Dr. Julian Reischle ist neuer Leiter des Zentralbereichs Zahlungsverkehr und Abwicklungssysteme Interview mit Dr. Julian Reischle

Julian Reischle ©Nils Thies

Herr Dr. Julian Reischle hat am 1. Mai 2021 die Leitung des Zentralbereichs Zahlungsverkehr und Abwicklungssysteme übernommen.

Herr Dr. Reischle hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg studiert und startete seine berufliche Karriere in der Deutschen Bundesbank im Zentralbereich Volkswirtschaft zunächst in der Abteilung Geldpolitik und monetäre Analyse, deren stellvertretender Leiter er 2006 wurde. 2009 folgt eine knapp neunmonatige Zwischenstation im Bundeskanzleramt, wo er in der Abteilung Wirtschafts- und Finanzpolitik die Projektgruppe Finanzmarktstabilisierung führte. Nach seiner Rückkehr leitete Herr Dr. Reischle das Europa-Sekretariat und wechselte 2013 als Leiter in die Stabsstelle Querschnittsaufgaben, Reden des Zentralbereichs Volkswirtschaft. 2018 wurde Herr Dr. Reischle die Leitung des Zentralbereichs Ökonomische Bildung übertragen.

Jochen Metzger ©Thomas Lizala
Er löst damit Herrn Jochen Metzger ab, der den Zentralbereich seit 2006 leitete. Herr Metzger übernimmt das Amt des Präsidenten der Hauptverwaltung in Nordrhein-Westfalen.

Interview mit Dr. Julian Reischle

Herr Dr. Reischle, bitte beantworten Sie uns folgende drei Fragen in Bezug auf Ihre neue Funktion bei der Deutschen Bundesbank: 

Welche Rolle spielt für Sie der Zahlungsverkehr in einer modernen Zentralbank?

Der Zahlungsverkehr und die Wertpapierabwicklung stellen für viele Zentralbanken ein ganz wichtiges Aufgabengebiet dar. Nicht selten sind die Zentralbanken in die Bereitstellung der entsprechenden Infrastruktur eingebunden. Häufig sind sie aber auch „Bank des Staates“ und bieten deshalb für die öffentlichen Haushalte Zahlungsverkehrs- und Abwicklungsdienstleistungen an. Zumeist sind sie zudem in die Beaufsichtigung der Zahlungsverkehrs- und Abwicklungssysteme in ihrem Land einbezogen. Das alles erfordert ein hohes Maß an Fachkenntnissen und nicht selten auch ein gutes politisches Gespür. Denn anders sind die zum Teil recht unterschiedlichen Interessen der vielen verschiedenen Akteure kaum zusammenzubringen. 

Wo sehen Sie die wichtigsten Herausforderungen für Zahlungsverkehr und Abwicklungssysteme in den nächsten Jahren?

Verbraucherinnen und Verbraucher möchten stets bequem, sicher, schnell und kostengünstig zahlen. Und gleiches gilt zunehmend auch für den Wertpapierkauf. Entsprechende Bezahllösungen und Abwicklungssysteme zu entwickeln und anzubieten, ist vorrangig Aufgabe der Privatwirtschaft. Die Zentralbanken können dies aber auch dadurch unterstützen, indem sie Ideen entwickeln und den Markt entsprechend beraten. Ein wichtiger Beitrag besteht natürlich auch darin, moderne und zuverlässige Infrastrukturen bereitzustellen – das Rückgrat der Zahlungs- und Abwicklungssysteme. Gemeinsam mit ihren Partnernotenbanken arbeitet die Bundesbank derzeit mit dem TARGET2/T2S-Konsolidierungsprojekt mit Hochdruck an einer Weiterentwicklung der bestehenden TARGET-Services. Darüber hinaus wird es in den nächsten Jahren für das Eurosystem auch darum gehen zu prüfen, welche Rolle ein digitaler Euro für das Bezahlen in der Zukunft spielen kann und was dies für das Finanzsystem im Euroraum bedeuten würde. Das ist auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass es auch eine privatwirtschaftliche Initiative zur Schaffung einer paneuropäischen Zahlungsinfrastruktur gibt.

Worauf freuen Sie sich in der neuen Aufgabe?

Ich freue mich vor allem auf den fachlichen und den persönlichen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen in der Bundesbank, dem Eurosystem und den vielen Partnern im nationalen und internationalen Kontext. Gemeinsam muss es für uns darum gehen, eine leistungsfähige, sichere, kostengünstige und zukunftsfähige Zahlungsverkehrs- und Abwicklungsinfrastruktur zu schaffen, die den Bedürfnissen der Verbraucherinnen und Verbraucher und der Wirtschaft in Europa gerecht wird und die auch grenzüberschreitendes Zahlen schneller und billiger macht. Die ersten Wochen im Amt haben mir schon gezeigt, dass ich mich dabei auf ein starkes Team in der Bundesbank verlassen kann und dass es ein großes Interesse der Öffentlichkeit an den Positionen der Bundesbank zu Fragen des Zahlungsverkehrs und der Abwicklung gibt.