Unbarer Zahlungsverkehr über die Deutsche Bundesbank im Jahr 2021
24.03.2022
Im Auftrag des Eurosystems betreibt die Deutsche Bundesbank zusammen mit der Banque de France und der Banca d’Italia die TARGET Service-Angebote TARGET2 und TARGET2-Securities (T2S) auf einer gemeinsamen technischen Plattform. Beim T2S-Betrieb kooperieren die drei Zentralbanken zudem noch mit dem Banco de Espana. Über die beiden Verfahren werden eilbedürftige Groß- bzw. Individualüberweisungen abgewickelt (TARGET2) sowie Wertpapiertransaktionen in sicherem Zentralbankgeld verrechnet (T2S). Die Abwicklung beziehungsweise Verrechnung erfolgt dabei über RTGS-Konten im Zahlungsverkehrsmodul oder über dedizierte T2S-Geldkonten.
Als drittes TARGET Service-Angebot betreibt das Eurosystem TIPS (TARGET Instant Payment Settlement) zur Abwicklung von SEPA Echtzeit-Überweisungen (Instant Payments). Instant Payments können rund um die Uhr und an jedem Tag im Jahr – selbst am Wochenende und an Feiertagen – in Sekundenschnelle abgewickelt werden. TIPS ist rechtlich betrachtet ein Bestandteil von TARGET2, auch wenn es technisch als separate Plattform umgesetzt wurde. Die teilnehmenden Banken profitieren von der direkten Verrechnung in Zentralbankgeld und der Berücksichtigung ihrer Guthaben auf den dedizierten TIPS-Geldkonten bei der Mindestreserveerfüllung. Seit dem 25. November 2019 bietet auch die Deutsche Bundesbank ihren Nichtbankenkunden die Möglichkeit, Echtzeit-Überweisungen einzureichen beziehungsweise zu empfangen.
Viele Banken nehmen bereits am SEPA Instant-Überweisungsverfahren (SCT Inst Scheme) des EPC teil, dessen Zeichnung Voraussetzung für den Austausch von Instant Payments ist. Allerdings können diese Banken noch nicht in allen Fällen Zahlungen miteinander austauschen, da sie an unterschiedlichen Clearingsystemen teilnehmen und nicht alle dieser Clearingsysteme untereinander verbunden sind. Daher hat der EZB-Rat im Juli 2020 ein Maßnahmenpaket beschlossen, um über das Leistungsangebot des Eurosystems eine europaweite Erreichbarkeit aller Zahlungsdienstleister, die das SCT Inst Scheme gezeichnet haben, sicherzustellen. Spätestens seit November 2021 (mit einer Übergangsphase bis Ende März 2022) müssen alle Zahlungsdienstleister, die das SCT Inst Scheme gezeichnet haben und in TARGET2 erreichbar sind, auch in TIPS erreichbar sein; zudem müssen die technischen Konten aller Clearingsysteme, die SCT Inst Zahlungen abwickeln, von TARGET2 nach TIPS verlagert werden.
Die TARGET Service-Angebote sind ein wesentlicher Pfeiler der Finanzmarktinfrastruktur für den Euro. Die Bundesbank ermöglicht Finanzmarktakteuren eine Teilnahme an TARGET2 über das „Zahlungsverkehrsmodul TARGET2-BBk“. In TARGET2-BBk wurden im Jahr 2021 arbeitstäglich mehr als 196.000 Zahlungen im Wert von rund 720 Milliarden Euro eingeliefert. Der Anteil der deutschen Komponente an den Einreichungen insgesamt ging trotz eines absoluten Anstiegs zurück auf 52%, da im Gesamtsystem im Verhältnis mehr Zahlungen eingereicht wurden als in TARGET2-BBk. Über die Geldkonten von deutschen Banken in T2S wurden im Berichtsjahr wiederum deutlich mehr Wertpapiertransaktionen verrechnet als im Vorjahr. Arbeitstäglich erfolgten mehr als 290.000 Verrechnungen – und somit über 48% aller T2S-Transaktionen – über TARGET2-BBk. Das Betragsvolumen betrug dabei arbeitstäglich mehr als 250 Milliarden Euro. Aufgrund der Vorbereitungen zur Umsetzung der Maßnahmen des Eurosystems zur TIPS-Erreichbarkeit bei den deutschen Banken nahm die Anzahl der deutschen TIPS Zahlungen seit Juni 2021 sprunghaft zu.
Die Bundesbank ist jedoch im Zahlungsverkehr nicht nur in den TARGET Services aktiv. Mit ihrem System EMZ (Elektronischer Massenzahlungsverkehr) bietet sie vielmehr – komplementär zu anderen Dienstleistern im deutschen Interbanken-Clearing – auch verschiedene Abwicklungsmöglichkeiten für Massenzahlungen an. Im Jahr 2021 wurde mit rund 6,8 Milliarden EMZ-Zahlungen (Überweisungen, Einzüge, Karten- und Scheckzahlungen) erneut eine Rekordstückzahl erreicht. Arbeitstäglich wurden im Berichtsjahr mehr als 26 Millionen Zahlungen im Betrag von mehr als 16 Milliarden Euro über den EMZ weitergeleitet. Am Ultimo November 2021 konnte zudem nach dem Black-Friday-Wochenende mit mehr als 68 Millionen Transaktionen erneut ein neuer arbeitstäglicher Spitzenwert verzeichnet werden.