Die Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main ©Robert Metsch / ECB

EZB stellt neue geldpolitische Strategie vor

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat sich auf eine neue geldpolitische Strategie verständigt. Kern der Strategie ist ein neues Inflationsziel. Künftig zielt der EZB-Rat auf eine Inflationsrate von mittelfristig 2 Prozent ab. Die neue Strategie enthält darüber hinaus Eckpunkte zur Berücksichtigung von Klimarisiken.

Hier lesen Sie die Pressemitteilung der EZB zu ihrer neuen Strategie: 

EZB-Rat verabschiedet neue geldpolitische Strategie

  • Neue Strategie sieht symmetrisches mittelfristiges Inflationsziel von 2 % vor
  • EZB-Rat bestätigt, dass der HVPI die geeignete Messgröße für die Preisentwicklung bleibt und empfiehlt die schrittweise Berücksichtigung von selbst genutztem Wohneigentum
  • Neue geldpolitische Strategie ist das Ergebnis einer eingehenden Überprüfung, die im Januar 2020 eingeleitet wurde
  • EZB-Rat verabschiedet ambitionierten klimabezogenen Maßnahmenplan

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat heute seine neue geldpolitische Strategie veröffentlicht und sie in einer Erklärung zur geldpolitischen Strategie näher erläutert.

Nach Auffassung des EZB-Rats kann Preisstabilität am besten gewährleistet werden, wenn mittelfristig ein Inflationsziel von 2 % angestrebt wird. Dieses Ziel ist symmetrisch, d. h. negative Abweichungen von diesem Zielwert sind ebenso unerwünscht wie positive. Wenn die nominalen Zinssätze in einer Volkswirtschaft in der Nähe ihrer effektiven Untergrenze liegen, sind besonders kraftvolle oder lang anhaltende geldpolitische Maßnahmen nötig, um zu verhindern, dass sich negative Abweichungen vom Inflationsziel verfestigen. Dies geht unter Umständen damit einher, dass die Inflation vorübergehend leicht über dem Zielwert liegt.
Der EZB-Rat hat zudem bestätigt, dass die Leitzinsen das bedeutendste geldpolitische Instrument der EZB bleiben. Weitere Instrumente, wie die Forward Guidance, Ankäufe von Vermögenswerten und längerfristige Refinanzierungsgeschäfte, die in den letzten zehn Jahren dazu beigetragen haben, die durch die Untergrenze der nominalen Zinssätze entstandenen Beschränkungen abzumildern, bleiben fester Bestandteil des Instrumentariums der EZB und werden gegebenenfalls eingesetzt. 

"Ich freue mich, Ihnen mitzuteilen, dass der EZB-Rat gestern die neue geldpolitische Strategie der EZB verabschiedet hat. Unter der Prämisse, dass die vorrangige Aufgabe der EZB in der Gewährleistung von Preisstabilität besteht, konnten wir im Rahmen dieser Überprüfung unsere Denkmuster hinterfragen, uns mit zahlreichen Interessenträgern austauschen, nachdenken, diskutieren und eine gemeinsame Grundlage für die Anpassung unserer Strategie finden. Unsere neue Strategie ist ein solides Fundament. Sie wird uns künftig bei der Durchführung der Geldpolitik leiten,“ sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde.

Der EZB-Rat hat bestätigt, dass der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) auch künftig die geeignete Messgröße ist, um zu bewerten, ob das Preisstabilitätsziel erfüllt ist. Er räumt jedoch ein, dass der HVPI die für private Haushalte relevante Inflation besser abbilden würde, wenn die Kosten für selbst genutztes Wohneigentum berücksichtigt würden und dass es noch mehrere Jahre dauern wird, bis selbst genutztes Wohneigentum in den HVPI einfließt. Unterdessen wird der EZB-Rat bei seinen geldpolitischen Beurteilungen Inflationsmessgrößen heranziehen, die anfängliche Schätzungen der Kosten für selbst genutztes Wohneigentum berücksichtigen, um sein Spektrum an breiter gefassten Inflationsmessgrößen zu ergänzen.

Der EZB-Rat hat anerkannt, dass der Klimawandel weitreichende Folgen für die Preisstabilität hat. Dementsprechend hat er sich zu einem ambitionierten klimabezogenen Maßnahmenplan verpflichtet. Eine gesonderte Pressemitteilung wurde heute veröffentlicht.

Die erste reguläre geldpolitische Sitzung des EZB-Rats, in der die neue Strategie zur Anwendung kommt, findet am 22. Juli 2021 statt. Der EZB-Rat beabsichtigt, die Angemessenheit seiner geldpolitischen Strategie regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen. Die nächste Bewertung ist 2025 zu erwarten.