Ein Bagger bei Erdarbeiten auf einer Baustelle. Blick aus einem großen Betonrohr heraus. ©Anoo / AdobeStock

Deutsche Wirtschaft erholt sich leicht

Die Wirtschaftsleistung in Deutschland ist zuletzt wieder etwas gestiegen, schreibt die Bundesbank in ihrem Monatsbericht. Laut der Schnellmeldung des Statistischen Bundesamtes stieg das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal 2024 saisonbereinigt um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Im letzten Vierteljahr 2023 war es noch kräftig um 0,5 Prozent gesunken. 

Bau, Industrie und Exporte legten zu

Insbesondere der Bau, der von günstigen Wetterverhältnissen profitierte, konnte zuletzt wieder zulegen. [Auch] die Industrieproduktion und die Exporte schlugen sich besser, als es die schwache Nachfrage erwarten ließ, schreiben die Fachleute. Vor allem die energieintensiven Wirtschaftszweige wie die chemische Industrie konnten ein kräftiges Produktionsplus verzeichnen. Es könnte sein, dass damit nach den starken Belastungen durch die Energiekostenschübe im Gefolge des russischen Angriffs auf die Ukraine eine Umkehr hin zu einer moderaten Erholung einsetzt, heißt es im Monatsbericht weiter. Allerdings hätten andere gewichtige Branchen, wie der Maschinenbau oder die Automobilindustrie Produktionsrückgänge zu verzeichnen, weshalb eine breit angelegte Erholung der Industrie noch auf sich warten lasse. Auch der private Konsum blieb im ersten Quartal schwunglos. Trotz stabilem Arbeitsmarkt und realen Einkommenszuwächsen, zeigten sich die Konsumenten verunsichert. Dagegen konnte der Dienstleistungssektor wohl deutlich zulegen, heißt es in dem Bericht.

Aussichten hellen sich allmählich auf

Im zweiten Quartal 2024 dürfte die Wirtschaftsleistung erneut etwas ansteigen, schreiben die Fachleute. Sie rechnen mit positiven Impulsen vom privaten Konsum und einer weiteren Erholung der Dienstleister. In der Industrie könnten sich die energieintensiven Branchen moderat erholen. Für eine durchgreifende Erholung fehle es zurzeit jedoch noch an einem breit angelegten Anstieg der Neuaufträge. Die aufgehellten Geschäftserwartungen im Verarbeitenden Gewerbe dürften erst im zweiten Halbjahr der Produktion spürbar mehr Schwung verleihen. Auch im Bau ist die Nachfrage weiterhin sehr schwach. Insgesamt nimmt die Konjunktur in der Grundtendenz wohl allmählich etwas Fahrt auf, fassen die Autorinnen und Autoren zusammen.

Arbeitsmarkt weiterhin robust

Der deutsche Arbeitsmarkt erwies sich auch im Winter 2024 als sehr stabil, so der Monatsbericht. Die Erwerbstätigkeit stieg gegenüber den Schlussquartal 2023 saisonbereinigt geringfügig um 38.000 Personen beziehungsweise 0,1 Prozent. Die registrierte Arbeitslosigkeit wuchs im gleichen Zeitraum saisonbereinigt leicht um 24.000 Personen, die entsprechende Quote stieg um 0,1 Prozentpunkte auf 5,9 Prozent. Nach Angaben der Fachleute lässt der Blick auf die Frühindikatoren für die kommenden Monate keine größere Änderung am deutschen Arbeitsmarkt erwarten.

Weiterhin hohes Lohnwachstum erwartet

Mit 6,2 Prozent konnten die Tarifverdienste im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr kräftig zulegen. Zu diesem erheblichen Lohnwachstum trugen sowohl dauerhafte Tarifanhebungen als auch hohe abgabenfreie Inflationsausgleichsprämien bei, schreibt die Bundesbank. Die jüngsten Tarifabschlüsse weisen laut Monatsbericht auf ein weiterhin hohes Lohnwachstum hin: Das auf zwölf Monate umgerechnete Lohnplus beträgt zwischen 3,0 Prozent in der Zeitarbeit und bis zu 10,6 Prozent in der Logistik und Spedition. Aktuell bewegen sich die Lohnforderungen der Gewerkschaften zwischen 7 Prozent und 15 Prozent für 12 Monate Laufzeit und damit weiterhin auf hohem Niveau. Zwar sei die Inflation seit dem Hochpunkt 2022 erheblich zurückgegangen, schreiben die Fachleute, die angesammelten Reallohnverluste der vergangenen drei Jahre seien den Gewerkschaften aber weiterhin bewusst. 

Inflationsrate sinkt nur noch wenig

Die Verbraucherpreise gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex stiegen im ersten Quartal 2024 saisonbereinigt wieder leicht um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Die Expertinnen und Experten schreiben den Anstieg insbesondere den zu Jahresbeginn gestiegenen Preisen für Dienstleistungen sowie den verteuerten Industriegütern ohne Energie zu. Dagegen blieben die Preise für Nahrungsmittel nahezu konstant, die für Energie fielen sogar erneut. In der Vorjahresbetrachtung fiel die Inflationsrate nur noch wenig von 3,0 Prozent im Schlussquartal 2023 auf 2,7 Prozent. Die Kernrate (HVPI ohne Energie und Nahrungsmittel) lag im Winter weiterhin merklich oberhalb der Gesamtrate bei 3,4 Prozent. Die Bundesbank rechnet für den Mai mit einer erneut steigenden und in den kommenden Monaten um ein etwas höheres Niveau schwankenden Inflationsrate. Grund hierfür seien insbesondere Basiseffekte, zum Beispiel beim Personennahverkehr durch Einführung des „Deutschland-Tickets“ im Mai vergangenen Jahres.