundsätzen des Eurosystems umzusetzen.