Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung in Deutschland im zweiten Quartal 2025 Sektorale Ergebnisse der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung
- Private Haushalte schichten Termineinlagen in täglich fällige Einlagen um
- Reale Rendite für vermögensärmere Haushalte weiterhin negativ
- Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Unternehmen sinkt auf 37 Milliarden Euro
Geldvermögen der privaten Haushalte legt kräftig zu
Das Geldvermögen der privaten Haushalte ist im zweiten Quartal 2025 deutlich gestiegen und betrug zum Quartalsende 9.216 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorquartal nahm es um 138 Milliarden Euro zu. Die Haushalte bauten Forderungen in Höhe von 69 Milliarden Euro auf. Zusätzlich verbuchten sie Bewertungsgewinne von 69 Milliarden Euro. Nach den deutlichen Bewertungsverlusten zu Jahresbeginn stiegen die Marktwerte vieler Anlagen wieder.
Die privaten Haushalte bauten im zweiten Quartal 2025 Termineinlagen per saldo um 14 Milliarden Euro ab, insbesondere im kurzfristigen Bereich. Die freigewordenen Mittel schichteten sie verstärkt in täglich fällige Einlagen um: Bargeld und Sichteinlagen wurden insgesamt in Höhe von 51 Milliarden Euro aufgebaut. Grund hierfür war die Zinskonstellation: Die Zinssätze für kurzfristige Termineinlagen sanken im Zuge der geldpolitischen Leitzinssenkungen erneut stärker als die für täglich fällige Einlagen. Zudem dürften die Ankündigung umfangreicher Zölle durch die US-Regierung Anfang April und die damit verbundene Verunsicherung dazu geführt haben, dass private Haushalte Liquiditätspuffer aufbauten.
Bei Aktien und sonstigen Anteilsrechten lag der Forderungsaufbau bei 7 Milliarden Euro, wobei hiervon 4 Milliarden Euro auf börsennotierte Aktien des Auslands entfielen. Bei börsennotierten Aktien inländischer Emittenten waren per saldo nur geringe Käufe zu verzeichnen.
Der starke Aufbau von Investmentfondsanteilen der Vorquartale verlor im Berichtsquartal zwar leicht an Dynamik, blieb mit 24 Milliarden Euro aber hoch. Der auf den Erwerb von Geldmarktfondsanteilen entfallende Anteil sank auf 4 Milliarden Euro und normalisierte sich damit im längerfristigen Vergleich weiter.
Wenig Bewegung gab es bei den Schuldverschreibungen. Diese wurden per saldo erneut in Höhe von 1 Milliarde Euro gekauft. Auch Versicherungs- und Pensionsansprüche wurden in einem ähnlichen Umfang wie zuvor erworben (13 Milliarden Euro, nach 16 Milliarden Euro im ersten Quartal).
Im Gegensatz zum Vorquartal trugen Bewertungsgewinne im zweiten Quartal 2025 maßgeblich zum Anstieg des Geldvermögens bei: Insgesamt beliefen sie sich auf 69 Milliarden Euro, nach Bewertungsverlusten von 74 Milliarden Euro im Vorquartal. Den größten Beitrag leisteten Aktien und sonstige Anteilsrechte mit Bewertungsgewinnen von 42 Milliarden Euro. Auch Investmentfonds verzeichneten nach deutlichen Verlusten im ersten Quartal wieder Bewertungsgewinne (19 Milliarden Euro). Kleinere Bewertungsgewinne in Höhe von 3 Milliarden Euro entfielen auf Versicherungs- und Pensionsansprüche.[1]
Reale Rendite des Geldvermögens steigt leicht
Die reale, also inflationsbereinigte, Gesamtrendite des Geldvermögens bildet die tatsächlich erzielte Rendite der privaten Haushalte ab. Mit der verteilungsbasierten Vermögensbilanz (Distributional Wealth Accounts: DWA) stellt die Bundesbank zusätzliche Daten zur Vermögensverteilung der privaten Haushalte zur Verfügung.[2] Unter Berücksichtigung der individuellen Struktur des Geldvermögens stellt Abbildung 2 die reale Gesamtrendite des Finanzportfolios entlang der Nettovermögensverteilung dar.
Die Betrachtung nach Vermögensgruppen zeigt, dass die im Schnitt erzielbaren realen Renditen über alle Gruppen hinweg zuletzt insgesamt leicht gestiegen sind.[3] Allerdings erzielten Haushalte in der vermögensärmeren Hälfte der Verteilung weiterhin eine negative Rendite. Diese Haushalte halten ihr Geldvermögen nahezu ausschließlich in den risikoarmen Anlageformen Einlagen und Versicherungsansprüche, deren Renditen schwach ausfielen. Bei den vermögendsten 10 Prozent der Haushalte konnten positive Beiträge von Kapitalmarktanlagen erheblich zur Steigerung der Renditen beitragen und prägten damit die reale Gesamtrendite des Finanzportfolios entscheidend. Über alle Haushalte hinweg betrachtet stieg die aggregierte reale Gesamtrendite im zweiten Quartal 2025 auf etwa 1,4 Prozent, wozu insbesondere Aktien und Investmentfondsanteile nennenswert positiv beitrugen. Eine negative reale Rendite auf Einlagen wirkte weiterhin dämpfend.
