Sektorale Vermögensbildung und Finanzierung im dritten Quartal 2010 Ergebnisse der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung
Gemäß den aktuellen Ergebnissen der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung hat das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland im 3. Quartal 2010 erneut zugenommen. Gleichzeitig stieg jedoch auch ihre Verschuldung, allerdings nur geringfügig. Unternehmen griffen stärker als im Vorquartal auf die Außenfinanzierung zurück, darunter vor allem auf Kredite von anderen Unternehmen.
Private Haushalte: Geldvermögen und Verschuldung legen zu
Die Geldvermögensbildung der privaten Haushalte betrug im 3. Quartal 2010 gut 28 Mrd €. Zuwächse gab es im Wesentlichen bei den Bankeinlagen, den Wertpapieren sowie den Ansprüchen gegenüber Versicherungen. Die Bankeinlagen (einschließlich Bargeld) nahmen netto um gut 7 ½ Mrd € zu und wurden damit gegenüber den Vorquartalen vergleichsweise schwach dotiert. Wegen des niedrigen Zinsniveaus erwiesen sich im Einzelnen – wie schon in den Vorquartalen – vor allem die Sichteinlagen als relativ attraktiv, denen netto gut 5 Mrd € zuflossen. Bei den Spareinlagen gab es dagegen erneut nur geringe Zuwächse. Ihr Anstieg war mit netto gut 3 ½ Mrd € der zweitniedrigste seit Beginn der Niedrigzinsphase im 4. Quartal 2008. Das niedrige Zinsniveau dürfte auch für den abermaligen und inzwischen seit knapp zwei Jahren andauernden Abbau der Termineinlagen (einschl. Sparbriefe) verantwortlich sein. Mit einem Rückgang von netto gut 5 Mrd € lagen die Abflüsse allerdings auf dem Niveau des Vorquartals und fielen damit erneut relativ schwach aus. Betroffen waren vor allem die kurzfristigen Termineinlagen, während langfristige Einlagen (mit einer Laufzeit von mehr als zwei Jahren) geringfügige Zuflüsse verzeichneten.
Die Zuflüsse bei den Wertpapieren summierten sich im Berichtsquartal netto auf rund 6 Mrd €. Hauptverantwortlich dafür war das gestiegene Engagement in Investmentfondsanteilen, die per saldo in Höhe von 5 ½ Mrd € gekauft wurden. Diese Mittelzuflüsse verteilten sich ohne erkennbaren Schwerpunkt auf verschiedene Fondstypen, darunter auch offene Immobilienfonds, die zuvor angesichts der Unsicherheit bezüglich ihrer Liquiditätssituation spürbare Mittelabzüge zu verzeichnen hatten. Ausschließlich in Aktien investierende Fonds kam dabei jedoch die geringste Bedeutung zu. Auch die direkten Aktienkäufe fielen mit ½ Mrd € gegenüber den Vorquartalen vergleichsweise niedrig aus. Spürbar zugenommen haben schließlich auch die Ansprüche gegenüber Versicherungen. Diese stiegen netto um 13 Mrd €.
Zum zuvor beschriebenen transaktionsbedingten Anstieg des Geldvermögens kamen Kursgewinne bei den bereits gehaltenen Wertpapieren im Umfang von 15 Mrd €. Im Ergebnis führte dies zum Ende des dritten Quartals 2010 zu einem Geldvermögensbestand der privaten Haushalte von 4 796 Mrd €.
Die Verschuldung der privaten Haushalte nahm im Berichtszeitraum wie im Vorquartal nur geringfügig zu. Per saldo wurden Kredite (einschl. sonstiger Verbindlichkeiten) in Höhe von knapp 5 ½ Mrd € aufgenommen. Am Quartalsende summierten sich die Schulden bei Banken und Versicherungen auf insgesamt 1 537 Mrd €. Sie liegen damit seit gut zehn Jahren, genauer gesagt seit dem dritten Quartal 2000, als die Verschuldung der privaten Haushalte erstmals die Marke von 1 500 Mrd € überschritten hatte, auf nahezu unverändertem Niveau. Das Nettogeldvermögen stieg damit auf 3 259 Mrd €.
Nichtfinanzielle Unternehmen: Kräftige Geldvermögensbildung und zunehmende Außenfinanzierung
Die Ergebnisse für die nichtfinanziellen Unternehmen schließen erstmals Schuldner-Gläubiger-Beziehungen zwischen den jeweiligen Unternehmen mit ein (sog. unkonsolidierte Betrachtung). Dies ist eine Änderung gegenüber der bisherigen Veröffentlichungspraxis, bei der derartige Beziehungen stets herausgerechnet (konsolidiert) wurden. Motivation für diese Änderung ist die nachhaltig gestiegene Bedeutung intrasektoraler Verflechtungen, insbesondere im Bereich der unternehmerischen Außenfinanzierung. Infolgedessen sind die Angaben nur eingeschränkt mit den in den Vorquartalen publizierten Werten vergleichbar.
Gemäß dieser Betrachtungsweise fiel die Geldvermögensbildung der Produktionsunternehmen mit 55 Mrd € deutlich stärker aus als im Vorquartal (+39 ½ Mrd €). Hauptverantwortlich dafür waren zum einen ein erheblicher Zuwachs bei den Termineinlagen, die per saldo um 21 Mrd € zunahmen, sowie zum anderen die abermalige Ausweitung der Kredite, vor allem an andere inländische Unternehmen, von insgesamt gut 17 ½ Mrd € netto.
In der Außenfinanzierung kam es im dritten Quartal 2010 erneut zu einer Zunahme von rund 36 Mrd €. Maßgeblich dafür war die Entwicklung bei den Krediten von Nichtbanken, darunter vor allem Kredite von anderen inländischen Unternehmen, die netto um insgesamt gut 26 Mrd € ausgeweitet wurden. Die Zuwächse bei dieser Finanzierungsform blieben damit abermals auf dem vergleichsweise hohen Niveau, das sie seit Verschärfung der Finanzkrise Ende 2008 durchgehend erreichten. Ähnlich hohe Zunahmen über einen längeren Zeitraum gab es zuletzt Anfang des Jahrtausends nach dem Platzen der New Economy-Blase. Auch Handels- bzw. Lieferkredite trugen mit gut 11 Mrd € deutlich mehr als im langjährigen Durchschnitt zur Finanzierung von Unternehmen bei. Kredite von inländischen Banken nahmen hingegen abermals ab und wurden per saldo um knapp 10 ½ Mrd € zurückgeführt. Wenig Bewegung gab es hingegen in der wertpapierbasierten Finanzierung; Schuldverschreibungen (einschl. Geldmarktpapiere) wurden netto um gut 3 ½ Mrd € zurückgeführt, und die eigenkapitalbasierte Finanzierung spielte wie im Vorquartal kaum eine Rolle.