Oktober-Ergebnisse der Umfrage zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey) in Deutschland Kreditrichtlinien in allen Kreditsegmenten gestrafft
Die im Rahmen des Bank Lending Survey (BLS) befragten deutschen Banken haben im dritten Quartal 2025 ihre Vergaberichtlinien für Kredite an Unternehmen und private Haushalte gestrafft. Sie begründeten die Straffungen damit, dass das Kreditrisiko gestiegen und – bezogen auf Konsumenten- und sonstige Kredite an private Haushalte – ihre Risikotoleranz gesunken sei.
Die Kreditbedingungen im Firmenkundengeschäft und bei privaten Wohnungsbaukrediten gestalteten die befragten Banken ebenfalls restriktiver. Bei Konsumenten- und sonstigen Krediten an private Haushalte lockerten sie die Kreditbedingungen unterm Strich marginal.
Die Kreditnachfrage stieg in allen Kreditsegmenten weiter an; die Zuwächse waren aber geringer als im Vorquartal.
Die Quote notleidender Kredite und andere Indikatoren der Kreditqualität wirkten sich restriktiv auf die Angebotspolitik der Banken bei Unternehmenskrediten sowie Konsumenten- und sonstigen Krediten an private Haushalte aus.
Die bereits getroffenen und die für die Zukunft erwarteten Leitzinsentscheidungen des EZB-Rats trugen im Sommerhalbjahr 2025 über einen negativen Effekt auf das Zinsergebnis zu einer Verschlechterung der Ertragslage der Banken bei. Auch für das Winterhalbjahr 2025/26 rechnen die Banken mit einem negativen Effekt der Leitzinsentscheidungen auf das Zinsergebnis und auf ihre Ertragslage.
Die Umfrage zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey) erfasst drei Kreditsegmente: Unternehmenskredite, Wohnungsbaukredite an private Haushalte sowie Konsumenten- und sonstige Kredite an private Haushalte. Die befragten Banken strafften per saldo die Kreditrichtlinien (d. h. die internen Richtlinien oder Kriterien einer Bank für die Gewährung von Krediten) für Kredite an Unternehmen und private Haushalte. Der Nettoanteil von Banken, die ihre Anforderungen restriktiver gestalteten, lag für Unternehmenskredite bei + 10 % (nach + 3 % im Vorquartal). Die Straffung im Unternehmensgeschäft betraf vor allem große Unternehmen. Netto wurden die Kreditrichtlinien bei privaten Wohnungsbaukrediten von + 4 % (nach + 11 % im Vorquartal) und bei Konsumenten- und sonstigen Krediten an private Haushalte von + 7 % (nach + 11 % im Vorquartal) der Banken gestrafft. Die strengeren Richtlinien im Unternehmensgeschäft entsprachen nicht den ursprünglichen Planungen der Banken aus dem Vorquartal, bei denen die Banken noch von einer Lockerung ausgegangen waren. Die Straffungen der Richtlinien im Geschäft mit den privaten Haushalten standen dagegen im Einklang mit den Planungen der Banken.
Die Banken begründeten die Straffungen bei den Richtlinien für Unternehmenskredite vor allem mit einem gestiegenen Kreditrisiko. Relevant dafür waren insbesondere branchen- und firmenspezifische Faktoren, aber auch die eingetrübte Wirtschaftslage und die Konjunkturaussichten. Die Straffungen der Richtlinien für Kredite an private Haushalte führten die Banken ebenfalls primär auf ein gestiegenes Kreditrisiko zurück. Relevant waren dabei sowohl die allgemeine Wirtschaftslage und die Konjunkturaussichten sowie eine gesunkene Kreditwürdigkeit der Haushalte. Bei Konsumenten- und sonstigen Krediten an private Haushalte waren die Banken darüber hinaus weniger bereit, Risiken zu tolerieren. Für das vierte Quartal 2025 planen die Banken keine Anpassung der Richtlinien für Unternehmenskredite. Im Geschäft mit privaten Haushalten rechnen sie mit erneutem Straffungsbedarf bei den Kreditrichtlinien.
Die Kreditbedingungen (d. h. die in den Kreditverträgen vereinbarten tatsächlichen Bedingungen für die Gewährung von Krediten) strafften die Banken per saldo im Unternehmensgeschäft und bei privaten Wohnungsbaukrediten. Die restriktiven Anpassungen sind in beiden Kreditsegmenten das Ergebnis gestiegener Kreditzinssätze und bonitätsunabhängig erhöhter Margen. Bei den privaten Wohnungsbaukrediten verringerten die Banken außerdem die durchschnittliche Beleihungsquote. Die Banken führten die Straffungen im Unternehmensgeschäft in erster Linie auf ein gestiegenes Kreditrisiko zurück. Im privaten Wohnungsbaukreditgeschäft begründeten sie die strengeren Kreditbedingungen insbesondere mit einem schwächeren Wettbewerb. Im Bereich der Konsumenten- und sonstigen Kredite an private Haushalte lockerten die Banken die Bedingungen insgesamt, indem sie den Kreditzinssatz und die Margen für risikoreichere Kredite senkten. Sie begründeten dies mit einer Verbesserung ihrer Refinanzierungsbedingungen am Markt.
