Bundesbankpräsident Joachim Nagel beim FAZ-Kongress ©Nils Thies

Nagel: „Die nächsten Schritte müssen jetzt kommen“

Bundesbankpräsident Joachim Nagel hat sich dafür ausgesprochen, nicht mehr zu lange mit den nächsten Schritten hin zu einer Normalisierung der Geldpolitik zu warten. „Die Zeit der negativen Zinsen sollte bald vorbei sein", sagte Nagel bei einer Veranstaltung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Das Eurosystem dürfe sich dabei auch nicht wegen der schwierigen realwirtschaftlichen Situation zurückhalten. Nagel äußerte sich insgesamt zuversichtlich, dass die Geldpolitik ihr Mandat erfüllen könne und die Inflation mittelfristig wieder bei 2 Prozent liegen werde.

Inflation als großes Thema 2022

Nagel betonte, dass die Inflation derzeit deutlich zu hoch sei. Vor allem Haushalte mit kleinen und mittleren Einkommen belaste sie stark. Im April lag die am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Teuerung in Deutschland laut Statistischem Bundesamt bei 7,8 Prozent; für den Euroraum schätzte Eurostat die Inflation auf 7,5 Prozent. Dass die Inflation das große Thema im Jahr 2022 sein werde, sei ihm bereits bei seinem Amtsantritt im Januar klar gewesen, so Nagel. Es sei richtig gewesen, dass sich der EZB-Rat in seiner Sitzung im März zum ersten Mal deutlich positioniert habe. Aus seiner Sicht sei damit unter schwierigen Bedingungen die geldpolitische Wende eingeleitet worden. „Jetzt müssen die nächsten Schritte kommen. Wir dürfen nicht zu lange warten“, so der Bundesbankpräsident.

Notenbanken müssen für stabile Preise in der mittleren Frist sorgen

Bestimmte Faktoren wie das Angebot auf den Gütermärkten könnte die Geldpolitik allerdings nicht steuern, sagte Nagel. „Aber wir können und müssen als Notenbanken für stabile Preise in der mittleren Frist sorgen. Das ist unser Mandat und unser Ziel.“