Die deutsche Zahlungsbilanz im Juni 2014

Leistungsbilanzüberschuss gestiegen

Die deutsche Leistungsbilanz wies im Juni 2014 einen Überschuss von 15,0 Mrd Euro auf. Das Ergebnis lag um 2,8 Mrd Euro über dem Niveau des Vormonats. Ursächlich für die Zunahme war der Rückgang des Passivsaldos im Bereich der "unsichtbaren" Leistungstransaktionen, der Dienstleistungen sowie Primär- und Sekundäreinkommen umfasst. Der positive Saldo im Warenhandel verminderte sich in geringerem Umfang. 

Der niedrigere Überschuss im Warenhandel stand vor allem mit dem Rückgang des Aktivsaldos im Außenhandel in Verbindung, der den vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zufolge um 1,3 Mrd Euro auf 16,5 Mrd Euro nachgab. Dabei erhöhten sich die zugehörigen Einfuhren stärker als die Ausfuhren.

Das Defizit bei den "unsichtbaren" Leistungstransaktionen verringerte sich im Juni um 4,5 Mrd Euro gegenüber dem Vormonat auf 1,4 Mrd Euro. Dies war bedingt durch den Umschwung zu einem Aktivsaldo von 4,8 Mrd Euro bei den Primäreinkommen, nach einem Passivsaldo von 2,0 Mrd Euro. Wesentlich für die Verbesserung war der Rückgang der Dividendenzahlungen an Gebietsfremde. Insbesondere daraus resultierten auch geringere Einnahmen des Staates aus laufenden Steuern auf Einkommen und Vermögen, die ausschlaggebend für die Ausweitung des Defizits bei den Sekundäreinkommen um 0,9 Mrd Euro auf 2,2 Mrd Euro waren. Zudem vergrößerte sich der Minussaldo in der Dienstleistungsbilanz vor allem wegen der Zunahme der Reiseverkehrsausgaben um 1,3 Mrd Euro auf 4,0 Mrd Euro.

Mittelabflüsse im Wertpapierverkehr

Vor dem Hintergrund der Leitzinssenkung des Eurosystems kam es im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr Deutschlands im Juni zu Netto-Kapitalexporten in Höhe von 5,3 Mrd Euro. Ausschlaggebend hierfür war der Erwerb von ausländischen Wertpapieren durch deutsche Anleger (16,0 Mrd Euro). Dabei spielte vor allem der Kauf von - insbesondere in Euro denominierten - Anleihen (6,9 Mrd Euro), der Erwerb von Investmentzertifikaten (5,5 Mrd Euro) und die Aufstockung der Aktienbestände (3,0 Mrd Euro) eine wesentliche Rolle. Ausländische Portfolioinvestoren kauften deutsche Wertpapiere in Höhe von 10,7 Mrd Euro. Dabei fragten sie vor allem Aktien hiesiger Unternehmen (11,3 Mrd Euro) sowie Investmentzertifikate (1,2 Mrd Euro) nach. Dagegen trennten sich gebietsfremde Anleger von deutschen Schuldverschreibungen (1,8 Mrd Euro).

Im Bereich der Direktinvestitionen ergaben sich im Juni - im Gegensatz zum grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr - Netto-Kapitalimporte, und zwar in Höhe von 0,8 Mrd Euro. Für diese Entwicklung war vorwiegend die Bereitstellung finanzieller Mittel von gebietsfremden Investoren an hiesige Unternehmen verantwortlich (4,6 Mrd Euro). Einer Aufstockung von konzerninternen Krediten (6,0 Mrd Euro) stand ein Kapitalabfluss im Rahmen ihres Beteiligungskapitals gegenüber (1,4 Mrd Euro). Gebietsansässige Firmen führten verbundenen Unternehmen im Ausland Mittel in Höhe von 3,7 Mrd Euro zu. Dies geschah primär über die Aufstockung ihres Beteiligungskapitals (2,7 Mrd Euro).

Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, kam es im Juni zu Netto-Kapitalexporten (12,4 Mrd Euro). Dabei ergaben sich aus den Transaktionen der Unternehmen und Privatpersonen mit dem Ausland per saldo Mittelzuflüsse in Höhe von 7,8 Mrd Euro. Auch die Dispositionen staatlicher Stellen bewirkten Kapitalzuflüsse aus dem Ausland (5,6 Mrd Euro). Dem standen höhere Netto-Auslandsforderungen der Kreditinstitute (21,4 Mrd Euro) sowie der Bundesbank (4,4 Mrd Euro) gegenüber. Der TARGET2-Saldo für sich genommen hat die Forderungsposition der Bundesbank hingegen vermindert (5,0 Mrd Euro).

Die Währungsreserven der Bundesbank nahmen im Juni - zu Transaktionswerten gerechnet - leicht ab (0,1 Mrd Euro).

Hinweis: Änderungen in der Methodik und Systematik der Zahlungsbilanz und des Auslandsvermögensstatus.

Die deutsche Zahlungsbilanzstatistik wird seit dem Berichtsmonat Mai 2014 nach dem überarbeiteten Standard des Internationalen Währungsfonds dargestellt. Die Statistik folgt damit der 6. Auflage des Handbuchs zur Zahlungsbilanz und zum Auslandsvermögensstatus (Balance of Payments and International Investment Position Manual (BPM 6)). Im Monatsbericht der Bundesbank vom Juni 2014 wurde in einem Aufsatz ausführlich über die Änderungen berichtet.