Die deutsche Zahlungsbilanz im Juli 2011

Leistungsbilanzüberschuss gesunken

Die deutsche Leistungsbilanz wies im Juli 2011 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 7,5 Mrd € auf. Das Ergebnis lag um 4,0 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Dahinter standen sowohl ein geringerer Aktivsaldo in der Handelsbilanz als auch der Umschwung zu einem Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welcher Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfasst.

Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes sank der Aktivsaldo im Außenhandel im Juli gegenüber dem Vormonat um 2,3 Mrd € auf 10,4 Mrd €. Saison- und kalenderbereinigt nahm er um 1,4 Mrd € auf 10,1 Mrd € ab. Dabei gingen die wertmäßigen Ausfuhren mit 1,8 % stärker zurück als die Einfuhren mit 0,3 %. Verglichen mit dem Durchschnitt des zweiten Quartals verringerten sich die nominalen Exporte saisonbereinigt um 1,2 %, wohingegen es bei den Importen einen Zuwachs von 1,1 % gab. Preiseffekte waren dabei von untergeordneter Bedeutung.

Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verzeichneten im Juli ein Defizit von 1,7 Mrd €, nach einem Überschuss von 0,6 Mrd € im Juni. Dazu haben Verschlechterungen in allen drei Teilbilanzen beigetragen. Der Passivsaldo in der Dienstleistungsbilanz erhöhte sich unter anderem aufgrund stärkerer Reiseverkehrsausgaben um 1,0 Mrd € auf 2,2 Mrd €. Der Fehlbetrag bei den laufenden Übertragungen stieg von 2,9 Mrd € auf 3,7 Mrd €, was vor allem auf höhere öffentliche Leistungen im Rahmen des EU-Haushalts zurückzuführen ist. Gleichzeitig verringerte sich der Überschuss aus den grenzüberschreitenden Faktoreinkommen um 0,5 Mrd € auf 4,1 Mrd €.

Weiter Kapitalzuflüsse im Wertpapierverkehr

Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr ergaben sich auch im Juli Netto-Kapitalimporte (4,8 Mrd €), diese fielen aber deutlich geringer aus als im Monat davor. Dabei gaben heimische Anleger für 8,8 Mrd € ausländische Wertpapiere ab. Sie veräußerten sowohl Anleihen (5,3 Mrd €) als auch Aktien (3,3 Mrd €) und Investmentzertifikate (1,9 Mrd €). Auch ausländische Anleger reduzierten ihr Engagement in Deutschland (4,0 Mrd €). Dabei verkauften sie hiesige öffentliche und private Anleihen (16,8 Mrd €), während sie insbesondere Geldmarktpapiere (9,5 Mrd €) und Investmentzertifikate (2,8 Mrd €) aus Deutschland nachfragten.

Im Bereich der Direktinvestitionen war der Saldo im Juli nahezu ausgeglichen. Dabei war weder ein nennenswertes Neuengagement deutscher Firmen im Ausland noch eines ausländischer Firmen im Inland zu verzeichnen.

Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, traten im Juli Netto-Kapitalimporte in Höhe von 1,4 Mrd € auf. Dabei kamen bei den Nichtbanken Mittel im Umfang von 9,8 Mrd € auf. Die Dispositionen des Staates resultierten in Mittelzuflüssen von 13,3 Mrd €, wobei er insbesondere seine kurzfristigen Bankguthaben im Ausland reduzierte. Hingegen zeichneten die Unternehmen und Privatpersonen für Kapitalabflüsse verantwortlich (3,6 Mrd €). Im Bankensystem traten ebenfalls Kapitalabflüsse auf (8,4 Mrd €). Dabei entfielen 2,6 Mrd € auf hiesige Kreditinstitute und weitere 5,8 Mrd € auf die Bundesbank; letztere gingen insbesondere auf einen Forderungsaufbau im Rahmen des Großbetragszahlungsverkehrs­systems TARGET2 zurück.

Die Währungsreserven der Bundesbank sind im Juli – zu Transaktionswerten gerechnet – gestiegen (0,4 Mrd €).