Die besseren Bitcoins Gastbeitrag im Focus

Alle Welt redet vom Bitcoin, doch für den Zahlungsverkehr gibt es inzwischen deutlich bessere Alternativen. Dauern bargeldlose Zahlungen bisher in der Regel einen Tag, so ist Beschleunigung in Sicht. Instant Payments heißt die neue Zauberformel. Sie steht für ein Verfahren der europäischen Kreditwirtschaft, mit dem seit November 2017 Geld innerhalb von wenigen Sekunden von Konto zu Konto überwiesen werden kann.

Der Unterschied erscheint auf den ersten Blick nicht so bedeutend. Vielfach ist es nicht wichtig, ob eine Zahlung heute oder morgen ankommt, solange sie verlässlich eingeht. Auf den zweiten Blick jedoch ist der Unterschied erheblich: Instant Payments sind attraktiv in Situationen, in denen bisher zumeist mit Bargeld oder mit der Karte gezahlt wird. Beispiel: Zwei Personen wollen sich die Restaurantrechnung teilen, also die eine zahlt und die andere kann ihr ihren Anteil sekundenschnell mit Instant Payments überweisen. Auch bei Zug-um Zug-Geschäften ist es von Vorteil, wenn eine Überweisung sofort ausgeführt und gutgeschrieben wird, etwa wenn das Umzugsunternehmen erst auslädt oder die Internet-Firma erst dann versendet, wenn bezahlt wurde.

Damit Instant Payments ein effizientes Zahlungsmittel werden, müssen sie einfach zu handhaben sein. Die Eingabe einer IBAN-Nummer wie bisher im guten alten Online-Banking üblich passt längst nicht mehr ins Bild. Nun kommen nutzerfreundliche Smartphone-Apps, die Zahlungen an Mobiltelefonnummern knüpfen. Diese neuen Banken-Apps sind mittlerweile fast überall im Angebot. Sie können jetzt zur Zahlung zwischen Privatpersonen genutzt werden. Wenn eine solche Zahlung innerhalb einer Bankengruppe bleibt, geht es auch jetzt schon in Sekundenschnelle, deutlich schneller als im Online-Banking.

Der Handel ist an der Einführung des neuen Zahlungsmittels durchaus interessiert, hofft er doch, die für ihn kostspieligen Kartenzahlungen zu reduzieren. Denn für jede Transaktion, die per Kartenzahlung erfolgt, zahlt der Handel eine Gebühr unter anderem an die Banken. Aber Banken sollten sich nicht von den möglicherweise sinkenden Einnahmen im Kartengeschäft schrecken lassen, sondern Instant Payments als Chance begreifen, schnelle und sichere Zahlungsdienste anzubieten. Effiziente Lösungen lassen sich nicht aufhalten. Die FinTech-Welle der vergangenen Jahre hat dies eindrücklich gezeigt. Darüber hinaus bereiten die großen Online-Plattformen eigene Zahlungsdienste bereits vor.

Aktuell stehen Instant Payments noch am Anfang. Erst eine Bank in Deutschland bietet sie an. Im Juli 2018 wollen die Sparkassen und im November 2018 die Volks- und Raiffeisenbanken nachziehen. Aus Sicht des Kunden wird entscheidend sein, dass die Kosten-Nutzen-Relation stimmt. Für Kreditinstitute könnte das neue Zahlungsinstrument der Schlüssel werden, mit dem sie Kundenbindungen stärken und mit innovativen Produkten punkten können.

In anderen europäischen Ländern wurde das mitunter eher verstanden. In Deutschland müssen wir nun zügig voranschreiten. Ich bin überzeugt, dass Instant Payments in wenigen Jahren für einen Großteil des Zahlungsverkehrs der „Normalfall“ sein werden. Sicherheit und besonders Nutzerfreundlichkeit werden dabei die treibenden Kräfte sein. Und wir alle sind inzwischen verwöhnt – die großen Online-Plattformen haben dafür gesorgt. Mit den neuen Instant Payments gehört Bitcoin jedenfalls mit Abwicklungsgeschwindigkeiten von bis zu mehreren Stunden ins Reich der Servicewüste.