Bundesbank legt Strategie bis 2012 fest

Profil schärfen - Konsolidierung fortsetzen

Der Vorstand der Bundesbank hat nach intensiven Erörterungen die geschäftspolitische Gesamtstrategie für die Zeit ab 2008 beschlossen. Ziel ist es, im Anschluss an die umfassende Strukturreform, die im Jahre 2002 begonnen wurde und Ende 2007 plangemäß abgeschlossen wird, das Profil der Bank als stabilitätsorientierte unabhängige Institution in Deutschland und im System der Europäischen Zentralbanken (ESZB) zu schärfen. Hierzu verabschiedete der Vorstand konkrete Orientierungsmarken und Vorgaben für die fünf Kerngeschäftsfelder der Bank sowie die erforderlichen Rahmenbedingungen. Detaillierte Maßnahmen zu den Strategie-Eckpunkten sollen jetzt die Fachbereiche entwerfen.

Bis Ende 2007 wird die Bundesbank eine Strukturreform umgesetzt haben, die von Umfang, Tempo und Tiefe her ohne Beispiel im öffentlichen Sektor ist. Im nächsten Strategiezyklus 2008 bis 2012 richtet die Bundesbank die Geschäftspolitik gemäß ihrem Auftrag „Stabilität sichern“ darauf aus, in allen fünf Kerngeschäftsfeldern operative und analytische Tätigkeiten zu fokussieren, zu vernetzen und gezielt auszubauen. Auf diese Weise wird sie mit ihrer Expertise das ESZB künftig noch wirkungsvoller unterstützen und damit zur Stabilität des Euro und des Finanzsystems beitragen können.

Die Kerngeschäftsfelder der Bank sind die Geldpolitik, das Finanz- und Währungssystem, die Bankenaufsicht sowie das Bargeld und der unbare Zahlungsverkehr. Zu diesen Geschäftsfeldern wurden u.a. folgende Eckpunkte festgelegt:

Die zentralbankorientierte, volkswirtschaftliche Forschung mit dem Schwerpunkt Geldpolitik soll nach den Vorgaben des Vorstands intensiviert werden. Ziel ist es, klare Akzente in der wissenschaftlichen Diskussion über geld- und wirtschaftspolitische Fragen zu setzen. Dabei soll die Bank die strategische Forschung der realwirtschaftlichen und monetären Analyse sowie deren Interaktion in der Geldpolitik stärken und in das ESZB einbringen. Angesichts ihrer führenden Rolle bei der Umsetzung der europäischen Geldpolitik hat sich die Bank überdies zum Ziel gesetzt, auch operative Gemeinschaftsaufgaben im ESZB verstärkt zu übernehmen.

Hauptziel im unbaren Zahlungsverkehr wird es sein, die Rolle der Bank als Katalysator und Innovationstreiber im europäischen Integrationsprozess zu festigen. Dazu gehört das Projekt zur Verwirklichung eines europäischen Zahlungsverkehrsraums (SEPA). Angestrebt wird bei Bereitstellung und Transfer von Liquidität eine operativ und strategisch führende Position im Zusammenwirken mit den Partnern des Eurosystems, und zwar insbesondere durch den gemeinsamen Betrieb der Gemeinschaftsplattform Target2. In der Bankenaufsicht ist unter anderem vorgesehen, die Prüfungstätigkeit und die laufende Überwachung gemäß den neuen Basel-II-Standards miteinander zu verzahnen, die Tätigkeiten in der operativen Aufsicht und der Regulierung schärfer von denen der BaFin abzugrenzen sowie die Analyseinstrumente etwa im Bereich Rating und Stress Testing auszubauen. Für das Kerngeschäftsfeld Finanzsystemstabilität gibt der Vorstand unter anderem vor, die Forschung zu intensivieren. Dadurch sollen die Präsenz im internationalen wissenschaftlichen Diskurs verstärkt sowie die Beiträge der Bank in nationalen, internationalen und supranationalen Gremien qualitativ gesteigert werden.

Im baren Zahlungsverkehr will die Bundesbank weiterhin angemessen an Bearbeitung und Bereitstellung von Bargeld beteiligt bleiben, um ihren gesetzlichen Auftrag, die Qualität und Sicherheit der Banknotenversorgung sowie eine hinreichende Krisenvorsorge erfüllen zu können. Zudem wird die Bank das im Eurosystem vereinbarte Regelwerk (framework) vorantreiben. Auch will sie eine zunehmende private Banknotenbearbeitung ermöglichen. Als angemessene Plangröße in diesem Sinne erachtet der Vorstand der Bundesbank einen Anteil von rund 50% am Recyclingvolumen, was derzeit einem Volumen von ca. 10 Mrd. zu bearbeitenden Banknoten in der Bank entspricht. Recycling ist die Bearbeitung von Banknoten - sprich die Prüfung ihrer Echtheit und Umlauffähigkeit - durch die Notenbank, die Kreditinstitute und andere professionelle Bargeldakteure. Ob der geplante Anteil erreicht wird, hängt nicht allein von Faktoren ab, die die Bank selbst bestimmen kann.

Bei einer Banknotenbearbeitung von 50% des Recyclingvolumens sowie durch die bestehende Altersstruktur kann das Stammpersonal bis 2012 auf gut 9.500 sinken, was etwa 9000 Vollzeit-Stellen entspricht. Betriebsbedingte Kündigungen sind nach wie vor nicht vorgesehen. Weitere Filialen werden nach dem Beschluss des Vorstands nicht vor 2010 geschlossen. Zunächst gilt es, die Folgen der Schließung der bisherigen 56 Standorte und der noch anstehenden 14 Filialen sowie 9 Betriebsstellen zu bewältigen. Im Jahre 2009 soll dann das Filialnetz anhand betriebswirtschaftlicher Kriterien wie Auslastung und Kundenstruktur evaluiert werden. Auf dieser Basis wird danach, also in den Jahren 2010 bis 2012, das Filialnetz bedarfsgerecht konsolidiert.

Um Qualität, Effektivität und Wirtschaftlichkeit der Bank weiter zu verbessern, hält der Vorstand auch eine Straffung der Aufbauorganisation in der Zentrale bis 2012 für notwendig, die derzeit aus 14 Zentralbereichen besteht. Angesichts der zu erwartenden Verkleinerung des Vorstands bietet sich die Möglichkeit, Zahl und Struktur der Zentralbereiche zu überprüfen und dadurch die Fokussierung der Aktivitäten zu unterstützen. Ferner sollen Effizienzgewinne durch eine bereichsübergreifende Zusammenarbeit der Hauptverwaltungen im Rahmen der gesetzlichen Regelungen erreicht werden.

Zu den wichtigen Rahmenbedingungen, die es nach Auffassung des Vorstands zu sichern gilt, gehört, dass die Bundesbank als Arbeitgeber attraktiv bleibt und Beschäftigungsbedingungen sicherstellt, die Leistungsorientierung, Eigeninitiative und Eigenverantwortung fördern. Insbesondere für eine Bank im Wandel ist es besonders wichtig, dass sie intensiv qualifiziertes Personal gewinnt, dieses ausbildet, entwickelt und motiviert. In vielen Bereichen wird die Mobilität der Beschäftigten zukünftig stärker einzufordern sein.

(aktualisiert am 21.12.2006)