Nach Einschätzung der befragten Banken stieg die Nachfrage nach Bankkrediten in Deutschland im dritten Quartal 2025 in allen Kreditsegmenten per saldo an. Dabei blieben die Zuwächse hinter den Werten des Vorquartals zurück, insbesondere bei den privaten Wohnungsbaukrediten. Das Nachfrageplus im Unternehmensgeschäft fiel zudem deutlich geringer aus als von den Banken in der vorherigen Umfragerunde erwartet. Bei den privaten Haushalten entsprach die Zunahme in etwa den Erwartungen der Banken aus dem Vorquartal. Die gestiegene Nachfrage nach Unternehmenskrediten begründeten die Banken in erster Linie mit dem gesunkenen allgemeinen Zinsniveau. Im Vorquartal hatte dagegen der Mittelbedarf für Anlageinvestitionen noch wesentlich dazu beigetragen, dass die Kreditnachfrage zunahm. Den Nachfrageanstieg bei Wohnungsbaukrediten führten die Banken darauf zurück, dass sich nach Ansicht der privaten Haushalte die Aussichten auf dem Wohnimmobilienmarkt verbessert hätten und das Kreditzinsniveau trotz der jüngsten Anstiege weiterhin niedriger ist als im Zeitraum 2023 bis Mitte 2024. Das gesunkene Verbrauchervertrauen habe dagegen erstmalig seit dem vierten Quartal 2023 wieder nachfragedämpfend gewirkt. Die gestiegene Nachfrage nach Konsumenten- und sonstigen Krediten an private Haushalte führten die Banken primär darauf zurück, dass mehr langlebige Konsumgüter angeschafft worden seien. Die Kreditablehnungsquote stieg bei Unternehmenskrediten erneut an, die Zunahme war deutlicher als in den beiden vorangegangenen Quartalen. Auch im Geschäft mit privaten Haushalten nahm die Ablehnungsquote zu, bei Wohnungsbaukrediten zum ersten Mal seit sechs Quartalen. Für das vierte Quartal 2025 gehen die Banken im Firmenkundengeschäft und bei privaten Wohnungsbaukrediten von einer weiter zunehmenden Nachfrage aus. Bei den Konsumenten- und sonstigen Krediten rechnen sie dagegen mit einem Rückgang des Mittelbedarfs.
Die Oktober-Umfrage enthielt zusätzliche Fragen zu den Refinanzierungsbedingungen der Banken und zu den Auswirkungen der bereits getroffenen und der zukünftig erwarteten Leitzinsentscheidungen des EZB-Rats. Zudem waren Fragen zu den Auswirkungen der geldpolitischen Portfolien des Eurosystems sowie Fragen zu den Auswirkungen notleidender Kredite (NPLs) und anderer Indikatoren der Kreditqualität auf die Kreditvergabepolitik der Institute enthalten.
Die deutschen Banken berichteten vor dem Hintergrund der Lage an den Finanzmärkten von einer im Vergleich zum Vorquartal kaum veränderten Refinanzierungssituation. Die bereits getroffenen und für die Zukunft erwarteten Leitzinsentscheidungen des EZB-Rats minderten die Ertragslage der Banken insgesamt in den vergangenen sechs Monaten. Nachdem die mehrmaligen Zinssenkungen seit Juni 2024 zunächst positive Effekte auf die Ertragslage der Banken gehabt hatten, beurteilten die Banken die Wirkung nun zum zweiten Mal in Folge negativ. Für das Winterhalbjahr 2025/26 rechnen die Banken erneut mit einem negativen Einfluss der Leitzinsentscheidungen auf ihr Zinsergebnis und auf ihre Ertragslage. Der Abbau der für geldpolitische Zwecke gehaltenen Wertpapierbestände des Eurosystems trug in den vergangenen sechs Monaten dazu bei, dass die Banken in Deutschland ihre Bestände an Staatsanleihen des Euroraums erhöhten. Einen nennenswerten Einfluss auf die Finanzierungsbedingungen, die Ertragslage und die Eigenkapitalquote hatte der Portfolioabbau im Eurosystem nach Ansicht der Banken nicht.
Die NPL-Quote (prozentualer Anteil des Brutto-NPL-Bestands am Bruttobuchwert der Kredite) und andere Indikatoren der Kreditqualität wirkten sich im dritten Quartal 2025 aufgrund ihrer Höhe restriktiv auf die Kreditangebotspolitik gegenüber Unternehmen sowie bei Konsumenten- und sonstigen Krediten an private Haushalte aus. Für das vierte Quartal 2025 rechnen die Banken damit, dass sich die Kreditqualität in allen Kreditsegmenten restriktiv in ihrer Kreditangebotspolitik niederschlagen wird.
Die viermal im Jahr durchgeführte Befragung zum Kreditgeschäft fand in der Zeit vom 19. September bis zum 7. Oktober 2025 statt. An der Umfrage nahmen in Deutschland 33 Banken teil. Die Rücklaufquote lag bei 100 Prozent.
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