Newsletter „Zahlungsverkehr und Wertpapierabwicklung“ 45. Ausgabe – März 2021

Unbarer Zahlungsverkehr über die Deutsche Bundesbank im Jahr 2020

25.03.2020

Im Auftrag des Eurosystems betreibt die Deutsche Bundesbank zusammen mit der Banque de France und der Banca d’Italia die TARGET Service-Angebote TARGET2 und TARGET2-Securities (T2S) auf einer gemeinsamen technischen Plattform; beim T2S-Betrieb kooperieren die drei Zentralbanken zudem noch mit dem Banco de España. Über die beiden Verfahren werden eilbedürftige Groß- bzw. Individualüberweisungen abgewickelt (TARGET2) sowie Wertpapiertransaktionen in sicherem Zentralbankgeld verrechnet (T2S). Die Abwicklung bzw. Verrechnung erfolgt dabei über RTGS-Konten im Zahlungsverkehrsmodul bzw. über dedizierte T2S-Geldkonten. 

Als drittes TARGET Service-Angebot hat das Eurosystem Ende November 2018 TIPS (TARGET Instant Payment Settlement) in Betrieb genommen, um im Massenzahlungsverkehr die pan-europäische Abwicklung von Echtzeit-Überweisungen (Instant Payments) zu fördern und existierende Marktlösungen zu ergänzen. Instant Payments können rund um die Uhr und an jedem Tag im Jahr – selbst am Wochenende und an Feiertagen – in Sekundenschnelle abgewickelt werden. TIPS ist – rechtlich betrachtet – ein Bestandteil von TARGET2, auch wenn es technisch als separate Plattform umgesetzt wurde. Die teilnehmenden Banken profitieren von der direkten Verrechnung in Zentralbankgeld und der Berücksichtigung ihrer Guthaben auf den dedizierten TIPS-Geldkonten bei der Mindestreserveerfüllung. Seit dem 25. November 2019 bietet auch die Deutsche Bundesbank ihren Nichtbankenkunden die Möglichkeit, Echtzeit-Überweisungen einzureichen bzw. zu empfangen.
 
Die TARGET Service-Angebote sind ein wesentlicher Pfeiler der Finanzmarktinfrastruktur für den Euro mit großer Akzeptanz und grundsätzlich hoher Betriebsstabilität. Die Bundesbank ermöglicht Finanzmarktakteuren eine Teilnahme an TARGET2. Man spricht in diesem Zusammenhang von TARGET2-BBk.

Im Zahlungsverkehrsmodul von TARGET2-BBk wurden im Jahr 2020 arbeitstäglich mehr als 187.000 Zahlungen im Wert von rund 730 Milliarden Euro eingeliefert. Der Anteil der deutschen Komponente an den Einreichungen insgesamt verblieb bei 54 %, da sowohl im Gesamtsystem als auch in TARGET2-BBk mehr Zahlungen als im Jahr 2019 eingereicht wurden. Über die Geldkonten von deutschen Banken in T2S wurden im Berichtsjahr wiederum deutlich mehr Wertpapiertransaktionen verrechnet als im Vorjahr. Arbeitstäglich erfolgten fast 260.000 Verrechnungen – und somit über 46 % aller T2S-Transaktionen – über TARGET2-BBk. Das Betragsvolumen betrug dabei arbeitstäglich mehr als 200 Milliarden Euro. 

Die Bundesbank ist jedoch im Zahlungsverkehr nicht nur in den TARGET Services aktiv. Mit ihrem System EMZ (Elektronischer Massenzahlungsverkehr) bietet sie vielmehr – komplementär zu anderen Dienstleistern im deutschen Interbanken-Clearing – auch verschiedene Abwicklungsmöglichkeiten für Massenzahlungen an. Im Jahr 2020 wurde mit rund 6,2 Milliarden EMZ-Zahlungen (Überweisungen, Einzüge, Kartenzahlungen) erneut eine Rekordstückzahl erreicht. Arbeitstäglich wurden im Laufe des Berichtsjahres knapp 24 Millionen Zahlungen im Betrag von mehr als 14 Milliarden Euro über den EMZ weitergeleitet. Am Ultimo November 2020 konnte zudem mit etwas mehr als 62 Millionen Transaktionen ein neuer arbeitstäglicher Spitzenwert verzeichnet werden. 

Unbarer Zahlungsverkehr der Deutschen Bundesbank 2020 ©Bundesbank