"Bitcoins sind keine virtuelle Währung"

Nach Ansicht der Bundesbank handelt es sich bei Bitcoins nicht um eine virtuelle Währung, sondern um Krypto-Token. Was diese von traditionellen Währungen unterscheidet, darüber sprachen der ZDF-Journalist Frank Bethmann und Dirk Schrade, Bundesbank-Experte im Bereich Zahlungsverkehr, bei einer Podiumsdiskussion im Geldmuseum der Bundesbank in Frankfurt am Main. Vor rund 80 Gästen begannen Bethmann und Schrade zunächst damit, Bitcoins – oder vergleichbare Alternativen – begrifflich einzuordnen. "Bitcoins sind keine virtuelle Währung", sagte Schrade. Sie erfüllten die typischen Merkmale einer Währung nicht und seien auch nicht Teil der staatlichen Geldordnung. Bitcoins als digitales Geld zu bezeichnen, führe ebenfalls in die Irre. Die Bundesbank empfehle daher den Begriff Krypto-Token.

Bundesbank spricht von Krypto-Token

1.500 verschiedene Arten von Krypto-Token existieren derzeit weltweit. Allein das könne einen ins Grübeln bringen, was zum Beispiel Seriosität und Verlässlichkeit betreffe, so Schrade. "Das Spannende an Geld ist doch, dass es um Vertrauen und Stabilität geht und darum, beides immer wieder zu rechtfertigen und zu gewährleisten", sagte Schrade. Dies sei eine zentrale Aufgabe der Bundesbank. Dennoch stimmte er Bethmann zu, der Bitcoins als "eine sehr spannende Idee" bezeichnete, vor allem mit Blick auf die Blockchain-Technologie, "einer dezentralen Datenbank, in der alle Bitcoin-Transaktionen aufgelistet sind und die als schwer zu hacken und daher sehr sicher gilt", so Bethmann.

Dirk Schrade im Gespräch mit Frank Bethmann ©Alexandra Lechner
Dirk Schrade im Gespräch mit Frank Bethmann
Wer den Bitcoin erfunden hat, ist bisher nicht bekannt. Der oder die Erfinder verbergen sich hinter dem Pseudonym "Satoshi Nakamoto". "Mich würde zum Beispiel interessieren, welche Idee und welche Hoffnungen dem Bitcoin zugrunde liegen und ob sich diese erfüllt haben", fragte Schrade. Denn auch wenn die Bundesbank vor den Gefahren des Bitcoin als Anlage- und Spekulationsobjekt warnt, für ein generelles Verbot plädiert sie nicht. "Wir sind vielmehr verpflichtet, uns mit diesem Thema auseinanderzusetzen", sagte Schrade. So hat die Bundesbank gemeinsam mit der Deutschen Börse einen Prototyp für die Wertpapierabwicklung entwickelt, der auf der Blockchain-Technologie basiert.

Die Bundesbank ist darüber hinaus an Projekten beteiligt, die etwa den Zahlungsverkehr beschleunigen sollen. Hätte es früher rund fünf Tage gedauert, bis eine Überweisung auf dem Empfängerkonto gutgeschrieben worden sei, brauche man hierfür heute nur noch einen Tag, so Schrade. Instant-Payment-Lösungen sollen diesen Wert noch in diesem Jahr in den Sekundenbereich bringen. "Interessanterweise mischt der Bitcoin auch in dieser Diskussion mit", so Schrade, da man ihn fälschlicherweise mit schnellen Überweisungen in Verbindung bringe. Tatsächlich sei das System relativ träge. "Hinzu kommt, dass eine Überweisung in Euro ungefähr ein Watt an Energie verbraucht. Bei einem Bitcoin sind es gut 450 Kilowattstunden", erklärte Schrade. Das ist mehr, als ein Vier-Personen-Haushalt in Deutschland durchschnittlich im Monat an Strom verbraucht. Insgesamt glaubt Schrade deshalb nicht daran, dass die Blockchain-Technologie alle Probleme lösen werde.

Bargeld kein Fall fürs Museum

"Technologien entwickeln sich rasant", sagte Schrade. Die Bundesbank sei gut beraten, die Entwicklungen genau zu beobachten. So sei etwa das kontaktlose Bezahlen ein Thema, das in Zukunft zunehmend an Bedeutung gewinnen werde. Was im Umkehrschluss jedoch nicht bedeute, dass Bargeld endgültig zu einem Fall für das Museum werde. Auch wenn das Bargeld nach den jüngsten Untersuchungen der Bundesbank an Bedeutung verliert, sei es immer noch eine sehr gewichtige Größe. "Eine ganz überwiegende Mehrheit in der Bevölkerung ist gegen die Abschaffung des Bargelds", sagte Schrade.