Juli-Ergebnisse der Umfrage zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey) in Deutschland

Die deutschen Banken haben ihre Maßstäbe für die Vergabe von Krediten in den drei erfragten Geschäftsfeldern im zweiten Quartal 2016 unterschiedlich angepasst. Das ergab die jüngste Umfrage zum Kreditgeschäft unter den teilnehmenden, in Deutschland ansässigen Banken.

Während die Kreditvergabestandards im Firmenkunden- und im Konsumentenkreditgeschäft nahezu unverändert blieben, zeigten sich einige der befragten Institute bei der Vergabe von Wohnungsbaukrediten an private Haushalte erneut restriktiver und strafften ihre Richtlinien per saldo deutlich. Ihren Angaben zufolge geschah dies wie schon im Vorquartal insbesondere vor dem Hintergrund des im März 2016 in Kraft getretenen Gesetzes zur Umsetzung der Wohnimmobilienkreditrichtlinie und zur Änderung handelsrechtlicher Vorschriften. Die Umsetzung löste nicht bei allen Instituten gleichermaßen ausgeprägte Reaktionen aus.

Im Ergebnis unterschiedlich entwickelten sich auch die Margen in den einzelnen Geschäftsbereichen: Während sie im Bereich durchschnittlicher Bonitäten im Unternehmensgeschäft moderat verengt wurden, blieben sie im Geschäft der privaten Baufinanzierung unverändert und stiegen im Bereich der Konsumfinanzierung leicht an. Die Margen für risikoreichere Ausleihungen wurden im Geschäft mit den privaten Haushalten leicht ausgeweitet, im Firmenkundengeschäft änderten sie sich kaum.

Die Nachfrage nach Krediten legte nach Einschätzung der deutschen Banken in allen drei erfragten Geschäftsfeldern zu. So stieg der Mittelbedarf vonseiten der Unternehmen und im Bereich der privaten Baufinanzierung jeweils leicht. Er entwickelte sich in beiden Geschäftsfeldern aber nicht mehr so dynamisch wie noch im vorherigen Quartal. Bei den Konsumentenkrediten hingegen zeichnete sich ein deutlicher Nachfrageanstieg ab.

Die Juli-Umfrage enthielt zusätzliche Fragen zu den Refinanzierungsbedingungen der Banken, zu den Auswirkungen der neuen regulatorischen und aufsichtlichen Aktivitäten (hierzu zählen u.a. die in der CRR/CRD IV festgelegten Eigenkapitalanforderungen und die aus dem Comprehensive Assessment resultierenden Anforderungen) sowie zur Teilnahme der Banken an den gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften (GLRG und GLRG II). Erneut berichteten die deutschen Banken, dass sich vor dem Hintergrund der Lage an den Finanzmärkten die Refinanzierungssituation im Vergleich zum Vorquartal geringfügig verbessert habe. Im Hinblick auf die neuen regulatorischen und aufsichtlichen Aktivitäten reduzierten die Banken in der ersten Jahreshälfte 2016 ihre risikogewichteten Aktiva per saldo weiter und stärkten ihre Eigenkapitalposition erheblich. Am ersten GLRG  II im Juni 2016 zeigten die befragten Institute ein im Vergleich zu den bisherigen GLRG nur leicht gestiegenes Interesse. An den künftigen GLRG II sind jedoch deutlich mehr Banken grundsätzlich interessiert. Ihre Teilnahme beziehungsweise ihr Interesse begründeten die Banken mit den attraktiven Konditionen der Geschäfte. Ihren Angaben zufolge sollen die aufgenommenen Mittel entsprechend dem Zweck der Geschäfte in erster Linie zur Kreditvergabe verwendet werden. Die finanzielle Situation der teilnehmenden Banken verbesserte sich durch die GLRG insgesamt leicht. Auswirkungen auf ihre Kreditstandards erwarten die Institute aber kaum.

Im Euro-Raum insgesamt nahmen die befragten Institute erneut eine unter dem Strich leichte Lockerung ihrer Kreditstandards im Firmenkundengeschäft vor. Im Geschäft mit den privaten Haushalten blieben die Vergabemaßstäbe im Bereich der Wohnungsbaufinanzierung im Ergebnis nahezu unverändert. Im Konsumentenkreditgeschäft wurden die Vergabestandards etwas gelockert.

Die Kreditnachfrage vonseiten der Unternehmen stieg laut Angaben der Umfrageteilnehmer im Euro-Raum spürbar. Ferner nahm auch der Mittelbedarf der privaten Haushalte zu. Hier verzeichneten die Banken insbesondere im Bereich der Baufinanzierung einen kräftigen Zuwachs.

Die Refinanzierungssituation verbesserte sich nach Angaben der Banken im Euro-Raum etwas. Im Zuge der neuen regulatorischen und aufsichtlichen Aktivitäten stärkten die Banken in der ersten Jahreshälfte 2016 eigenen Angaben zufolge ihre Eigenkapitalposition weiter deutlich. Am ersten GLRG II vom Juni 2016 nahmen im Euro-Raum über die Hälfte der befragten BLS-Banken teil. Auch im Währungsgebiet wollen die teilnehmenden Banken die aufgenommenen Mittel laut eigenen Angaben vor allem zur Kreditvergabe an Unternehmen verwenden.