Bundesbank gedenkt Karl Otto Pöhls

Mit einer Gedenkfeier hat die Bundesbank an ihren verstorbenen früheren Präsidenten Karl Otto Pöhl erinnert. Pöhl war am 9. Dezember 2014 im Alter von 85 Jahren gestorben.

"Wir trauern um einen herausragenden Notenbanker und Bundesbankpräsidenten, einen großen Wegbereiter der Europäischen Währungsunion und einen tiefgründigen und gleichzeitig humorvollen Menschen", sagte Bundesbankpräsident Jens Weidmann vor rund 150 geladenen Gästen. Pöhl habe die Fähigkeit besessen, gleichzeitig politisch wie ökonomisch zu denken und zu formulieren, sagte Weidmann.

Mit Blick auf die deutsch-deutsche Währungsunion habe Pöhl nicht davor zurückgeschreckt, vor deren überstürzter Einführung zu warnen. Rückblickend habe er aber gesagt: "Die politische Realität war damals stärker als die ökonomische Logik." Trotz mancher Bedenken in der Sache habe die Bundesbank aber die politische Entscheidung der Bundesregierung zur Einführung der D-Mark in der damaligen DDR von Anfang an loyal unterstützt.

Stabilitätsorientierte Grundüberzeugung

Bundesbankpräsident Weidmann erinnerte daran, dass Pöhl auch einem anderen großen Ereignis zunächst skeptisch gegenüber stand: Der Idee einer europäischen Währungsunion. "Gleichzeitig wollte er aber die Gestaltung dieses Projekts nicht alleine anderen überlassen", sagte Weidmann. Dank seiner tiefverwurzelten stabilitätspolitischen Grundüberzeugung sei es Pöhl schließlich gelungen, die anderen Mitglieder der Delors-Kommission davon zu überzeugen, dass eine Währungsunion für ihr Funktionieren eine unabhängige, der Preisstabilität verpflichtete und entscheidungsfähige Zentralbank benötige. Dass das Modell der Bundesbank mit ihrer Unabhängigkeit später auf die Europäische Zentralbank übertragen wurde, habe Pöhl später als seine größte persönliche Leistung bezeichnet.

"Mein Vater war ein unabhängiger, toleranter, großzügiger und starker Mensch, der sich alles im Leben selbst erarbeitet hat“, sagte der Sohn des Verstorbenen, Moritz Karl Ulrich Pöhl. Sein Vater sei auch in Großbritannien und den USA sehr angesehen, betonte er. Dort werde er sehr häufig auf die Verdienste Karl Otto Pöhls angesprochen.

Inbegriff des Währungsvertrauens

Der ehemalige Bundesbankpräsident Helmut Schlesinger erinnerte an die neue Note, die Pöhl seinerzeit in die Außenwirkung der Bundesbank gebracht hatte. Als früherer Journalist habe es Pöhl verstanden, die Positionen der Bundesbank nicht schulmeisterlich, sondern mit einem besonderen Einfühlungsvermögen im Ausland deutlich zu machen, so Schlesinger.

"Karl Otto Pöhl hat Maßstäbe gesetzt, die weit in die Zukunft hinein wirken, in eine offene Zukunft, offener vielleicht, als wir es uns wünschen möchten", sagte der Historiker Michael Stürmer. Pöhl sei Präsident der Bundesbank in wahrhaftig turbulenten Jahren gewesen und habe die Tradition der Bundesbank europäisiert, auch gegen Widerstände, so Stürmer. Pöhl sei über die Jahre zum "Inbegriff des deutschen und mehr und mehr auch des europäischen Währungsvertrauens" geworden.