Deutliche Mehrheit befürwortet Annahmepflicht für bargeldlose Zahlungsmittel
Regelmäßige Studien der Bundesbank zum Zahlungsverhalten zeigen: Die Nutzung bargeldloser Zahlungsmittel wächst. Gleichzeitig gibt es Bezahlsituationen, in denen Bürgerinnen und Bürger nicht wie gewünscht – bar oder unbar – bezahlen können, da die entsprechende Bezahloption nicht angeboten wird. Dies tritt vor allem bei unbaren Zahlungsmitteln auf. Im Rahmen der monatlichen Online-Befragungen der Bundesbank (Bundesbank Online Panel Haushalte) wurden im Juni 2025 4.048 zufällig ausgewählte Personen zum Thema Akzeptanz bargeldloser Zahlungsmittel befragt.
Teilweise keine bargeldlose Zahlung möglich
Demnach habe mehr als jeder zweite Befragte in den vergangenen Monaten die Erfahrung gemacht, vor Ort (in Geschäften, Restaurants oder ähnlichen Orten) nicht bargeldlos bezahlen zu können. Gut 28 Prozent der Befragten gaben an, dass es mehrfach vorgekommen sei, bei knapp 23 Prozent kam es zumindest einmal in den vergangenen Monaten vor.
Die Ergebnisse passen zu vorherigen Befragungen der Bundesbank zum alltäglichen Zahlungsverhalten. So zeigte die Studie zum Zahlungsverhalten in Deutschland 2023, dass bei gut vier von fünf der erfassten Bezahlvorgänge auch eine bargeldlose Zahlung möglich war – ein Anstieg um rund 20 Prozentpunkte gegenüber der Vorgängerstudie von 2021. Während also die Studie zum Zahlungsverhalten den Anteil der Bezahlvorgänge darstellt, bei denen bargeldlose Zahlung möglich war (81 % der aufgezeichneten Bezahlvorgänge), gibt die aktuelle Befragung an, wie viele der Befragten in den vergangenen Monaten die Erfahrung gemacht haben, zwar bargeldlos bezahlen zu wollen, aber nur Bargeld akzeptiert wurde (51 % der Befragten). Auch die aktuelle Befragung zeigt somit, dass die Bürgerinnen und Bürger in einigen Situationen noch nicht frei gemäß ihren Präferenzen zwischen barer- und bargeldloser Zahlung wählen können.
Ältere Befragte vermissen unbare Bezahloptionen seltener
Unter älteren Befragten war der Anteil derer, die in den vergangenen Monaten bargeldlos bezahlen wollten, dies aber nicht konnten, deutlich geringer. So gaben bei den über 65-jährigen 40 Prozent an, mindestens einmal in den vergangenen Monaten nicht bargeldlos bezahlen zu können; bei den unter 25-jährigen betrug der Anteil fast 60 Prozent. Ein Faktor hierfür dürfte das Zahlungsverhalten älterer Personen sein, die tendenziell deutlich häufiger Barzahlung bevorzugen. Zwischen städtischen und ländlichen Regionen zeigten sich hingegen keine größeren Unterschiede.
Bundesbank setzt sich für das Bargeld und Wahlfreiheit beim Bezahlen ein
Die Bundesbank setzt sich dafür ein, dass die Bürgerinnen und Bürger stets so bezahlen können, wie es ihren Präferenzen entspricht. Ein Kernziel der Bundesbank ist daher der Erhalt und die Stärkung der Verfügbarkeit und Akzeptanz von Bargeld. Dies steht auch im Einklang mit den Zielen der Europäischen Kommission, die sich mit einem Gesetzespaket für die Stärkung des Euros und insbesondere der Rolle des Bargelds einsetzt. Andererseits sollten die Bürgerinnen und Bürger auch bargeldlos bezahlen können, wenn sie dies wünschen.
Auch die Bundesregierung setzt sich für die Wahlfreiheit beim Bezahlen ein. So sieht der aktuelle Koalitionsvertrag vor, dass künftig neben Bargeld auch stets eine digitale Bezahloption angeboten werden soll. Im Hinblick auf eine mögliche Annahmepflicht ist zu beachten, dass grundsätzlich Vertragsfreiheit zwischen Käufer und Verkäufer im Hinblick auf das Zahlungsmittel gilt. Wie eine mögliche Annahmepflicht bargeldloser Zahlungsmittel rechtlich ausgestaltet werden würde, ist zurzeit noch offen. Vor dem Hintergrund der Initiative der Bundesregierung wurden die Befragten auch nach ihrer Einschätzung zu einer möglichen Annahmepflicht bargeldloser Zahlungsmittel gefragt.
Befragungsergebnisse deuten auf breite Unterstützung für eine mögliche Annahmepflicht bargeldloser Zahlungsmittel hin
Knapp drei Viertel der Befragten befürworten eine generelle Annahmepflicht von unbaren Zahlungsmitteln im Einzelhandel. So sprechen sich 32 Prozent der Befragten stark, und 41 Prozent eher für eine Annahmepflicht unbarer Zahlungsmittel aus. 17 Prozent beziehungsweise 8 Prozent der Befragten lehnen diese hingegen eher beziehungsweise strikt ab.
Die Einschätzung zu einer möglichen Akzeptanzpflicht variiert nach soziodemografischen Merkmalen. Während sich über 80 Prozent der jüngeren Befragten für eine Annahmepflicht aussprechen, beträgt dieser Wert gut 60 Prozent bei Personen über 45 Jahren. Tendenziell befürworten Personen mit höherem Einkommen stärker eine Akzeptanzpflicht. Zudem war die Zustimmung in größeren Städten etwas ausgeprägter als in kleineren Gemeinden oder ländlichen Regionen.
Die Mehrheit der Befürworter bevorzugt eine generelle Annahmepflicht
Studien zu den Kosten von Zahlungsmitteln im Handel zeigen, dass kleinere Unternehmen tendenziell höhere Kosten für die Annahme und Abwicklung von Zahlungen zu tragen haben. Daher wurden die Befürworter einer Annahmepflicht auch befragt, ob sie eine generelle oder eine nach Unternehmensgröße beziehungsweise nach Höhe des Betrags abgestufte Annahmepflicht bevorzugen. Etwa die Hälfte befürwortet eine generelle Regelung. Jeweils etwa ein Viertel der Befürworter würde hingegen eine differenzierte Annahmepflicht je nach Höhe des Betrags beziehungsweise der Größe des Einzelhändlers präferieren.