Das deutsche Auslandsvermögen Ende 2009

Die Entwicklung des deutschen Auslandsvermögens war auch im Jahr 2009 stark von der Finanzmarktkrise geprägt. Während die Auslandsaktiva um 3,2 % auf 5082 Mrd € stiegen, verringerten sich die Auslandspassiva um 1,8 % auf 4187 Mrd €. Im Ergebnis führte dies zu einer deutlichen Erhöhung der Netto-Auslandsposition Deutschlands, und zwar um 235 Mrd € auf 895 Mrd € (37 % des BIP). Der starke Anstieg ist jeweils etwa zur Hälfte dem Leistungsbilanzüberschuss von 119 Mrd € und marktpreisbedingten Anpassungen von Vermögenspositionen zuzuschreiben. Ausschlaggebend für die Bewertungsänderungen waren Kurssteigerungen bei privaten Anleihen und Aktien, deren Notierungen von der globalen konjunkturellen Erholung und der nachlassenden Unsicherheit der Marktteilnehmer im Verlauf von 2009 profitierten. Wechselkursänderungen spielten dagegen nur eine untergeordnete Rolle.

Die grenzüberschreitende Vermögensposition der Monetären Finanzinstitute (ohne Bundesbank) ist im Jahr 2009 gesunken, und zwar um 37 Mrd € auf netto 478 Mrd €. Dabei führten die Institute ihr Auslandsgeschäft als Folge der Finanzmarktkrise sowohl auf der Aktiv- als auch der Passivseite kräftig zurück. So reduzierten sie ihre Auslandsforderungen um 214 Mrd €, wobei sie in erster Linie ihre grenzüberschreitenden Finanzkredite anpassten (‑ 204 Mrd €). Ferner trennten sie sich von Schuldverschreibungen ausländischer Emittenten (17 Mrd €). Die Verbindlichkeiten des deutschen Bankensystems gegenüber dem Ausland nahmen um 176 Mrd € ab. Gesunken sind insbesondere der Bestand an Krediten aus Finanzbeziehungen (120 Mrd €) sowie die von Ausländern gehaltenen Bankschuldverschreibungen (71 Mrd €). Der stark rückläufige Umlauf an Pfandbriefen machte sich hierbei auch in den Portefeuilles ausländischer Anleger bemerkbar.

Hingegen weiteten heimische Wirtschaftsunternehmen und Privatpersonen, zu denen auch Investmentfonds (ohne Geldmarktfonds) gehören, ihre Auslandspositionen spürbar aus. Ihre Forderungen gegenüber Gebietsfremden stiegen kräftig um 263 Mrd € auf 2510 Mrd € (+ 12 %). Davon entfielen 202 Mrd € auf die Veränderung des Wertpapierbestandes. Hier waren sowohl der Erwerb von Anleihen (110 Mrd €) als auch Kursgewinne bei Aktien, Anleihen und Investmentzertifikaten von Bedeutung. Ferner erhöhten inländische Unternehmen ihren Direktinvestitionsbestand im Ausland (36 Mrd €), wobei sie ihren Niederlassungen 57 Mrd € an Beteiligungskapital zuführten. Die Auslandsverbindlichkeiten von Wirtschaftsunternehmen und Privatpersonen nahmen um 67 Mrd € zu. Wie auf der Aktivseite war der erhöhte Bestand an Wertpapieren von besonderer Relevanz (39 Mrd €); insbesondere schlugen starke Kursgewinne bei deutschen Dividendentiteln zu Buche. Dem standen Verkäufe von Schuldverschreibungen gegenüber. Ausländische Investoren engagierten sich zudem verstärkt in deutschen Unternehmen (+ 26 Mrd €). Maßgeblich dafür waren in erster Linie Direktinvestitionskredite. Insgesamt bauten die deutschen Wirtschaftsunternehmen und Privatpersonen ihr Netto-Auslandsvermögen um rund 25 % auf 966 Mrd € aus; sie sind damit auch weiterhin größter deutscher Netto-Gläubigersektor gegenüber dem Ausland.

Wegen der starken Nachfrage des Auslands nach Emissionen des Bundes überwiegen bei staatlichen Stellen traditionell die Auslandsverbindlichkeiten. Sie erhöhten sich 2009 um 54 Mrd € auf 905 Mrd €. Ausschlaggebend hierfür war, dass ausländische Anleger hiesige öffentliche Geldmarktpapiere nachfragten (56 Mrd €), die der Bund im vergangenen Jahr verstärkt emittiert hat und die aus Investorensicht als sicher und hochliquide gelten. Der Bestand an Anleihen in den Händen von Ausländern erhöhte sich dagegen nur leicht um 2 Mrd €. Dabei standen ausländischen Käufen von Bundesanleihen (23 Mrd €) Wertverluste in vergleichbarer Größenordnung (22 Mrd €) aufgrund des leichten Renditeanstiegs gegenüber. Von geringerer Bedeutung sind die staatlichen Auslandsforderungen, bei denen es sich überwiegend um Bankeinlagen und Beteiligungen an internationalen Organisationen handelt. Sie stiegen im vergangenen Jahr von 26 Mrd € auf 42 Mrd €. Damit betrugen die Netto-Auslandsverbindlichkeiten des Staates Ende letzten Jahres 863 Mrd €.

Die Netto-Auslandsposition der Bundesbank erhöhte sich im Jahr 2009 um 114 Mrd € auf 314 Mrd €. Die Währungsreserven stiegen dabei um mehr als ein Viertel auf 126 Mrd €. Ausschlaggebend waren Bewertungsgewinne beim Gold (16 Mrd €) sowie SZR-Neuzuteilungen (12 Mrd €), die die Bundesbank aus der von der internationalen Gemeinschaft vor dem Hintergrund der globalen Finanzmarktkrise beschlossenen 250 Mrd US-$ umfassenden Aufstockung der Sonderziehungsrechte erhielt. Auch die sogenannten sonstigen Anlagen legten beträchtlich zu (um 66 Mrd € auf knapp 198 Mrd €). Hier spielte der Forderungsaufbau im Rahmen des Großbetragszahlungs­verkehrs­systems TARGET2 die entscheidende Rolle. Die Auslands­verbindlich­keiten der Bundesbank sanken dagegen um 21 Mrd € auf 9 Mrd €. Hierfür war insbesondere die Rückführung von Transaktionen in Fremdwährung verantwortlich, die die Bundesbank zuvor eingegangen war, um hiesigen Instituten Mittel zur Überwindung von Liquiditätsschwierigkeiten zur Verfügung zu stellen.