Zentralbankdialog in der neuen Normalität

"Thank you all for participating and this concludes today's webinar." Marcus Haas, Fachdozent für die Bankenaufsicht im Zentrum für internationalen Zentralbankdialog, winkt noch einmal in die Kamera und beendet die Webex-Session. Damit verabschiedet er 27 Zentralbankbeschäftigte aus 15 Ländern, die gerade am Online-Kurs "Banking Supervision within the Basel Framework Part VIII: Supervisory Review and Evaluation Process (SREP)" teilgenommen haben.

Die neuen Konzepte scheinen aufzugehen

Der Online-Kurs zum SREP war der letzte von insgesamt acht Veranstaltungen zu verschiedenen Themen rund um Basel III, wie Marktrisiko, Kreditrisiko, Eigenmittel oder die Verschuldungsquote (Leverage Ratio). Jeweils mittwochs um 13:30 Uhr waren bis zu 30 internationale Gäste eingeladen, an den Ausführungen der Fachleute der Bundesbank teilzunehmen. Die Gruppengröße hat das ZiZ bewusst beschränkt, um Interaktion zwischen den Teilnehmenden zu ermöglichen - ähnlich wie in einer Präsenzveranstaltung. Auch die Uhrzeit wurde bewusst so gewählt, dass möglichst viele Zeitzonen erreicht werden.

Das Konzept scheint aufzugehen: Den SREP-Vortrag sahen unter anderem Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Nepal, Sri Lanka und Indonesien. Bei vorherigen Kursen war auch eine Kollegin aus Ecuador dabei. "Wir machen am Anfang der Online-Kurse eine Vorstellungsrunde und bitten alle, neben Namen und Herkunftsland, die aktuelle Uhrzeit zu nennen. Wenn dann jemand 'halb sechs morgens' oder 'halb acht abends' sagt, drückt man auch schon mal sein Bedauern aus", sagt Haas. Gleichzeitig unterstreicht es aber auch die Wertschätzung gegenüber der Veranstaltung. Wer sich um halb acht abends noch in einen zweistündigen Online-Kurs einwählt und bis zum Schluss dabeibleibt und sich sogar aktiv einbringt, muss sowohl von den Inhalten als auch von der Qualität der Veranstaltung überzeugt sein. Dies zeigt sich bisher auch am Feedback im Nachgang zu den Online-Kursen der Basel-Reihe. Der überwiegende Teil der Teilnehmenden fand die Veranstaltung hilfreich für die eigene Arbeit und würde sie weiterempfehlen.

Umstellung auch für die Vortragenden

Auch für die Vortragenden bedeuten die Online-Kurse eine Umstellung. Viele sprechen zum ersten Mal nicht vor einem Präsenzpublikum, sondern in eine Kamera. Marcus Haas versucht, ihnen die Umstellung so leicht wie möglich zu machen. Teilweise fanden im Vorfeld Test-Sessions statt um die Technik kennenzulernen, bei einigen übernahm Haas auch das Zeigen der Folien und die Moderation des Chats und der Rückfragen, so dass die Vortragenden sich voll auf den Fachvortrag konzentrieren konnten. "Im Nachhinein waren alle zufrieden wie die Veranstaltungen gelaufen sind und ich schätze, die meisten würden das gerne wiederholen", so Haas.

Monitor mit Webex-Anwendung ©Marcus Haas
Dr. Sebastian Irle spricht im Online-Kurs zum Thema Marktrisiko vor 27 internationalen Zentralbankbeschäftigten.

Viele neue Inhalte in Planung

Die Gelegenheit zur Wiederholung kommt vermutlich für einige Vortragende noch in diesem Jahr. Da alle internationalen Zentralbankkurse bis Jahresende abgesagt sind, werden die Online-Kurse die neue Normalität sein.

Das ZiZ plant gerade viele neue Inhalte. So soll es im Bereich Bankenaufsicht dieses Jahr noch Online-Kurse geben zu Veränderungen durch COVID-19, zur Prüfung von bankaufsichtlicher IT, sowie zu mathematischen Modellen für Bankenprüfer. Zudem soll das für März geplante und damals kurzfristig abgesagte Expert Panel zum Thema Green Finance als einwöchiger Online-Kurs im November durchgeführt werden. Alle Kurse und Termine werden fortlaufend auf unserer Webseite veröffentlicht.

Marcus Haas empfiehlt den ZiZ Newsletter zu abonnieren, um keine Termine und Anmeldefirsten zu verpassen. Er freut sich schon, auch in den neuen Veranstaltungen wieder Gäste aus möglichst vielen Ländern und verschiedenen Zeitzonen zu begrüßen.

Text und Foto: Marcus Haas