Deutsche Wirtschaftsleistung stagnierte wohl im zweiten Quartal
Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte laut aktuellem Monatsbericht der Bundesbank im zweiten Quartal in etwa stagniert haben. Grund waren unter anderem Vorzieheffekte bei den Exporten und der Industrieproduktion aufgrund erwarteter höherer US-Zölle im ersten Quartal. Zudem konnte der Dienstleistungssektor seine Aktivität wohl nur leicht ausweiten, auch weil vom privaten Konsum weniger Impulse gekommen sein dürften. Vom Bausektor sind sogar deutlich negative Wachstumsbeiträge zu erwarten.
Weiterhin schwache Nachfrage nach Industrieprodukten
Die Nachfrage nach deutschen Industrieprodukten aus dem In- und Ausland zog zwar etwas an
, schreiben die Fachleute, sie sei jedoch nach wie vor gering. Im Juni habe sich zwar die Unternehmensstimmung verbessert, heißt es im Bericht. Kurzfristig drohe der deutschen Exportwirtschaft jedoch zusätzlicher Gegenwind durch die US-Zollpolitik. So habe US-Präsident Trump kürzlich angekündigt, dass ab dem 1. August 2025 Zusatzzölle von 30 Prozent (anstelle des im April eingeführten Basiszollsatzes von 10 Prozent) auf Produkteinfuhren aus der EU in Kraft treten, falls es nicht zuvor zu einer Einigung kommt.
In der Deutschland-Prognose vom Juni hatte die Bundesbank für die Basislinie noch einen Zollsatz von 10 Prozent zugrunde gelegt. Träte der nun angekündigte Zollsatz in Kraft, stellte er insofern ein beachtliches konjunkturelles Abwärtsrisiko dar
, warnen die Volkswirtinnen und Volkswirte.
Angeschoben durch die Automobilindustrie habe die Industrieproduktion im Mittel von April und Mai im Vergleich zum Vorquartal leicht zugelegt. Damit steuert sie auf den zweiten Quartalszuwachs in Folge zu, nachdem sie zuvor sieben Quartale lang geschrumpft war
, stellen die Fachleute fest. Allerdings konnten nicht alle Bereiche zulegen: Die Produktion von Vorleistungsgütern, wie beispielsweise die Herstellung von chemischen oder von Metallerzeugnissen blieb in den ersten beiden Monaten des zweiten Quartals hinter dem Durchschnitt des ersten Quartals zurück.
Arbeitsmarkt weiterhin stabil
Bereits den dritten Monat in Folge blieb der Beschäftigungsstand praktisch unverändert. Auch die Frühindikatoren zeigten sich kraftlos. Im Verarbeitenden Gewerbe überwögen die Personalabbaupläne. Die Arbeitslosigkeit stieg im Juni saisonbereinigt um rund 11.000 Personen auf 2,97 Millionen Personen. Dies entspricht einer unveränderten Quote von 6,3 Prozent. Hier verbesserten sich die Aussichten nur leicht: Das IAB-Barometer Arbeitslosigkeit erhöhte sich zwar im Juni den dritten Monat in Folge. Es befindet sich jedoch weiter im negativen Bereich, der für eine ansteigende Arbeitslosigkeit in den nächsten drei Monaten steht
, heißt es im Monatsbericht.
Die Inflationsrate sank im Juni leicht auf 2,0 Prozent
Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex stieg saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat erneut leicht um 0,1 Prozent. In der Vorjahresbetrachtung sank die Teuerungsrate jedoch insgesamt leicht von 2,1 Prozent im Mai auf 2,0 Prozent im Juni. Auch die Kernrate ohne Energie und Nahrungsmittel schwächte sich ab, von 2,7 Prozent auf 2,5 Prozent. Die Bundesbank rechnet damit, dass die Inflationsrate in den kommenden Monaten um die Marke von 2 Prozent schwankt.