Die deutsche Zahlungsbilanz im Juli 2010

Leistungsbilanzüberschuss gesunken

Die deutsche Leistungsbilanz wies im Juli 2010 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 9,0 Mrd € auf. Das Ergebnis lag damit um 3,7 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Dahinter standen sowohl ein geringerer Aktivsaldo in der Handelsbilanz als auch ein höheres Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welche Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfassen.

Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes verminderte sich der Aktivsaldo im Außenhandel im Juli gegenüber dem Vormonat um 0,7 Mrd € auf 13,5 Mrd €. Saison- und kalenderbereinigt nahm er dagegen um 0,3 Mrd € auf 12,7 Mrd € zu. Dabei gingen die wertmäßigen Einfuhren ( 2,2 %) etwas stärker zurück als die Ausfuhren (-1,5 %). Verglichen mit dem Durchschnitt des zweiten Quartals wuchsen die nominalen Exporte saisonbereinigt um 3,3 %, während das Plus bei den Importen mit 3,0 % nur wenig darunter lag.

Der negative Saldo bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen vergrößerte sich im Juli von 0,7 Mrd € auf 3,3 Mrd €. Dazu haben Verschlechterungen in allen drei Teilbilanzen beigetragen. Der Passivsaldo in der Dienstleistungsbilanz erhöhte sich aufgrund stärkerer Reiseverkehrsausgaben um 1,6 Mrd € auf 3,1 Mrd €. Zudem stieg der Fehlbetrag bei den laufenden Übertragungen um 0,8 Mrd € auf 3,6 Mrd €. Demgegenüber verringerte sich der Überschuss aus den grenzüberschreitenden Faktoreinkommen nur geringfügig von 3,5 Mrd € im Vormonat auf 3,4 Mrd € im Berichtsmonat.

Geringe Kapitalabflüsse im Wertpapierverkehr

Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr reduzierten sich die Netto-Kapitalexporte im Juli stark im Vergleich zum Juni (3,8 Mrd €, nach 24,2 Mrd €). Ausschlaggebend war, dass ausländische Portfolioinvestoren ihre Anlagen in Deutschland weniger kräftig als zuvor zurückführten (3,1 Mrd €, nach 18,1 Mrd € im Juni). Dabei trennten sie sich in erster Linie von Schuldverschreibungen (3,2 Mrd €). Aktien wurden hingegen in geringem Umfang nachgefragt. Hiesige Anleger erwarben für 0,7 Mrd € ausländische Zins- und Dividendentitel. Dabei standen Käufen von Schuldverschreibungen (3,6 Mrd €) und Investmentzertifikaten (0,8 Mrd €) Veräußerungen von Aktien (3,7 Mrd €) gegenüber.

Im Bereich der Direktinvestitionen war im Juli der Saldo nahezu ausgeglichen. Auf der einen Seite zogen deutsche Firmen von ihren ausländischen Niederlassungen in begrenztem Maße Kapital ab (1,3 Mrd €). Dies geschah in erster Linie im Rahmen des konzerninternen Kreditverkehrs (7,1 Mrd €), während sie ihren ausländischen Töchtern und Filialen Finanzmittel über zusätzliches Beteiligungskapital (3,2 Mrd €) und reinvestierte Gewinne (2,6 Mrd €) zuführten. Auf der anderen Seite verringerten auch ausländische Firmen die Kapitalausstattung ihrer deutschen Niederlassungen, wobei dies ebenfalls vor allem auf den konzerninternen Kreditverkehr zurückzuführen ist.

Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im Juli Netto-Kapitalzuflüsse (19,1 Mrd €). Davon entfielen 1,5 Mrd € auf die Nichtbanken. Einerseits nahm der Staat Gelder im Ausland auf (7,0 Mrd €), und dies in erster Linie über kurzfristige Finanzkredite. Andererseits führten die Transaktionen der Unternehmen und Privatpersonen zu Mittelabflüssen (5,5 Mrd €). Insbesondere erhöhten diese ihre Bankguthaben und ihre kurzfristigen Forderungen im Ausland. Im Bankensystem kamen Auslandsgelder von 17,6 Mrd € auf. Ausschlaggebend waren hohe Kapitalzuflüsse, die die Kreditinstitute verzeichneten (39,0 Mrd €). Insbesondere reduzierten sie ihre langfristigen Forderungen aus Finanzkrediten gegenüber ausländischen Geschäftspartnern; zudem flossen ihnen im Rahmen ihres Passivgeschäfts Mittel aus dem Ausland zu. Hingegen ergaben sich bei der Bundesbank Kapitalabflüsse (21,4 Mrd €), wobei diese nahezu vollständig auf den Forderungsaufbau im Rahmen des Großbetragszahlungsverkehrssystems TARGET2 entfielen.

Die Währungsreserven der Bundesbank sind im Juli – zu Transaktionswerten gerechnet – nahezu unverändert geblieben.