13. Regulatorische Fachtagung: Innovationskraft am Standort Deutschland stärken
Wir wollen Regulierung klarer, verständlicher und effizienter machen – und dabei weiterhin die Stabilität des Bankensystems sichern
, sagte Bundesbankpräsident Joachim Nagel auf der 13. Regulatorischen Fachtagung der Bundesbank in Frankfurt. Auf der Tagung diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Banken, Wertpapier- und Versicherungsunternehmen über aktuelle Chancen und Herausforderungen für Finanzindustrie und Aufsicht am Wirtschafts- und Finanzstandort Deutschland.
Welche Rolle der Wirtschafts- und Finanzstandort Deutschland für die Wettbewerbsfähigkeit der EU spielt, erörterte EU-Kommissarin Maria Luís Albuquerque, zuständig für Finanzdienstleistungen und die Spar- und Investitionsunion, in ihrer Videobotschaft. Sie beschrieb zudem, wie die Spar- und Investitionsunion die Wettbewerbsfähigkeit der EU und aller Mitgliedstaaten erhöhen könnte.
Mark Branson, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) erklärte auf der Tagung, vor welche Herausforderungen technologische Innovationen wie Quantencomputing und künstliche Intelligenz (KI) die Finanzaufsicht stellen. Ihm zufolge muss die Aufsicht Fortschritt fördern und ihr dort Grenzen setzen, wo Risiken für die Finanzstabilität bestehen.
Initiiert wurde die Tagung seitens der Hochschule der Deutschen Bundesbank.
Nagel: Komplexe Regulierung führt zu Nebenwirkungen
Laut Bundesbankpräsident führt die komplexe Regulierung von Banken in Europa teils zu Ineffizienzen. Manche Elemente würden sich sogar gegenseitig behindern. Ein Beispiel seien die Anforderungen für Eigenmittel. Eigenmittel dienen Banken dazu, Verluste zu decken und im Insolvenzfall Gläubiger zu schützen. Europäische Banken sehen sich heute mit einer Vielzahl paralleler Eigenmittelanforderungen konfrontiert
, so Nagel. Diese Vielzahl an Kapitalanforderungen bereite Banken, Aufsehern und Marktteilnehmern Schwierigkeiten, jederzeit zu erkennen, welche Anforderung gerade gilt. Zudem gäbe es zahlreiche Neben- und Wechselwirkungen, die die eigentlichen Ziele der Vorgaben untergraben können
, erläuterte Nagel. Beispielsweise verringern die Doppelanrechnung von Eigenmitteln für Puffer und parallele Mindestanforderungen die tatsächlich verfügbaren Puffer.
Dies könne bewirken, dass die Aufsicht Puffer zwar freigibt, Banken diese aber nicht nutzen können.
Nagel: Simplification ist machbar
Unter einer Vereinfachung (Simplification) der Bankenregulierung versteht Nagel einen gezielten Abbau unnötiger oder vielleicht sogar kontraproduktiver Komplexität.
Er betonte, dass Vereinfachen nicht Deregulieren bedeutet. In seiner Rede gab er Denkanstöße, um die Komplexität der Eigenmittelregulierung zu verringern: So könnte im Kapitalrahmen, also der Regulierung einer Bank im laufenden Geschäftsbetrieb, ausschließlich hartes Kernkapital verwendet werden. Hierzu zählen zum Beispiel ausgegebene Aktien oder einbehaltene Gewinne. Das würde die Anzahl der Eigenmittelanforderungen halbieren. Für kleinere, risikoarme Banken könnten die Anforderungen zum Beispiel sogar noch stärker vereinfacht werden. Statt komplexer, risikogewichteter Vorgaben besser eine höhere, aber unkomplizierte Verschuldungsquote
, sagte der Bundesbankpräsident.
Austausch über Wettbewerbsfähigkeit und Innovation
Auf der Tagung tauschten sich die Teilnehmenden auch dazu aus, wie die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft gestärkt und die Attraktivität des Finanzstandorts verbessert werden kann.
Referierende aus dem Privatsektor gaben Einblicke, wie digitale Innovationen und künstliche Intelligenz die Finanzbranche verändern und welche Chancen und Risiken daraus entstehen.
Ebenso im Fokus stand das Thema finanzielle Allgemeinbildung. Bei der Tagung diskutierten die Anwesenden über Ansätze, um diese in Deutschland zu verbessern.