Weidmann erhält Internationalen Preis der Hayek-Stiftung

Bundesbankpräsident Jens Weidmann ist mit dem Internationalen Preis der Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung ausgezeichnet worden. Er erhielt die Ehrung in Freiburg vor rund 300 geladenen Gästen. Weitere Preisträger waren der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog, der mit dem Ehrenpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, sowie Udo Di Fabio. Der ehemalige Verfassungsrichter erhielt den Publizistik-Preis der Hayek-Stiftung. Der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler überreichte die Auszeichnungen an die Preisträger.

Laudatoren für Herzog und Di Fabio waren Bundespräsident Joachim Gauck und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts Andreas Vosskuhle. In seiner Rede zitierte Bundespräsident Gauck mit Blick auf die Terroranschläge von Paris den Namensgeber des Preises, den Ökonomen Friedrich August von Hayek: "Freiheit entfaltet neue Kraft gerade unter schwierigen Bedingungen." Dieses Vertrauen in die Kraft der Freiheit bräuchten Deutschland und Europa gerade jetzt.

"Unermüdlicher Einsatz für stabilitätsorientierte Geldpolitik"

Der Bundesbankpräsident wurde für sein "entschlossenes Eintreten für die konsequente Umsetzung theoretischer Erkenntnisse in eine marktwirtschaftliche Politik" geehrt. Die Stiftung begründete die Auszeichnung auch durch Weidmanns "unermüdlichen Einsatz für eine stabilitätsorientierte Geldpolitik der Notenbanken sowie sein überzeugendes argumentatives Werben gegen übermäßige Staatsverschuldung und für finanzpolitische Solidität und ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum."

Die Laudatio für Weidmann hielt Otmar Issing, ehemaliger Chefvolkswirt und Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB). Issing, der in den 1990er Jahren auch im Direktorium der Bundesbank saß, erinnerte in seiner Rede daran, wie sich die Bundesbank seit ihrer Gründung durch ihre stabilitätsorientierte Politik Ansehen bei den Deutschen erworben und wie sich ihre Rolle nach der Einführung des Euro gewandelt habe. "Wenn die Deutsche Bundesbank in diesem dramatisch veränderten Umfeld nach wie vor – und ich meine, inzwischen wieder verstärkt – eine wichtige Rolle in der internationalen Währungs- und der europäischen Geldpolitik spielt, dann liegt das an ihrem Präsidenten Dr. Jens Weidmann", sagte Issing. Mit Blick auf den Namensgeber des Preises sagte Issing, dass Hayek die fundamentale Bedeutung stabilen Geldes für eine Gesellschaft freier Bürger betont und vor politischer Einflussnahme auf die Notenbanken gewarnt habe – ebenso wie der Bundesbankpräsident es heute tue: "Jens Weidmann wird nicht müde, vor der Politisierung der Notenbanken zu warnen", erklärte Issing. Es müsse in der Tat alarmieren, wenn weltweit Notenbanken in den Sog der Politik gerieten, sich nicht gegen die Umklammerung wehren würden und sich anscheinend sogar in eine größere Rolle jenseits der Geld- und Währungspolitik drängten, so Issing. Dies könne den Notenbanken schaden, wenn die Kollateralschäden dieser Entwicklung sichtbar würden. "In Europa bedroht eine Überdehnung des Mandats der Notenbank die Statik der ganzen Währungsunion auf unabsehbare Zeit", warnte Issing.

In Übereinstimmung mit dem frühen Hayek

In seiner Dankesrede sagte Weidmann, dass der Preis vor allem die stabilitätspolitische Tradition der Deutschen Bundesbank ehre. Hayek habe die unauflösliche Verknüpfung von Freiheit und Verantwortung betont. "Dieses für eine Marktwirtschaft elementare Haftungsprinzip wurde in den vergangenen Jahren sieben Krisenjahren ausgehöhlt", so der Bundesbankpräsident. Als Beispiele nannte er die Rettung von Banken mit Steuermitteln und die Übernahme von Haftung für öffentliche Schulden durch die Staatengemeinschaft. Bei der gemeinsamen Bankenaufsicht sei schon einiges erreicht worden. "Beim Ordnungsrahmen der Währungsunion besteht aber noch Handlungsbedarf", so der Bundesbankpräsident. Solle die europäische Währungsunion dauerhaft eine Stabilitätsunion sein, so müsse dem Hayek´schen Haftungsprinzip wieder mehr Geltung verschafft werden. Dabei sprach sich Weidmann für ein geordnetes Insolvenzverfahren für Staaten aus.

Der Bundesbankpräsident ging in seiner Rede auch auf den Aspekt der Preisstabilität in Hayeks Werk ein. Der Ökonom hatte dafür plädiert, das staatliche Geldmonopol abzuschaffen und den Bürgern die freie Wahl ihres Zahlungsmittels zu überlassen. Hayek traute Staat und Notenbank nicht zu, für Preisstabilität zu sorgen. "Vermutlich überrascht es Sie nicht, dass ich als Notenbankvertreter mich dieser Forderung nicht anschließe", sagte Weidmann. Bevor Hayek aber für die „Entnationalisierung des Geldes“ eingetreten sei, habe er in unabhängigen Notenbanken den besten Weg gesehen, Preisstabilität zu gewährleisten. In Bezug auf diesen Aspekt befände er sich immerhin mit dem frühen Hayek in Übereinstimmung, so Weidmann.