Die deutsche Zahlungsbilanz im Dezember 2016

Leistungsbilanzüberschuss gesunken

Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im Dezember 2016 einen Überschuss von 24,0 Mrd €. Das Ergebnis lag um 1,0 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Ausschlaggebend dafür war der Rückgang des Aktivsaldos im Warenhandel, der die Zunahme des Positivsaldos im Bereich der "unsichtbaren" Leistungstransaktionen, die Dienstleistungen sowie Primär- und Sekundäreinkommen umfassen, überwog.

Der Überschuss im Warenhandel verkleinerte sich im Vormonatsvergleich um 6,8 Mrd € auf 17,3 Mrd € im Dezember. Dabei verminderten sich die Warenexporte stärker als die Warenimporte.

Der Aktivsaldo bei den "unsichtbaren" Leistungstransaktionen nahm im Dezember um 5,9 Mrd € auf 6,7 Mrd € zu. Wesentlich dafür war die Ausweitung der Nettoeinnahmen bei den Primäreinkommen um 5,0 Mrd € auf 10,9 Mrd €. Dies hing vor allem mit höheren Einnahmen aus den in der Regel gegen Jahresende ausgezahlten Agrar-Subventionen im Rahmen des EU-Haushalts zusammen. Zudem war die Dienstleistungsbilanz im Dezember (mit einem Saldo von -0,1 Mrd €) so gut wie ausgeglichen, nach einem Defizit von 0,9 Mrd € zuvor. Hinter der Verbesserung standen insbesondere ein Anstieg bei den Einnahmen, vor allem aus EDV-Dienstleistungen und den sonstigen unternehmensbezogenen Diensten, der die Zunahme der entsprechenden Ausgaben insgesamt überwog, sowie der zu dieser Jahreszeit übliche Rückgang der Reiseverkehrsausgaben. Das Defizit bei den Sekundäreinkommen blieb mit 4,1 Mrd € (nach 4,0 Mrd € im Vormonat) praktisch unverändert.

Mittelabflüsse im Wertpapierverkehr

Das Geschehen an den internationalen Finanzmärkten wurde im Dezember nicht zuletzt von dem Ausgang der US-Wahlen, der divergierenden Ausrichtung der Geldpolitik diesseits und jenseits des Atlantiks sowie den Diskussionen über die Modalitäten des Austritts des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union beeinflusst. Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr Deutschlands kam es in diesem Umfeld zu Netto-Kapitalexporten in Höhe von 22,4 Mrd €. Ausschlaggebend dafür war per saldo der Verkauf deutscher Wertpapiere durch ausländische Halter (27,7 Mrd €). Insbesondere trennten sich diese von öffentlichen Anleihen (21,1 Mrd €), die zum Teil von der Bundesbank im Rahmen des erweiterten Ankaufprogramms des Eurosystems (APP) übernommen wurden. Darüber hinaus verringerten gebietsfremde Anleger aber auch ihren Bestand an deutschen Geldmarktpapieren (7,2 Mrd €) sowie an privaten Anleihen aus Deutschland (2,8 Mrd €). Hingegen stockten sie den Bestand an Aktien inländischer Unternehmen in ihren Portfolios auf (3,0 Mrd €). Gebietsansässige Anleger reduzierten umgekehrt ihre Bestände an ausländischen Wertpapieren (5,3 Mrd €). Dabei trennten sie sich vor allem von Schuldverschreibungen (8,6 Mrd €), nahmen dagegen per saldo aber mehr ausländische Investmentfondsanteile in ihre Depots herein (4,1 Mrd €).
Auch im Bereich der Direktinvestitionen kam es im Dezember zu Netto-Kapitalexporten, und zwar in Höhe von 10,5 Mrd €. Inländische Firmen weiteten ihr Engagement jenseits der Landesgrenzen um 2,9 Mrd € aus. Sie stockten insbesondere ihr Beteiligungskapital bei Unternehmen im Ausland auf (3,7 Mrd €), während im konzerninternen Kreditverkehr die Tilgungen (0,9 Mrd €) überwogen. Ausländische Eigner verringerten hingegen per saldo ihre Direktinvestitionen in Deutschland (7,6 Mrd €). Dabei reduzierten sie zum einen ihr Beteiligungskapital (2,1 Mrd €), zum anderen ihre konzernintern gewährten Kredite (5,6 Mrd €). Hierbei übertrafen die Tilgungen im Bereich der Finanzkredite (9,5 Mrd €) die über Handelskredite ausgereichten Mittel (4,0 Mrd €).
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, waren im Dezember Netto-Kapitalimporte (10,9 Mrd €) zu verbuchen. Dabei fiel der Rückgang der Forderungen gegenüber dem Ausland größer aus (48,6 Mrd €) als der Abbau der entsprechenden Verbindlichkeiten (37,8 Mrd €). Die Transaktionen des Staates ließen allerdings per saldo die Forderungen gegenüber dem Ausland um 7,8 Mrd € ansteigen. Demgegenüber verzeichneten Unternehmen und Privatpersonen netto Mittelzuflüsse aus dem Ausland (19,5 Mrd €), da sie zum einen per saldo ihre bei ausländischen Kreditinstituten gehaltenen Einlagen reduzierten (11,8 Mrd €) und da zum anderen Finanzkredite getilgt wurden (8,4 Mrd €), die ausländischen Kreditnehmern zuvor gewährt worden waren. Im Bankensystem hielten sich die grenzüberschreitenden Kapitalzu- und -abflüsse annähernd die Waage (+0,8 Mrd €). Bei den Monetären Finanzinstituten ergaben sich Kapitalexporte in Höhe von netto 42,8 Mrd €, da ausländische Geschäftspartner ihre Einlagen bei gebietsansässigen Instituten in noch stärkerem Maße zurückführten (69,4 Mrd €), als heimische Institute ihre Forderungen aus Einlagen (18,2 Mrd €) und Finanzkrediten (8,6 Mrd €) gegenüber ausländischen Vertragspartnern verminderten. Dagegen waren über die Konten der Bundesbank Netto-Kapitalzuflüsse in Höhe von 42,0 Mrd € zu verzeichnen. Diese sind vor allem einem Anstieg der Einlagen von Zentralbanken außerhalb des Euro-Raums zuzuschreiben, während die Forderungen der Bundesbank aus den TARGET2-Salden Ende Dezember annähernd auf dem Niveau des Vormonats verharrten.

Die Währungsreserven der Bundesbank blieben im Dezember – zu Transaktionswerten gerechnet – gegenüber dem Vormonat nahezu unverändert.

Vorläufiges Jahresergebnis der Zahlungsbilanz

Nach den bislang vorliegenden Angaben zur Zahlungsbilanz stieg der Leistungsbilanzüberschuss mit 266,0 Mrd € im Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr (252,6 Mrd €) erneut. In der Kapitalbilanz kam es sowohl bei den Wertpapiertransaktionen (207,2 Mrd €) als auch bei den Direktinvestitionen (28,5 Mrd €) zu Netto-Kapitalexporten. Dagegen waren im Bereich des übrigen Kapitalverkehrs Netto-Kapitalimporte (39,9 Mrd €) zu verzeichnen.

Endgültige Jahresergebnisse zur Zahlungsbilanz werden im Monatsbericht März 2017 veröffentlicht und näher analysiert.