Kugelschreiber liegt auf Blättern mit Aktienkursen ©SusanneB / Getty Images

Neuer Indikator liefert zeitnahes Bild der gesamtwirtschaftlichen Lage

Um die Auswirkungen der Coronakrise auf die Wirtschaftstätigkeit zeitnah einschätzen zu können, wurde in der Bundesbank ein neuer wöchentlicher Aktivitätsindex (WAI) für die deutsche Wirtschaft entwickelt. „In der gegenwärtigen Situation liefern der WAI und die daraus abgeleitete Schätzung für das BIP-Wachstum wertvolle und vor allem zeitnahe Informationen darüber, wie sich die Corona-Pandemie auf die Wirtschaftstätigkeit in Deutschland auswirkt“, schreiben die Expertinnen und Experten der Bundesbank. 

Ab Mitte März zeige der WAI einen drastischen Rückgang der realwirtschaftlichen Aktivität an. Der Indexwert für die letzte Märzwoche liege bei -2,2, was einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,9 Prozent im ersten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorquartal entspreche. Damit liege der Wert des WAI Ende März recht nahe an der Schnellschätzung des Statistischen Bundesamtes von -2,2 Prozent. Im Verlauf des Monats April sei der WAI weiter deutlich gesunken und betrage momentan -4,6. Das heißt, dass die Wirtschaftsaktivität – gemessen am WAI – in den zwölf Wochen bis zum 12. Mai um 4,6 Prozent unter der Aktivität der vorhergehenden zwölf Wochen lag. „Würde der WAI bis zum Ende des zweiten Quartals auf dem derzeitigen Stand verharren, so würde die am WAI gemessene Wirtschaftsaktivität um 4,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal sinken“, berichten die Expertinnen und Experten.

Zusammensetzung des WAI

Der WAI setzt sich aus sieben hochfrequenten, wöchentlich erfassten, schnell verfügbaren Indikatoren zusammen. Diese werden durch Daten zur monatlichen Industrieproduktion sowie zum vierteljährlichen Bruttoinlandsprodukt ergänzt. „Ein wichtiges Auswahlkriterium für die Aufnahme eines Indikators in den Index war, dass er einen hinreichenden Erklärungsgehalt in Bezug auf die wirtschaftliche Aktivität aufweist“, so die Fachleute der Bundesbank. So erfassen die hochfrequenten Indikatoren Strom und Maut den Bereich Produktion beziehungsweise Handel und der Indikator Flüge stellt einen Bezug zur globalen Aktivität her. Aus Google-Suchanfragen werden die Variablen Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit gewonnen, die sich auf den Arbeitsmarkt beziehen. Der Indikator Bargeld bildet einen Teil des Verbraucherverhaltens ab und die Größe Luftverschmutzung dient den Fachleuten als Kennzahl für den Bereich Mobilität.