Bundesbankpräsident Jens Weidmann und Vorstandsmitglied Johannes Beermann bei der Vorstellung des Geschäftsberichts ©Frank Rumpenhorst

Bundesbank erzielt 2018 einen Bilanzgewinn von 2,4 Milliarden Euro

Die Bundesbank hat im Jahr 2018 einen Überschuss von 2,5 Milliarden Euro erzielt. Er fiel damit um 0,5 Milliarden Euro höher aus als im Vorjahr. Nach Rücklagendotierung beläuft sich der Bilanzgewinn auf 2,4 Milliarden Euro. Dieser wurde in voller Höhe an den Bund überwiesen. „Ausschlaggebend für den Anstieg sind die höheren Zinserträge aufgrund der Negativverzinsung der gestiegenen Einlagen“, sagte Bundesbankpräsident Jens Weidmann bei der Vorstellung des Jahresabschlusses in Frankfurt am Main. Der Nettozinsertrag erhöhte sich deutlich von 4,2 auf 4,9 Milliarden Euro.

Risikovorsorge aufgestockt

Ihre Risikovorsorge hat die deutsche Notenbank im vergangenen Jahr zum dritten Mal in Folge erhöht. Die Wagnisrückstellung stieg um zusätzliche 1,475 Milliarden Euro auf nunmehr 17,9 Milliarden Euro. Ursächlich für die abermalige Aufstockung seien vor allem die Zinsänderungsrisiken, die seit 2016 berücksichtigt würden, schreibt die Bundesbank in ihrem Geschäftsbericht. Das Zinsänderungsrisiko besteht darin, dass die Erträge aus der Einlagenverzinsung bei perspektivisch wieder steigenden Leitzinsen zurückgehen und sich in Zinsaufwendungen umkehren werden. Hingegen gibt es einen hohen Bestand an niedrigverzinslichen Wertpapieranlagen mit zum Teil sehr langer Restlaufzeit, so dass die Erträge auf der Aktivseite auch bei steigenden Leitzinsen längerfristig gering bleiben werden.

TARGET2-Forderungen weiter gestiegen

Die Bilanzsumme der Bundesbank erreichte 2018 einen Rekordstand von 1,8 Billionen Euro. Insgesamt hat sie sich in den vergangenen vier Jahren um mehr als 1 Billion Euro erhöht, was einer Steigerung um 140 Prozent entspricht. „Wichtigster Grund für das Bilanzwachstum sind die geldpolitischen Wertpapierankaufprogramme“, erklärte Bundesbankvorstand Johannes Beermann, der unter anderen für Controlling und Rechnungswesen verantwortlich ist. So habe der Bestand an Euro-Wertpapieren per saldo um 59,7 Milliarden Euro auf 571,8 Milliarden Euro zugenommen. Als zweiten Faktor für das Bilanzwachstum nannte Beermann die TARGET2-Forderungen gegenüber der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese seien 2018 um 59,2 Milliarden Euro auf 966,2 Milliarden Euro gestiegen.

Auf der Passivseite der Bilanz stiegen vor allem die Euro-Guthaben in- und ausländischer Einleger um 87,4 Milliarden Euro auf 408,6 Milliarden Euro. Die Verbindlichkeiten aus geldpolitischen Operationen sanken um 37 Milliarden Euro auf 572,8 Milliarden Euro.

Wachstumsdelle setzt sich fort

Bundesbankpräsident Jens Weidmann und Vorstandsmitglied Johannes Beermann bei der Vorstellung des Geschäftsberichts ©Frank Rumpenhorst
Mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung im vergangenen Jahr stellte Bundesbankpräsident Weidmann fest, dass diese in Deutschland, im Euroraum und weltweit an Schwung ein-gebüßt habe. Vieles spreche dafür, dass sich die Wachstumsdelle hierzulande bis ins laufende Jahr erstrecke. „Vermutlich wird deshalb das deutsche Wirtschaftswachstum 2019 deutlich hinter der Potenzialrate von 1½ Prozent zurückbleiben“, so der Bundesbankpräsident. Mit Blick auf die immer noch ausgezeichnete Lage auf dem Arbeitsmarkt warnte er jedoch vor konjunktureller Schwarzmalerei: Die schlechten Nachrichten sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Wachstum sich auf ein starkes Fundament aus günstigen Finanzierungsbedingungen, zunehmender Beschäftigung und steigenden Löhnen stütze. „Die Wirtschaft dürfte nicht den Rückwärtsgang einlegen, voraussichtlich wird sie 2019 nur weniger Gas geben als in den Vorjahren“, so Weidmann. 2018 war die deutsche Wirtschaft kalenderbereinigt um 1,5 Prozent gewachsen.

Erster Schritt zur Normalisierung

Der Bundesbankpräsident ging bei der Pressekonferenz auch auf die geldpolitischen Entwicklungen des vergangenen Jahres ein. Die Entscheidung des EZB-Rats, den Nettoerwerb von Anleihen zum Jahresende 2018 einzustellen, bezeichnete er als „ersten Schritt auf dem langen Weg der geldpolitischen Normalisierung“. Die Geldpolitik im Euroraum bleibe aber weiterhin ausgesprochen locker, so Weidmann. Die Tilgungsbeiträge aus fällig werdenden Anleihen würden vollständig reinvestiert, wodurch der Gesamtbestand an Wertpapieren hoch bleibe. Darüber hinaus gehe der EZB-Rat davon aus, dass die Leitzinsen noch mindestens über den Sommer 2019 und in jedem Fall so lange wie erforderlich auf ihrem gegenwärtigen Niveau bleiben werden.

In Bezug auf die Diskussion um eine Neuauflage der längerfristigen Kredite für Banken im Euroraum (sogenannte TLTROs, englisch „Targeted Longer-Term Refinancing Operations“) sagte Weidmann, dass eine Neuauflage geldpolitisch begründet werden müsse; regulatorische Gründe dürften hier keine Rolle spielen. Auch sollten neue TLTROs – sofern notwendig –weniger großzügig ausgestaltet sein als die jetzt fällig werdenden. Unser Ziel muss immer sein, dass die Märkte funktionsfähig bleiben und wir nicht an die Stelle der Kapitalmärkte treten", so der Bundesbankpräsident mit Blick auf die sehr lange Laufzeit der Kredite.

Weidmann für zweite Amtszeit vorgeschlagen

Wie am Tag der Bilanzpressekonferenz bekannt wurde, machte die Bundesregierung den Weg für eine zweite Amtszeit des Bundesbankpräsidenten frei. Die Regierung schlägt dem Bundespräsidenten eine abermalige Bestellung vor. „Ich freue mich über die Entscheidung der Bundesregierung und darauf, mich weiterhin in die geldpolitische Debatte einbringen zu können", sagte Weidmann, dessen Vertrag Ende April ausläuft. Nach Anhörung des Bundesbankvorstands kann der Bundespräsident Weidmann nun für weitere acht Jahre zum Bundesbankpräsidenten bestellen.