Die deutsche Zahlungsbilanz im Juli 2006

Leistungsbilanzüberschuss im Juli gesunken

Zu dem Rückgang trug vor allem das höhere Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen bei. Diese umfassen Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen. Außerdem fiel der Aktivsaldo in der Handelsbilanz etwas niedriger aus.

Nach den vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes verminderte sich der Überschuss im Außenhandel im Juli um 0,2 Mrd € auf 13,1 Mrd €. Nach Ausschaltung von Saison- und Kalendereinflüssen blieb der Saldo unverändert bei 12 Mrd €. Die Wareneinfuhren wuchsen zwar mit 2 ¾ % gegenüber Juni etwas stärker als die Warenausfuhren (2 ¼ %); sie waren aber dem Betrag nach deutlich geringer. Über den Zeitraum April/Juli betrachtet, lagen die Exporte saisonbereinigt um durchschnittlich 1 ¾ % über dem Wert des ersten Quartals 2006, was zum großen Teil auf Preissteigerungen zurückzuführen ist. Die nominalen Importe haben im Frühjahr genauso stark zugenommen wie die Ausfuhren, sind in realer Rechnung aber leicht gesunken.

Das Defizit bei den unsichtbaren Leistungstransaktionen hat sich im Juli gegenüber dem Vormonat um 3,2 Mrd € auf 4,0 Mrd € vergrößert. Dies geht auf die Verschlechterungen aller drei Teilbilanzen zurück. Die Passivsalden in der Dienstleistungsbilanz und bei den laufenden Übertragungen weiteten sich jeweils um 1,1 Mrd € auf 2,5 Mrdbzw. 2,6 Mrd € aus. Die Netto-Einnahmen bei den grenzüberschreitenden Faktorentgelten fielen mit 1,1 Mrd € nur noch etwa halb so hoch aus wie im Juni (2,1 Mrd €).


Erneut Kapitalzuflüsse im Wertpapierverkehr

Im Juli kam es im Bereich des grenzüberschreitenden Wertpapierverkehrs zu Netto-Kapitalimporten in Höhe von 19,2 Mrd €, nach 10,6 Mrd € im Juni. Dabei engagierten sich ausländische Anleger, wie schon im Vormonat, recht kräftig in deutschen Wertpapieren (17,9 Mrd €, nach 28,3 Mrd €). Den Schwerpunkt bildete der Erwerb inländischer Schuldverschreibungen (17,0 Mrd €), was im Ergebnis ausschließlich auf den Kauf von Anleihen (18,5 Mrd €) zurückzuführen war. Dabei standen öffentliche Papiere im Fokus (12,4 Mrd €). Die deutschen Portfolioinvestoren verringerten im Juli dagegen per saldo ihr Engagement jenseits der Landesgrenze um 1,4 Mrd €. Sie gaben insbesondere Aktien ab (7,1 Mrd €), erwarben im Gegenzug aber Schuldverschreibungen (5,5 Mrd €).

Bei den Direktinvestitionen ergaben sich im Juli Netto-Kapitalexporte in Höhe von 9,2 Mrd €, nach zuletzt 4,7 Mrd €. Maßgeblichen Einfluss hatten zwei Einzeltransaktionen inländischer Akteure. Bei den deutschen Auslandsinvestitionen kam es zu einer größeren Kreditrückführung zugunsten einer ausländischen Tochtergesellschaft, während bei den ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland ein hiesiges Direktinvestitionsunternehmen eigene Aktien von einem ausländischen Investor zurückgekauft hat. Im Ergebnis schlossen die deutschen Direktinvestitionen im Ausland mit Kapitalexporten von 4,6 Mrd €, die ausländischen Direktinvestitionen im Inland mit Kapitalexporten von 4,7 Mrd €.

Im übrigen Kapitalverkehr, der sowohl die Finanz- und Handelskredite als auch die Bankguthaben und sonstige Anlagen beinhaltet, sind im Juli Netto- Kapitalexporte in Höhe von 3,8 Mrd € aufgelaufen (nach 36,9 Mrd € im Juni). Dabei kam es auf Seiten der Unternehmen und Privatpersonen zu Mittelzuflüssen von 5,9 Mrd €. Sie griffen dabei im Wesentlichen auf ihre Bankguthaben im Ausland zurück. Die Dispositionen staatlicher Stellen führten zu Mittelzuflüssen von 2,4 Mrd €. Die Bundesbank hatte demgegenüber per saldo Forderungszugänge in Höhe von 10,4 Mrd € zu verzeichnen. Diese waren in erster Line auf Transaktionen im Rahmen des Großbetragszahlungsverkehrssystems TARGET zurückzuführen. Im unverbrieften Kapitalverkehr deutscher Kreditinstitute flossen netto 1,8 Mrd € ins Ausland.

Die Währungsreserven der Bundesbank sind im Juli – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,3 Mrd € gestiegen.