Monatsbericht Mai: Privater Konsum trägt die deutsche Konjunktur

Die deutsche Wirtschaft wird nach Einschätzung der Bundesbank in den kommenden Monaten weiter wachsen. Größte Stütze dürfte dabei der private Konsum sein, heißt es im jüngsten Monatsbericht Mai. Auch die Bauwirtschaft werde wohl verstärkt Fahrt aufnehmen. In der Industrie rechnen die Bundesbank-Ökonomen trotz einer intakten konjunkturellen Aufwärtsbewegung lediglich mit einer schleppenden Entwicklung.

In den ersten drei Monaten des Jahres war die deutsche Wirtschaft nach einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamtes real um 0,3 % gewachsen. Damit lag der Zuwachs deutlich unter dem Niveau des Vorquartals, in dem das Wachstum noch bei 0,7 % gelegen hatte. Der Bundesbank zufolge entwickelte sich die innerdeutsche Konjunktur zwar auch nach dem Jahreswechsel lebhaft. Eine Delle in der globalen Konjunktur bremste jedoch die Ausfuhren, während die Einfuhren kräftig zulegten.

Konsum wichtigster Wachstumsmotor

Besonders stark entwickelte sich im ersten Quartal 2015 der private Konsum. Dafür gab es laut Monatsbericht eine Reihe von Gründen: Die steigende Beschäftigung bei spürbar anziehenden Verdiensten, ein kräftiger Kaufkraftschub durch den drastischen Ölpreisrückgang sowie die Auswirkungen wirtschaftspolitischer Instrumente wie die Einführung der abschlagsfreien Rente mit 63, der Mütterrente oder des allgemeinen Mindestlohns.

Für die kommenden Monate erwarten die Bundesbank-Ökonomen, dass die privaten Haushalte weiter wachsende Ausgabenspielräume für den Konsum nutzten. Der kräftige Ölpreisrückgang oder die rentenpolitischen Maßnahmen hätten ihre Hauptwirkung bereits entfaltet, so der Monatsbericht. Weitere Spielräume könnten sich jedoch aus der zunehmenden Beschäftigung und der Erhöhung der Tarifentgelte ergeben. Einkommenszuwächse durch den Mindestlohn dürfen sich bei Haushalten niederschlagen, die einen großen Teil ihres Einkommens für den Konsum ausgeben.

Ausfuhren gebremst, Einfuhren gestiegen

Im Auslandsgeschäft konnten die deutschen Unternehmen im ersten Quartal 2015 nicht an den Schwung der zweiten Jahreshälfte 2014 anknüpfen. Aus Sicht der Bundesbank-Ökonomen liegt das insbesondere an der schwächelnden Weltwirtschaft. "In China hat sich das Wachstum des realen BIPs spürbar verlangsamt, in Russland und Brasilien ist das BIP im Vergleich zum Vorquartal sogar geschrumpft", heißt es im Bericht. Die Expansion der US-Wirtschaft sei nahezu zum Erliegen gekommen. Die Delle in der globalen Konjunktur habe die Ausfuhren der deutschen Unternehmen gebremst. Die Abwertung des Euro, durch die Waren und Dienstleistungen auch deutscher Unternehmen für Käufer außerhalb des Euro-Raums billiger werden, konnte diesen Effekt der Bundesbank zufolge nicht ausgleichen. "Die Wirkung der Euro-Abwertung dürfte sich erwartungsgemäß erst mit Verzögerung zeigen", so die Ökonomen. Die Einfuhren deutscher Unternehmen legten im ersten Quartal 2015 hingegen zu.

Das Wachstum in der deutschen Industrie wird nach Einschätzung der Bundesbank in den kommenden Monaten eher schleppend verlaufen, die konjunkturelle Aufwärtsbewegung sei jedoch intakt. So sei die Auftragsentwicklung zu Jahresbeginn insgesamt enttäuschend aus-gefallen. "Gleichwohl sollten sich im Umfeld einer sich festigenden Weltkonjunktur und eines vergleichsweise niedrigen Außenwerts des Euro bald auch neue Exportchancen auf den Drittmärkten eröffnen", stellen die Bundesbank-Ökonomen in Aussicht.