Norbert Lammert während seiner Rede ©Nils Thies

Norbert Lammert zu Gast in der Bundesbank

Beim Neujahrsempfang der Ehemaligenvereinigung der Hochschule der Bundesbank sprach in diesem Jahr der frühere Bundestagspräsident Norbert Lammert. Der Vorstand der Vereinigung hatte den gebürtigen Bochumer zu einem Dialog zum Thema „10 Jahre nach Beginn der Finanzkrise“ nach Frankfurt am Main eingeladen.

Lammert leitete das Thema mit einer persönlichen Anekdote ein. Er erzählte, wie ihn Bundeskanzlerin Angela Merkel vor rund zehn Jahren an einem Samstagabend auf dem Weg zu einem Abendessen angerufen habe, um ihn darüber zu informieren, dass am nächsten Tag eine Sondersitzung der Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedstaaten stattfinden werde. Diese hatte laut der Kanzlerin das Ziel, sich auf einen gemeinsamen Rettungsschirm zu verständigen, um einen drohenden Kollaps der Finanzmärkte zu vermeiden. Innerhalb von wenigen Tagen sollte daraufhin der Weg für einen Rettungsschirm freigemacht werden, bei dem sich der deutsche Anteil auf bis zu 480 Milliarden Euro hätte belaufen können. Dieser Betrag habe damals in etwa zwei Bundeshaushalten entsprochen, sagte Lammert, „darüber reden wir normalerweise ein halbes Jahr und streiten uns über jeden größeren Cent-Betrag“.

Rettungsschirm war richtig

Angesichts des damals angestrebten Zeit- und Verfahrensablaufs habe er gegenüber der Bundeskanzlerin betont, dass es einen Konsens im Bundestag geben müsse. Eine vergleichbare Situation habe es davor oder danach nie wieder gegeben, sagte Lammert weiter. Er zeigte sich von der damaligen Entscheidung, einen Rettungsschirm aufzusetzen, überzeugt: „Ohne den Rettungsschirm wäre es zu einer weiteren Zuspitzung gekommen“, so der ehemalige Bundestagspräsident.

Lammert leitete dann in die Gegenwart über und betonte, wie wichtig transnationale – am besten globale – Regeln für die Finanzmärkte seien. Nationalen Regeln könne sich schließlich jeder Teilnehmer entziehen, so Lammert. Bei der anschließenden Fragerunde ging es unter anderem um die Einschätzung Lammerts zu den aktuellen Entwicklungen rund um den Brexit und den Föderalismus in Deutschland.

Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling sprach das Grußwort bei der Veranstaltung. „Als junger Abgeordneter habe ich Ihre Reden sehr geschätzt“, so Wuermeling. Lammert sei ein Vorbild gewesen, an dem er sich orientiert habe. „Sie haben etwas vorgelebt, was ausgesprochen schwierig ist“, sagte Wuermeling an Lammert gerichtet, „nämlich Grundsatztreue mit Alltagspolitik zu verbinden.“