Ida Kerkovius, Komposition, 1955
Ida Kerkovius, geboren 1879, gehörte zur ersten Generation von Künstlerinnen, die unter schwierigen Bedingungen und gegen viele Widerstände eine professionelle Ausbildung erhielten und kontinuierlich künstlerisch arbeiten konnten. Als Meisterschülerin von Adolf Hölzel in Dachau und Stuttgart lernte sie bei einer der interessantesten Lehrerpersönlichkeiten ihrer Zeit. Hölzels Unterricht basierte auf der Vermittlung bildkompositorischer Grundlagen, die den Studierenden als Basis für ihre eigenen künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten dienen sollten. Um zu einem freien Umgang mit den gestalterischen Mitteln zu gelangen, motivierte er sie, sich vom Gegenstand zu lösen.
Zwischen 1920 und 1923 setzte Ida Kerkovius ihre Studien am neu gegründeten Bauhaus in Weimar fort und entwickelte eine auf Linie, Form und Farbe basierende Bildsprache. Auffallend ist die leuchtende und kontrastreiche Farbigkeit, deren Intensität durch die Kombination verschiedener Materialien wie Aquarell, Gouache und Pastell noch gesteigert wird. Oft sind die Kompositionen gegenstandslos, oft spielt sie mit figurativen oder gegenständlichen Andeutungen. So auch in diesem Blatt, das dem Spätwerk zuzurechnen ist und zahlreiche Assoziationen zulässt: Sitzende Figuren in einer zweigeteilten Raumsituation mit starken Hell-Dunkel-Kontrasten lassen an eine freie Interpretation einer Bühnenaufführung, etwa eines Konzerts, denken.