Die deutsche Zahlungsbilanz im Mai 2012

Leistungsbilanzüberschuss gesunken

Die deutsche Leistungsbilanz wies im Mai 2012 ‑ gemessen an den Ursprungsdaten ‑ einen Überschuss von 9,0 Mrd € auf. Das Ergebnis lag damit um 2,1 Mrd € unter dem Vormonatswert. Dies lag daran, dass der Defizitanstieg im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welcher Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfasst, die Verbesserung in der Handelsbilanz mehr als kompensierte. 

Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes weitete sich der Aktivsaldo im Außenhandel im Mai gegenüber dem Vormonat um 0,8 Mrd € auf 15,3 Mrd € aus. Saison- und kalenderbereinigt nahm er allerdings um 1,1 Mrd € auf 15,0 Mrd € ab. Nach starken Einbußen im Vormonat expandierten dem Werte nach sowohl die Ausfuhren mit 3,9 % als auch die Einfuhren mit 6,3 % sehr kräftig. Im April und Mai zusammengenommen lagen die nominalen Exporte saisonbereinigt um 1,3 % über dem Durchschnitt des ersten Quartals, wobei Preiseffekte keine Rolle gespielt haben dürften. Bei den Importen kam es zu einem leichten Rückgang von 0,3 %, wobei es in preisbereinigter Betrachtung wegen der spürbaren Ermäßigungen bei den Einfuhrpreisen wohl einen Zuwachs gegeben hat. 

Das Defizit der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen vergrößerte sich im Mai auf 3,5 Mrd €, nach einem Fehlbetrag von 1,2 Mrd € im April. Dies ist maßgeblich auf den Umschwung in der Bilanz der grenzüberschreitenden Faktoreinkommen zurückzuführen, in der im Berichtsmonat ein Ausgabenüberschuss von 0,8 Mrd € zu Buche stand, nach einem Einnahmenüberschuss von 0,9 Mrd € im Vormonat. Hierfür waren die im Mai üblicherweise relativ hoch ausfallenden Dividendenzahlungen an das Ausland ausschlaggebend. Auch in der Dienstleistungsbilanz kam es zu einem Defizit in Höhe von 1,0 Mrd €, nachdem es im April per saldo noch ein Plus von 0,6 Mrd € gegeben hatte. Dagegen ging der Fehlbetrag bei den laufenden Übertragungen um 1,0 Mrd € auf insgesamt 1,7 Mrd € zurück.

Umschwung im Wertpapierverkehr

Im Mai kam es im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr zu Netto-Kapitalimporten (34,4 Mrd €), nachdem im April Abflüsse verzeichnet worden waren (13,4 Mrd €). Ausschlaggebend für den Umschwung war, dass Gebietsfremde von der Verkäufer- (20,0 Mrd €) auf die Käuferseite (45,6 Mrd €) gewechselt sind. Ihr Interesse richtete sich dabei sowohl auf Schuldverschreibungen (29,6 Mrd €) als auch auf Aktien (11,0 Mrd €) und Investmentzertifikate (5,0 Mrd €). Aber auch hiesige Investoren engagierten sich wieder grenzüberschreitend in Wertpapieren (11,1 Mrd €), nachdem sie im Vormonat noch Papiere abgegeben hatten (6,6 Mrd €). Sie erwarben - insbesondere in Euro denominierte - Anleihen (6,2 Mrd €). Daneben kauften sie ausländische Geldmarktpapiere (3,6 Mrd €) und Aktien (2,1 Mrd €). 

Anders als beim Wertpapierverkehr kam es im Mai im Bereich der Direktinvestitionen erneut zu Netto-Kapitalabflüssen (1,4 Mrd €, nach zuletzt 7,0 Mrd €). Dabei erhöhten hiesige Firmen ihre Auslandsinvestitionen um 2,2 Mrd €; per saldo ausschließlich in Form von Beteiligungskapital. Gebiets­fremde Eigner stellten ihren Niederlassungen in Deutschland 0,8 Mrd € zur Verfügung, und zwar ‑ netto gerechnet ‑ ausschließlich in Form von Finanzkrediten. 

Der übrige statistisch erfasste Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, verzeichnete im Mai Netto-Kapitalexporte in Höhe von 45,5 Mrd €. Bei den Nicht-Banken flossen Mittel im Umfang von 9,7 Mrd € ab. Davon entfielen auf die Dispositionen von Unternehmen und Privatpersonen 4,2 Mrd € und auf die des Staates 5,5 Mrd €. Das Bankensystem verzeichnete ebenfalls Mittelabflüsse (35,8 Mrd €). Hier führten die grenzüberschreitenden Transaktionen der Kreditinstitute zu Netto-Kapitalexporten in Höhe von 20,0 Mrd €. Die Auslandsposition der Bundesbank stieg transaktionsbedingt um 15,8 Mrd €. Dahinter standen zwei gegenläufige Entwicklungen. So nahmen die Forderungen der Bundesbank aus Transaktionen im Rahmen des Zahlungsverkehrssystems TARGET2 zwar kräftig zu (54,4 Mrd €). Zugleich sind aber im Mai die Verbindlichkeiten der Bundesbank ‑ maßgeblich durch höhere Einlagen von Zentralbanken außerhalb des Euro-Raums ‑ stark angestiegen (38,6 Mrd €). 

Die Währungsreserven der Bundesbank sind im Mai ‑ zu Transaktionswerten gerechnet ‑ leicht gestiegen (0,2 Mrd €).