Pressefrühstück mit Bundesbankpräsident Dr. Joachim Nagel und Bundesfinanzminister Christian Lindner bei der Jahrestagung von IWF und Weltbank und Treffen der G20-Finanzminister und -Notenbankgouverneure ©Bundesministerium der Finanzen / Photothek

Nagel: EZB-Zinserhöhungen haben ihre Wirkung gezeigt

Bundesbankpräsident Joachim Nagel hat sich zuversichtlich gezeigt, dass die inflationäre Entwicklung ihren Höhepunkt überschritten hat. Wenngleich noch Unsicherheit darüber besteht, wann wir wieder das Ziel von 2 Prozent erreichen, haben die bisherigen zehn Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) ihre Wirkung gezeigt, sagte er bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesfinanzminister Christian Lindner am Rande der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank in Marrakesch.

Dass die Zinserhöhungen diese Wirkung zeigten - die Inflation hat sich seit ihrem Höhepunkt mehr als halbiert und betrug zuletzt in Deutschland wie im gesamtem Euroraum etwas mehr als 4 Prozent - sei aus Notenbanksicht der entscheidende Punkt, so Nagel. Er verwies darauf, dass die aktuellen Inflationsprognosen des IWF für 2024 jahresdurchschnittliche Raten von 3,5 Prozent in Deutschland und 3,3 Prozent für den Euroraum sähen. Blicke man darüber hinaus, erwartet die Bundesbank für 2025 für Deutschland dann eine Zwei vor dem Komma, sagte Nagel. Für den Euroraum hatte die EZB zuletzt für 2025 eine Inflationsrate von 2,1 Prozent prognostiziert.

Vor diesem Hintergrund erklärte der Bundesbankpräsident, dass die EZB geldpolitisch weiterhin fest entschlossen ist, die Inflation auf den Zielwert von 2 Prozent zurückzuführen. Wie es dabei zinspolitisch weitergehe, hänge von den jeweils aktuellen Daten ab, die laufend beobachtet und analysiert würden. Zuletzt hatte der EZB-Rat Mitte September die Leitzinsen um 25 Basispunkte angehoben, Einlagen- und Hauptrefinanzierungssatz liegen seitdem bei 4,00 bzw. 4,50 Prozent.

Darüber hinaus sagte Nagel mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland, dass unter anderem der Rückgang der Auslandsnachfrage die Industrie getroffen habe und dem Bau die hohen Finanzierungskosten zu schaffen machten. Allerdings sah der Bundesbankpräsident auch Lichtblicke: Die Arbeitsmarktlage ist weiterhin gut. Zudem stärkten kräftige Lohnzuwächse und die gesunkene Inflation den privaten Verbrauch.

Nagel wies zugleich zurück, dass Deutschland wirtschaftlich der kranke Mann Europas sei. Es gebe nach den Herausforderungen der vergangenen Jahre viel Aufholpotenzial. Ich bin mir sicher, dass Deutschland das nutzen wird, betonte der Bundesbankpräsident. Bundesfinanzminister Lindner stimmte Nagel zu, dass Untergangsprophezeihungen nicht angemessen sind. Auch er unterstrich die Fähigkeit Deutschlands zur Wende und verwies zudem auf die soliden Fundamente der deutschen Wirtschaft.