Die deutsche Zahlungsbilanz im Mai 2010

Leistungsbilanzüberschuss gesunken

Die deutsche Leistungsbilanz wies im Mai 2010 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 2,2 Mrd € auf. Das Ergebnis lag damit um 9,1 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Dahinter standen sowohl ein geringerer Aktivsaldo in der Handelsbilanz als auch ein höheres Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welcher Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfasst.

Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes verminderte sich der Aktivsaldo im Außenhandel im Mai gegenüber dem Vormonat um 3,4 Mrd € auf 9,7 Mrd €. Auch bereinigt um Saison- und Kalendereinflüsse verringerte sich der Überschuss, und zwar um 2,2 Mrd € auf 10,6 Mrd €. Dabei erhöhten sich die wertmäßigen Einfuhren (+14,8 %) stärker als die Ausfuhren (+9,2 %). Im April/Mai zusammengenommen überstiegen die nominalen Exporte den Durchschnitt des ersten Quartals um 6,5 %. Die Importe lagen sogar um 7,0 % höher.

Der negative Saldo bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen stieg von 0,9 Mrd € im April auf 6,3 Mrd € im Mai. Dahinter stand sowohl in der Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen als auch bei den Dienstleistungen ein Umschwung von einem Überschuss zu einem Defizit. Im Bereich der grenzüberschreitenden Faktorentgelte ist dies vor allem auf höhere Dividendenzahlungen an das Ausland zurückzuführen. Bei der Dienstleistungsbilanz schlugen sich insbesondere höhere Reisverkehrsausgaben nieder. Dagegen ging der Fehlbetrag bei den laufenden Übertragungen um 0,4 Mrd € auf 1,6 Mrd € zurück.

Netto-Kapitalimporte im Wertpapierverkehr

Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr kam es im Mai zu Netto-Kapitalimporten in Höhe von 26,2 Mrd €, nachdem in den beiden Vormonaten jeweils Kapitalabflüsse verzeichnet wurden. Ausschlaggebend war der Wertpapiererwerb gebietsfremder Investoren in Deutschland (28,1 Mrd €). Diese erwarben in großem Umfang deutsche Aktien (19,1 Mrd €), nachdem sie sich im Vormonat, anlässlich anstehender Dividendentermine, von hiesigen Anteilsscheinen in noch höherem Umfang getrennt hatten. Daneben kauften sie Anleihen (16,8 Mrd €), und zwar per saldo ausschließlich öffentliche Papiere (19,2 Mrd €). Geldmarktpapiere wurden dagegen im Umfang von 9,5 Mrd € abgegeben. Gebietsansässige Anleger weiteten ihr Engagement im Ausland um 1,8 Mrd € aus. Während sie Aktien (3,3 Mrd €) und Geldmarktpapiere (1,5 Mrd €) kauften, gaben sie Investmentzertifikate (1,9 Mrd €) und Anleihen (1,1 Mrd €) ab.

Bei den Direktinvestitionen traten per saldo erneut Kapitalabflüsse auf (6,0 Mrd €). Maßgeblich waren die Transaktionen deutscher Eigner. Diese führten ihren Niederlassungen im Ausland, überwiegend durch konzerninterne Kredite, 9,7 Mrd € zu. Ausländische Firmen statteten ihre hiesigen Tochter­gesellschaften im Mai mit Mitteln in Höhe von 3,7 Mrd € aus. Auch hier spielte der Kreditverkehr zwischen den verbundenen Unternehmen eine bedeutende Rolle.

Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, flossen im Mai per saldo Mittel aus Deutschland ab (31,1 Mrd €, nach Zuflüssen von 1,5 Mrd € im April). Die Nicht-Banken verzeichneten dabei, entgegen der Gesamttendenz, Kapitalzuflüsse im Umfang von 3,3 Mrd €. Bei den Unternehmen und Privatpersonen kamen Gelder in Höhe von 6,4 Mrd € auf, während die Dispositionen staatlicher Stellen zu Kapitalabflüssen führten (3,1 Mrd €). Die Transaktionen des Bankensystems resultierten in Netto-Kapitalexporten im Umfang von 34,5 Mrd €. Allerdings flossen den hiesigen Kreditinstituten Finanzmittel aus dem Ausland zu (6,1 Mrd €). Bei der Bundesbank ergaben sich dagegen Kapitalabflüsse (40,6 Mrd €). Ausschlaggebend dafür war ein weiterer Forderungsaufbau im Rahmen von TARGET2.

Die Währungsreserven der Bundesbank sind im Mai – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,7 Mrd € gestiegen.