Kreditaufnahme belebt sich leicht, Verschuldungsquote bleibt stabil
Die Verbindlichkeiten der privaten Haushalte stiegen im zweiten Quartal 2025 auf insgesamt 2.151 Milliarden Euro. Dies wurde durch eine gestiegene Kreditaufnahme in Höhe von 11 Milliarden Euro getrieben. Dieser Wert war zuletzt im vierten Quartal 2022 erreicht worden.
Aufgrund des gestiegenen nominalen Bruttoinlandsprodukts blieb die Verschuldungsquote stabil bei 49,1 Prozent.[4]
Insgesamt erhöhte sich das Nettogeldvermögen um 128 Milliarden Euro auf 7.064 Milliarden Euro.
Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Unternehmen gesunken
Die Außenfinanzierung nichtfinanzieller Unternehmen ging im zweiten Quartal 2025, nach kräftigeren Zuflüssen im Vorquartal, um 19 Milliarden Euro auf 37 Milliarden Euro zurück.
Die Außenfinanzierung durch Kredite sank dabei deutlich von 36 Milliarden Euro im Vorquartal auf 16 Milliarden Euro. Dies lag daran, dass die Kreditaufnahme bei inländischen Monetären Finanzinstituten und anderen inländischen Unternehmen zurückging. Dagegen leistete die Kreditaufnahme im Ausland in Höhe von 14 Milliarden Euro einen erheblichen Beitrag zur Stabilisierung dieser Komponente der Außenfinanzierung. Insgesamt bewegte sich die Kreditaufnahme weiterhin im Rahmen der Entwicklung seit 2023.
Die Nettoemission von Schuldverschreibungen sank von 3 Milliarden Euro im Vorquartal auf nahe null. Stabil blieb die Emission von Aktien und sonstigen Anteilsrechten mit 8 Milliarden Euro, nach 10 Milliarden Euro im Vorquartal.
Auf Jahressicht, basierend auf gleitenden Vierquartalssummen, bewegte sich die Außenfinanzierung seitwärts und zeigte damit weiterhin wenig Dynamik.
Die Verbindlichkeiten der nichtfinanziellen Unternehmen stiegen zum Ende des zweiten Quartals 2025 um 218 Milliarden Euro auf 12.051 Milliarden Euro. Neben der Außenfinanzierung waren hierfür Bewertungseffekte in Höhe von 181 Milliarden Euro verantwortlich, wobei diese überwiegend auf die emittierten Anteilsrechte entfielen (151 Milliarden Euro).
Die gegenüber dem Vorquartal verringerte Dynamik bei den Fremdkapitalinstrumenten sorgte – in Kombination mit der gestiegenen nominalen Wirtschaftsleistung – für eine Seitwärtsbewegung der Verschuldungsquote von 68,2 Prozent.[5]
Das Geldvermögen der nichtfinanziellen Unternehmen stieg um 43 Milliarden Euro und lag zum Ende des Berichtsquartals bei 8.931 Milliarden Euro. Insgesamt sank das Nettogeldvermögen der nichtfinanziellen Unternehmen auf minus 3.120 Milliarden Euro.
Aufgrund zwischenzeitlich durchgeführter Revisionen der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung sowie der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen sind die Angaben dieser Pressenotiz nicht mit denen früherer Pressenotizen vergleichbar.
Fußnoten:
- Die Berechnung der versicherungstechnischen Rückstellungen der privaten Haushalte beruht methodisch auf dem Solvency-II-Meldewesen, welches zur Ermittlung/Bewertung die Discounted-Cashflow-Methode anwendet:
eur-lex.europa.eu. Die maßgebliche Zinsstruktur für die Abzinsung versicherungstechnischer Rückstellungen in Solvency II wird dabei von der EIOPA monatsgenau festgelegt. Zu jedem Bewertungsstichtag müssen die Rückstellungen aller bestehenden Verträge mit den aktuellsten Zinssätzen bewertet werden. Durch diese Form der Marktpreisbewertung werden die versicherungstechnischen Rückstellungen nach Solvency II deutlich vom aktuellen Zinsumfeld beeinflusst. Hierdurch sind in einzelnen Quartalen stärkere Bewertungseffekte möglich. - Das Finanzportfolio gemäß DWA umfasst folgende Anlageformen: Einlagen, Schuldverschreibungen, börsennotierte Aktien, Anteile an Investmentfonds und Versicherungsansprüche (Lebensversicherungen und private Altersvorsorge). Für weiterführende Informationen zu den DWA vgl. auch:
bundesbank.de - Konkret wird zwischen vier Vermögensgruppierungen unterschieden: das obere Prozent der Nettovermögensverteilung (Top 1 %), die nächsten 9 % der Verteilung (90 % bis 99 %), die dann nachfolgenden 40 % (50 % bis 90 %) sowie die vermögensärmere Hälfte der Nettovermögensverteilung (0 % bis 50 %). Das Nettovermögen ergibt sich dabei als Differenz zwischen dem Gesamtvermögen (Finanzportfolio zuzüglich Immobilien und Betriebsvermögen) und den Verbindlichkeiten (Wohnungsbaukredite und übrige Kredite).
- Die Verschuldungsquote entspricht der Verschuldung im Verhältnis zum nominalen Bruttoinlandsprodukt (gleitende Vierquartalssumme).
Weiterführende Informationen
Die Daten der Finanzierungsrechnung finden sich im Internet unter