Die deutsche Zahlungsbilanz im Mai 2009

Leistungsbilanzüberschuss gesunken

Die deutsche Leistungsbilanz wies im Mai 2009 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 3,7 Mrd € auf. Das Ergebnis lag damit um 1,8 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Ausschlaggebend dafür war ein größeres Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welche Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfassen. Demgegenüber nahm der Aktivsaldo in der Handelsbilanz geringfügig zu.

Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes erhöhte sich der Überschuss im Außenhandel im Mai gegenüber dem Vormonat um 0,2 Mrd € auf 9,6 Mrd €. Bereinigt um Saison- und Kalendereinflüsse wurde er von 9,0 Mrd € auf 10,3 Mrd € ausgeweitet. Dabei nahmen die wertmäßigen Ausfuhren leicht um 0,3 % zu, während die Einfuhren um 2,1 % nachgaben. Im April/Mai zusammen genommen unterschritten die nominalen Exporte den Durchschnitt des ersten Quartals 2009 saisonbereinigt um 5,1 %, wobei auf die Ausfuhrpreise 0,6 Prozentpunkte entfielen. Die Importe lagen sogar um 8,4 % niedriger. Von diesem Rückgang waren 1,7 Prozentpunkte preisbedingt.

Der negative Saldo bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen stieg von 3,3 Mrd € im April auf 4,8 Mrd € im Mai. Dahinter standen größere Defizite in der Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie bei den Dienstleistungen. Dabei expandierten die Netto-Ausgaben bei den grenzüberschreitenden Faktorentgelten – vor allem aufgrund höherer Dividendenzahlungen an das Ausland – um 2,7 Mrd € auf 3,0 Mrd €, und das Defizit in der Dienstleistungsbilanz wuchs um 0,2 Mrd € auf 0,9 Mrd €. Dagegen verminderte sich der Passivsaldo bei den laufenden Übertragungen auf 0,9 Mrd €, ausgehend von 2,3 Mrd € im Vormonat.

Neuerlicher Umschwung im Wertpapierverkehr

Der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr führte im Mai zu Netto-Kapitalimporten (29,0 Mrd €), nach Mittelabflüssen im April (17,6 Mrd €). Ausschlaggebend für den Umschwung war, dass ausländische Portfolioinvestoren deutsche Wertpapiere erwarben (45,7 Mrd €), nachdem sie im Vormonat inländische Titel abgegeben hatten. Dabei fragten sie vor allem Anleihen (18,7 Mrd €) und Geldmarktpapiere (16,1 Mrd €) nach. Darüber hinaus kauften sie hiesige Aktien (11,3 Mrd €), die sie noch im April – wie üblich im Zusammenhang mit Dividendenterminen – verkauft hatten.
Deutsche Anleger engagierten sich im Mai mit 16,7 Mrd € in ausländischen Wertpapieren. Während sie Anleihen (17,3 Mrd €) und Aktien (1,8 Mrd €) ausländischer Provenienz kauften, trennten sie sich von Geldmarktpapieren (2,5 Mrd €).

Im Bereich der Direktinvestitionen kam es im Mai zu Netto-Kapitalexporten, die mit 2,2 Mrd € aber unter dem Niveau der Vormonate lagen. Ausschlaggebend für den Rückgang war, dass ausländische Eigner sich deutlich kräftiger als zuvor in Deutschland engagierten. Sie stellten ihren hiesigen Niederlassungen im Berichtsmonat 7,3 Mrd € zur Verfügung, nahezu ausschließlich mittels konzerninterner Kredite. Inländische Unternehmen statteten ihre Auslandstöchter mit Mitteln im Umfang von 9,5 Mrd € aus. Auch hier erfolgte dies in erster Linie durch den konzerninternen Kreditverkehr (5,4 Mrd €), aber auch in Form von Beteiligungskapital und reinvestierten Gewinnen (zusammen 4,1 Mrd €).

Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, flossen im Mai Gelder aus Deutschland ab (36,3 Mrd €). Davon entfielen 13,9 Mrd € auf die Dispositio­nen staatlicher Stellen, die ihre Bankguthaben im Ausland aufstockten und kurzfristige Auslandsverbindlichkeiten zurückführten. Kapitalexporte von 1,9 Mrd € waren den Transaktionen von Unternehmen und Privatpersonen zuzuschreiben. Bei den Kreditinstituten flossen 33,3 Mrd € in das Ausland ab, wobei diese in nennenswertem Umfang kurzfristige Verbindlichkeiten zurückgeführt haben. Bei der Bundesbank kamen hingegen Mittel auf (12,8 Mrd €), vor allem im Zusammenhang mit TARGET2.

Die Währungsreserven der Bundesbank haben im Mai – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,3 Mrd € abgenommen.